Eine Situation wie derzeit haben die Hersteller von frequenzgebenden Produkten selten erlebt. Covid-19 beeinflusst die Lieferketten, jedoch nicht überall in gleichem Maße. Und fast nebenbei gibt es auch Neuentwicklungen bei den Taktgebern.
Die Auswirkungen dessen, was derzeit in China geschieht, sind kaum abzusehen, im Moment können wir nur Zustandsbeschreibungen abgeben«, sagt Christian Dunger, Vorstandsvorsitzender von WDI. Die Zustandsbeschreibungen haben es in sich: Die Hersteller in China können – wenn überhaupt – nur geringe Mengen fertigen, weil ein Großteil der Wanderarbeiter wegen der Quarantänemaßnahmen und Reisebeschränkungen immer noch nicht zu ihren Arbeitsplätzen reisen kann. »Die Provinzverwaltungen erteilen die Genehmigungen nur schrittweise«, so Dunger.
Deshalb hätten die Werke in China die Auftragseingänge über die vergangenen vier Wochen in vielen Fällen noch nicht einmal bestätigt. Aber immerhin: »Seit dem 24. Februar fahren die meisten Hersteller von Frequency-Control-Produkten in Mainland China die Fertigung wieder hoch.« Jetzt würden sie auch damit anfangen, die über die vergangenen Wochen aufgelaufenen Auftragseingänge abzuarbeiten und schrittweise zu bestätigen. Wenn nichts dazwischen kommt, könnte in rund vier Wochen 60 bis 80 Prozent der Fertigungskapazität wieder erreicht sein. Nach und nach ergibt sich ein Bild, wie lange es voraussichtlich dauern wird, die Kapazitäten wieder hochzufahren und wie viel sie produzieren werden – jedenfalls solange die eigenen Lagerbestände an Vormaterialien halten werden.
Daran wird klar: Die Fertigungskapazität stellt nur eines der Probleme dar. Denn die Logistik ist in China ebenfalls weitgehend zum Erliegen gekommen. Inwieweit zuverlässig und ausreichend Vormaterialien bezogen werden können, sobald die eigenen Lagerbestände zur Neige gehen, ist deshalb heute gar nicht abzusehen.
Besonders fällt ins Gewicht, dass der chinesische Zoll in vielen Regionen des Landes lahmgelegt ist. Viele Waren können ihn derzeit weder nach China hinein noch in umgekehrter Richtung passieren. Zehntausende unabgefertigte Container nach und aus China sollen sich bereits aufgetürmt haben. Rund 350.000 Container wurden aus dem globalen Handelsverkehr „herausgenommen“. Allein die chinesische Staatsrederei Cosco hat in den zurückliegenden vier Wochen rund 70 Containerschiffe nicht aus dem Land auslaufen lassen, viele weitere Schiffe anderer Reedereien sollen vor der Küste auf Reede liegen, die derzeit nicht gelöscht werden können oder auf den Transport von Ware warten. Sogar die disponierte Ware, die noch vor dem chinesischen Neujahresfest fertig gestellt wurde, kann China nicht verlassen. Um auf die Frequency-Produkte zurückzukommen: Wer nicht sauber und mit großzügiger, eigener Lagerhaltung disponiert habe, so Dunger, werde mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben.
Wie schnell sich die Logistik erholt, ist also ebenfalls schwer abzuschätzen, selbst unter der optimistischen Annahme, dass sich die Lage wieder normalisiert. Sollte es dagegen neue Ausbrüche der Lungenkrankheit geben, die neue Quarantänemaßnahmen nach sich ziehen, würde sich die Lage weiter verschlimmern.
Allerdings habe WDI aus Krisensituationen in der Vergangenheit gelernt, allen voran Fukushima im Jahr 2011. Seit damals habe WDI konsequent die Strategie verfolgt, mit Lieferanten aus verschiedenen Weltregionen zusammenzuarbeiten. »Deshalb können wir auf Alternativ-Produkte ausweichen, wenn die chinesischen Hersteller nicht liefern. Außerdem können wir schnell Zweit- und Drittquellen freigeben lassen bzw. haben dies bei dem Gros unserer Bestandskunden bereits in der Vergangenheit getan.«
So produzieren die Partner in Taiwan derzeit auf Vorkrisenniveau oder darüber. Doch selbstverständlich können die Auswirkungen auf die Anwender der Frequency-Control-Produkte nicht ausbleiben. Weil nun viele bei den Herstellern anfragen und bestellen, die nicht in China fertigen, steigen die Lieferzeiten: »Auf Produkte, die bis vor der Krise in zwölf Wochen zu haben waren, müssen die Anwender jetzt bereits bis zu 20 Wochen warten.« Und selbstverständlich führe das auch hier und da bereits zu Konditionsanpassungen, also auch steigenden Preisen seitens der Hersteller. Vieles hängt nun davon ab, ob es China gelingt, die Ausbreitung des Virus wirklich einzudämmen. Genau das kann niemand vorhersehen. Dungers Fazit: »Niemand weiß wirklich, wie die Situation in zwei bis vier Wochen aussehen wird, alle Spekulationen sind im Grunde unseriös.«
Auch Rüdiger Zahn, Geschäftsführer von Auris, spricht von einer bisher noch nicht dagewesenen Situation. Einige Fertigungen in China hätten Probleme, und zwar vor allem, weil die Versorgung mit Rohmaterialien nicht kontinuierlich klappt. Zwar werde durchaus in den Werken gefertigt, »leider erhalten wir aber nicht die Mengen, die wir hier bräuchten«, so Zahn. Speziell an der Zulieferung von Blanks und Gehäusen mangele es, hier gibt es ja sowieso nicht allzu viele Zulieferer weltweit.