Jens Gamperl, Sourceability

»Die Supply Chain durchgehend digitalisieren«

17. Dezember 2019, 14:45 Uhr | Karin Zühlke
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Sourceengine Wettbewerb zur Distribution?

Das heißt, Sie konsolidieren auch die Rechnungsstellung für den Kunden?

Ja, das ist korrekt.

Sie sprechen von weltweitem Vertrieb. Welche Bedeutung hat die Regionalität insbesondere für die Sourcengine in Europa?

Wir können noch so viel digitalisieren, ein Key-Account-Management kann das in Deutschland und Europa nicht ersetzen. Insofern haben wir hierin investiert: Herr Christian Meier leitet seit Mitte letzten Jahres das Geschäft in Deutschland.

In Deutschland zählt Preis und Leistung. In Asien ist das anders. Der Kunde in Deutschland und Europa muss die Wahl haben: Er will das System sehen und vom Außendienst erklärt bekommen. Wenn er das System gut findet, findet man einen Weg für die Zusammenarbeit.

Wie groß ist Ihr Footprint in Europa?

Wir haben in München, Amsterdam und Stockholm Büros und 20 Vertriebsleute in Europa, die auch proaktiv Business Development betreiben. Diese können intern auf FAE-Ressourcen zugreifen.

Sie haben die Sourcengine 2018 auf der electronica erstmals in Europa vorgestellt. Wie haben die Kunden aus dem deutschsprachigen Raum reagiert?

Die Kunden aus Deutschland und Österreich waren vom Konzept begeistert. Ein Knackpunkt war aber die Bestellung direkt über die Webseite www.sourcengine.com. Die Firmen wollten unser System nutzen, aber auf ihrer Plattform. Kleine Bestellmengen werden direkt online abgewickelt, aber sobald es in die Supply Chain ins Volumengeschäft geht, möchte das keiner über ein offenes Internet abwickeln. So ist das Thema „Integration“ entstanden. Wir haben es dann innerhalb von sechs Monaten geschafft, dass die Kunden unser Angebot in ihr ERP-System integrieren können. Das erfolgt entweder über ein Widget oder über APIs.

Gibt es Unterschiede zum Kundenverhalten in anderen Regionen?

Besonders in Asien ist zu sehen, dass dort noch sehr Hands-on gearbeitet wird, dort werden Preislisten zum Teil noch per Excel verschickt. Das eröffnet natürlich für uns interessante Perspektiven. In China haben wir alles für uns neu erfinden müssen. Das ist ein ganz separater Markt, aber wenn man drin ist, ist es ein sehr attraktiver Markt.

Würden Sie die Sourcengine als Wettbewerber zur Distribution sehen?

Nein, wir sind kein Wettbewerb zur Distribution, schließlich kaufen wir ja bei der Distribution. Wir sind Treiber der Digitalisierung unserer Lieferanten. Von unseren Lieferanten stellen momentan lediglich etwa 120 API-Schnittstellen zur Verfügung, alle anderen arbeiten per .xls oder sogar noch per PDF. Wir entwickeln Tools, die von Herstellern und Distributoren für ihre Digitalisierung genutzt werden können.

Sieht der Kunde, wo er kauft?

Nein, in der Regel nicht, aber wir garantieren die volle Traceability. Und wir garantieren, dass er ungewollt keine Angebote von unabhängigen Distributoren erhält. Nur wenn der Kunde das für seinen Zugang ausdrücklich wünscht, ist es möglich, auch Non-franchised-Distributoren freizuschalten.

Der Kunde kann standardmäßig sehen, ob die Ware „Factory direct“ oder vom „Franchise Distributor“ kommt. Außerdem stellen wir die technischen Daten zur Verfügung. Ferner kann der Kunde sehen, wer Alternativen zu dem gewünschten Produkt herstellt. Darüber hinaus kann er auswählen zwischen „Best Offer“ – das ist ein Mix aus verschiedenen Kriterien- Lowest Price oder fastest Delivery.


  1. »Die Supply Chain durchgehend digitalisieren«
  2. Sourceengine Wettbewerb zur Distribution?
  3. Die Finanzierung von Sourcengine

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu elektroniknet

Weitere Artikel zu Distribution