Jens Gamperl, Sourceability

»Die Supply Chain durchgehend digitalisieren«

17. Dezember 2019, 14:45 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Die Finanzierung von Sourcengine

Sind auch Predictive-Analysen über die BOM möglich?

Ja. Wir helfen den Kunden, beim Design-in die Bauteile zu filtern, die z.B. von Obsoleszenz betroffen sind. Das heißt, der Lifecycle Status eines gelisteten Produktes kann abgefragt werden.

Wie stellen Sie dennoch sicher, dass keine „graue Ware“ über die Plattform in die Lieferkette kommt?

Auf der Plattform werden ausschließlich traceable Sources wie Hersteller oder Franchise-Distributoren gelistet. In unserem traditionellen Geschäft wird die Ware von unseren Laboren geprüft. Es gibt bei uns drei verschiedene Level der Qualitätssicherung. Bei Level drei wird das Bauteil geöffnet und der Die herausgenommen und geprüft. Wir sind bereits preferred Supplier von Firmen wie Flextronics, Jabil und anderen Tier-1-EMSlern und diese Firmen führen sehr penible Audits zur Qualitätssicherung durch.

Speziell für die Auftragsfertiger dürfte Ihre Sourcengine recht interessant sein …

Ja, in der Tat. Für den EMS ist unsere Plattform auch eine Arbeitserleichterung. Er kann beispielsweise kleinere Lieferanten über die Sourcengine quoten lassen, damit er sie selber nicht mehr im SAP verwalten muss. Oder ein OEM-Kunde kann die Ware direkt im Warenkorb freigeben und den Warenkorb an seinen Fertigungs-Dienstleister senden. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Es können zudem sämtliche Einkaufsrechte für Personen einer Organisation hinterlegt werden.

Können EMS auch ihre Überbestände über die Plattform verkaufen?

Nein. Die Problematik der Überbestände ist, dass oft gar nicht klar ist, was genau an Überbeständen bei der jeweiligen Firma am Lager vorhanden ist, oder ob die Ware nicht mehr original verpackt bzw. versiegelt ist. Das ist für die Plattform daher leider nicht geeignet.

Wie finanzieren Sie die Sourcengine – über Margen?

Wir finanzieren uns über eine Handelsspanne. In Zukunft könnte sich das Modell auch verändern, indem wir zum Beispiel nur eine Transaktionsgebühr erheben und dafür die Nutzung des Marktplatzes über Software-Lizenzen vermarkten. Direktlieferungen unserer Lieferanten an die entsprechenden Kunden könnte dann eine weitere Option darstellen.

Wie stellen Sie sicher, dass Lieferbeschränkungen für bestimmte Länder eingehalten werden?

Das machen wir im Kerngeschäft sowieso. Als US-amerikanisches Unternehmen müssen wir hier natürlich absolut sicherstellen, dass Exportbeschränkungen eingehalten werden.

Wie weit ist Ihrer Erfahrung nach der Einkauf in Europa beim Thema „Digitalisierung“?

Die Bereitschaft, den Einkauf durchgehend zu digitalisieren, ist vom Kunden in Europa noch nicht sehr stark ausgeprägt. Im Einkauf sind die Aufgaben sehr verteilt, das heißt, ein Einkäufer holt die Angebote ein, ein zweiter konsolidiert sie und ein Dritter bestellt. Das macht eine Digitalisierung relativ schwierig. Auf der Sourcengine hat der Einkauf alle Tasks auf einer Plattform, das macht den Schritt in Richtung Digitalisierung sicher einfacher.


  1. »Die Supply Chain durchgehend digitalisieren«
  2. Sourceengine Wettbewerb zur Distribution?
  3. Die Finanzierung von Sourcengine

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