Proof-of-Concepts

Schneller zur Vorentwicklung und zum Produkt

9. August 2022, 11:24 Uhr | Karin Zühlke
Die Boards, die Rutronik System Solutions bisher realisiert hat, können alle auf dem RDK2 gestapelt und optimal miteinander kombiniert werden.
© Rutronik

Mit Proof-of-Concepts bietet Rutronik eigene Hard- und Software-Lösungen, die teilweise auf eigenem IP beruhen. Welcher Mehrwert entsteht dadurch für Kunden, und wie genau sind diese Aktivitäten bei Rutronik aufgebaut? Fünf Fragen an Stephan Menze, Head of Global Innovation Management bei Rutronik.

Elektronik: Proof-of-Concepts von Rutronik System Solutions – worum handelt es sich dabei konkret?

Stephan Menze: Bei unseren Proof-of-Concepts handelt es sich um eigene Hard- und Softwarelösungen, die teilweise auf unserem eigenen IP basieren. Unsere Ansätze sind neu und bisher nicht bekannt bzw. gedacht worden. So entstehen individuell zugeschnittene, teils patentierte Lösungen, die die Vorentwicklungsphase beschleunigen und so den oftmals entscheidenden Zeitvorsprung liefern. Dabei greifen wir nicht in das jeweilige Geschäftsmodell ein, sondern stehen beratend zur Seite.

Unsere Leistungen haben wir in verschiedene Support-Level kategorisiert und in einer Pyramide zusammengefasst. Die Basis bildet unser Kerngeschäft als Broadline Distributor mit der damit verbundenen Expertise beispielsweise im Bereich Logistik. Auf Level 1 erhalten unsere Kunden weiterführenden technischen Support in Bezug auf einzelne Komponenten. Auf der nächsten Stufe – dem »Design Level« – entwickeln wir Development Boards unserer Hersteller weiter, indem wir sie mit anderen Boards oder anderer Software kombinieren. Durch dieses Weiterdenken können wir neue Systeme realisieren. Auf dem »Advanced Design Level« entwickeln wir eigene Boards wie das RDK2 und die entsprechende Software. Dafür nutzen wir ausschließlich Bauteile, die sich in unserem Produktportfolio befinden und kombinieren so deren Stärken miteinander. Die vierte und höchste Stufe bildet das »Research Level«. Hier bieten wir Systemlösungen an, die auf unserem eigenen IP basieren und in Teilen patentiert sind. Dabei arbeiten wir eng mit Hochschulen, Universitäten und weiteren externen Partnern zusammen und vereinigen einzigartige Forschung mit den Interessen bzw. Bedürfnissen der Industrie.

Sie sprechen von Rutronik-eigenem IP – also entstehen dabei auch patent- fähige Lösungen?

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Stephan Menze von Rutronik
Stephan Menze von Rutronik.
© Rutronik

Auf dem angesprochenen »Research Level« erschaffen wir etwas Einzigartiges, das es in dieser Form noch nicht gab. Mit der Patenterteilung schützen wir einerseits unser geistiges Eigentum und andererseits ist es uns dann möglich, dass wir unsere Technologie offenlegen können. So sind wir in der Lage, transparent mit unseren Kunden über die Details unserer Lösung zu sprechen und unseren Ansatz zu erklären.

Ein Beispiel für ein bereits patentiertes System ist unser hybrides Energiespeichersystem (HESS), bei dem wir die Vorteile von Batterien und Supercaps intelligent miteinander verknüpfen. Man könnte sagen, wir vereinen das Beste aus zwei Welten. Gemeinsam mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau haben wir eine digitale Schaltung entwickelt. Je nach Laststromanforderung werden so entweder die Batterie oder die Supercaps genutzt. Durch die intelligente, situationsabhängige Ansteuerung wird die Lebensdauer von Batterien erheblich verlängert und das Temperaturverhalten des Gesamtsystems verbessert. Darüber hinaus arbeiten wir bereits an weiteren einzigartigen Systemen und Patenten.

Was war der Antrieb für Rutronik, selber Proof of Concepts zu entwickeln?

Wir analysieren natürlich stets den Markt und prüfen, wie wir uns im Sinne unserer Kunden weiterentwickeln und unsere Stärken noch besser einbringen können. Uns als Distributor zeichnet aus, dass wir die Herausforderungen der Industrie genau kennen, über ein breites Produkt- portfolio verfügen und die fachliche Expertise, welche Bauteile für die jeweilige Applikation am besten geeignet sind.

Zitat von Herrn Stephan Menze
Zitat von Herrn Stephan Menze
© Rutronik

Mit Rutronik System Solutions bzw. mit unseren Proof of Concepts (PoC) gehen wir den nächsten logischen Schritt, um unsere Kunden noch besser unterstützen zu können. Wir vereinen hochinnovative Forschung mit den Bedürfnissen der Industrie. So entsteht eine Symbiose, die für unsere Kunden einen einzigartigen Mehrwert darstellt.

Inwieweit sind System- bzw. Entwicklungspartner bei der Entstehung involviert?

Wir kooperieren mit Hochschulen, Universitäten und weiteren externen Partnern. In den vergangenen Jahren haben wir uns ein sehr großes Hochschul-Partnernetzwerk aufgebaut. Dazu gehören neben der Westsächsischen Hochschule Zwickau, die TU-Chemnitz, die Hochschule Pforzheim und die DHBW. Jeder der genannten Partner hat seinen speziellen Forschungsschwerpunkt in den Bereichen Leistungselektronik, Sensorik, Batteriemanagementsysteme und IoT. Unser Ziel ist es, den aktuellen Stand der Forschung schneller und gezielter in den Markt zu überführen sowie Lösungen anzubieten, die für die Industrie auch wirklich umsetzbar sind.

Darüber hinaus erhalten wir vollumfänglichen Support von unseren Herstellern. Sie erkennen den Mehrwert, der sich aus unseren Proof of Concepts bzw. Rutronik System Solutions ergibt.

Welcher Mehrwert genau entsteht durch PoCs für die Kunden?

Mit unseren individuell zugeschnittenen Lösungen beschleunigen wir die Vorentwicklungsphase unserer Kunden deutlich und reduzieren die Time to Market. Zum einen optimieren wir mit Rutronik System Solutions bestehende Lösungen, wodurch sie z. B. effizienter, leistungsstärker oder kostengünstiger werden. Zum anderen machen wir Lösungen von morgen schon heute für unsere Kunden zugänglich. Das betrifft sowohl Hard- als auch Softwarelösungen.

Viele Kunden befassen sich beispielsweise mit intelligenten Anwendungen der Smart Factory beziehungsweise dem Smart Home. Bauteilehersteller sind absolute Hardwarespezialisten und natürlich Experten für ihre eigenen Produkte. Im Bereich Software sind aber teilweise Lücken vorhanden. Genau hier setzen wir an und bieten mit unseren Proof of Concepts Softwaremodelle an, die auf die jeweilige Anwendung individuell angepasst werden können. Ein weiteres Beispiel ist die Integration eines Sensors, das ein umfassendes Verständnis für das Gesamtsystem voraussetzt. Dadurch erfordert die Entwicklung von smarten Anwendungen immer mehr Zeit. Auch hier unterstützen wir zum Beispiel mit unserem Rutronik Adapter Board – Sensorfusion.

Grundsätzlich kann man sagen: Indem wir mit unseren Lösungen einen Schritt vorausdenken, gelingt es dem Kunden, einen Schritt voraus zu sein. So erhalten unsere Kunden einen Zeitvorsprung, der oftmals entscheidend ist.
 

Die Fragen stellte Karin Zühlke


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