Trends bei Schaltern, Tastern & Co.

Bedienelemente auf dem Weg zu Industrie 4.0

25. Februar 2022, 11:07 Uhr | Andreas Knoll
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Dr. Roland Aubauer, Captron Electronic: »Ergonomie und Ausfallsicherheit sind entscheidend«

Dr.-Roland-Aubauer von Captron-Electronic
Dr. Roland Aubauer von Captron Electronic
© Captron Electronic

Elektromechanische Bedienelemente benötigen heutzutage Mikrocontroller für Funktionen wie die Selbstdiagnose und Schnittstellen für den bidirektionalen Datenaustausch. Dr. Roland Aubauer, Senior Director Research & Development bei Captron Electronic, verdeutlicht die Gründe dafür.

Design&Elektronik: Mit welchen Innovationen und Alleinstellungsmerkmalen wollen Sie im Bereich Schalter und Taster gegenüber Ihren Mitbewerbern bestehen?

Dr. Roland Aubauer: Wir legen großen Wert auf einfache Bedienbarkeit und Langlebigkeit. Unsere kapazitiven Touch-Bedienungen sind widerstandsfähig und eignen sich dank der Umwelt- und Vandalensicherheit auch für den öffentlichen Personenverkehr. Außerdem erweitern wir die Technik unserer HMI kontinuierlich – beispielsweise mit optischen Sensoren, um die Berührungserkennung unter allen Umständen sicher zu gewährleisten und Fehlauslösungen etwa durch Schmutz oder Wasser auszuschließen. In Zukunft wollen wir nicht nur Lieferant von Komponenten sein, sondern eine Gesamtlösung für unsere Kunden bieten. Mit der Gründung von Captron Solutions können wir Unternehmen auch als Dienstleister für Softwarelösungen und Prozessberatung noch besser zur Seite stehen.

Wie intelligent oder »smart« müssen elektromechanische Bedienelemente sein, um den HMIs von morgen gerecht zu werden?

Die Anforderungen an HMIs steigen von Tag zu Tag, denn auch die Prozesse der Industrie 4.0 werden zunehmend komplexer. Dementsprechend müssen HMIs so intelligent wie möglich sein. Aus diesem Grund integrieren wir Mikrocontroller, um flexibel auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Damit lässt sich beispielsweise ein Wartungsbedarf durch Selbstdiagnose rechtzeitig prognostizieren. Gerade bei modernen Bedienelementen ist das essenziell, denn Anlagen oder öffentliche Verkehrsmittel benötigen eine hundertprozentige Ausfallsicherheit.

Wie lassen sich die Funktionsparameter elektromechanischer Bedienelemente programmieren beziehungsweise konfigurieren? Inwieweit ist dabei eine Kontextsensitivität möglich?

Elementar für ein gutes und je nach Anwendung situativ anpassbares HMI sind Schnittstellen für den bidirektionalen Datenaustausch. In der Industrie nutzen wir IO-Link als Standard für unsere Sensortaster.

Zitat-Dr.-Roland-Aubauer_Captron
© Captron Electronic

Aber auch in der eigenen Produktion bietet diese Technik individuelle Konfigurationsmöglichkeiten. So lassen sich Parameter wie Empfindlichkeit oder Farbwahl sogar außerhalb des Produktionswerks beim Kunden vor Ort abändern.

In welchen Touchscreen-HMI-Anwendungen sind elektromechanische Bedienelemente sinnvoll, und in welchen Ausführungen und Funktionsweisen lassen sie sich integrieren?

Elektromechanische Elemente zur Interaktion dürften ausgedient haben, denn die Bediengewohnheiten haben sich im Laufe der letzten Jahre massiv geändert. Bei modernen Smartphones etwa fallen solche Elemente oft komplett weg. Speziell die jüngere Generation kennt keine Wähltasten an Telefonen mehr und erwartet einen Touchscreen. Wir verwenden daher Displaytaster, die eine übersichtliche Darstellung und zugleich eine nutzerfreundliche Interaktion bieten.

Welche neuen Normen, Vorschriften und Regelwerke sind im Kontext Schalter und Taster von Elektronikentwicklern zu beachten?

Dies alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Es gibt regelmäßig neue Vorschriften und Richtlinien – sogar je nach Anwendungsgebiet oder Land. Zu beachten sind etwa Normen für Niederspannungsschaltgeräte und Maschinenrichtlinien, aber auch EU-Vorgaben oder Richtlinien für die Barrierefreiheit in Bus und Bahn. Und damit fängt es erst an. Die Hersteller müssen sich daher immer nach dem jeweiligen Anwendungsgebiet und der jeweiligen Industrie ausrichten. Wir sind mit unserem jahrelangen Praxiswissen breit aufgestellt und erkundigen uns regelmäßig über die neuesten Updates in unseren Märkten. Dadurch verfügen wir über das nötige Know-how und zahlreiche Zulassungen für unterschiedliche Branchen.

Was raten Sie bei der Auswahl von Schaltern und Tastern grundsätzlich zu beachten?

Ergonomie und vor allem Ausfallsicherheit sind essenzielle Qualitäten eines modernen HMI. Funktionen zur Selbstanalyse werden im Zuge von Predictive Maintenance immer wichtiger, um die Anlagenverfügbarkeit zu erhöhen. Auch die Einhaltung der Normen und Richtlinien des jeweiligen Einsatzgebiets sollte selbstverständlich sein. Und zu guter Letzt kommt es auf eine zeitnahe Lieferfähigkeit der einzelnen Produkte oder Komponenten an. Denn fällt ein HMI aus, droht ein Anlagenstillstand, und der kann hohe Folgekosten verursachen. Wir setzen daher auf zuverlässige logistische Partner und auf ein gut ausgestattetes Lager, um Engpässen vorzubeugen.


  1. Bedienelemente auf dem Weg zu Industrie 4.0
  2. Anette Riedl-Materna, Schurter AG: »Auch Schalter und Taster werden smart«
  3. Moritz Futterer, Rafi: »Die Haptik auf den Touchscreen bringen«
  4. Markus Zemke, N&H Technology: »Touchscreen plus E-Mech: Die Kombi macht‘s«
  5. Dr. Roland Aubauer, Captron Electronic: »Ergonomie und Ausfallsicherheit sind entscheidend«
  6. Oliver Kluj, Knitter-Switch: »Weniger ›Smartness‹ bedeutet mehr Kompatibilität«

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!