Wann beginnt für Sie der Design-In-Support und wie weit geht die Unterstützung?
Endrich: Das ist ganz unterschiedlich – teilweise beginnen wir ein Projekt in der Konzeptphase, in einigen Fällen erarbeiten wir die Spezifikation zusammen mit dem Kunden. Darüber hinaus geben wir Empfehlungen ab, was aus Kosten- und Nutzensicht sinnvoll ist.
Unsere Kompetenz reicht mittlerweile vom Bauelement bis hin zum System: So haben wir bei den HighPower LEDs für General Lighting vor einigen Jahren mit der LED angefangen, heute bieten wir ein komplettes System: LED plus Kühlkörper bzw. Verbindung zum Kühlkörper inklusive Optiken und Halterungen sowie die Stromversorgungen.
Ein anderes Beispiel für unsere System-Expertise ist die Temperatursensorik: Hier haben wir zusammen mit unserem Kunden und dem Hersteller Tateyama einen Sensor entwickelt, der mehrere Stunden hintereinander über 1000 Grad aushalten kann. Bei diesem Projekt ging unsere Arbeit sogar in die Basismaterialforschung hinein.
Sie hatten zuvor die Erweiterung des Produktspektrums auf Radarsensoren erwähnt. Gibt es dazu schon eine konkrete Franchise-Vereinbarung?
Würth: Wir haben kürzlich eine Vertriebsvereinbarung für Zentraleuropa mit geschlossen. In Deutschland sind wir der einzige Vertriebspartner von RFbeam. Anders als Pyrosensoren sind die Radarsensoren auf größere Reichweiten ausgelegt, sind in der Lage gegenüber ihrer Umgebung fein zu differenzieren, tolerant bei den Umgebungstemperaturen und brauchen keine Linsen. Der Sensor misst beispielsweise durch Plastik hindurch, lässt sich also beispielsweise unauffällig hinter einem Schalter platzieren. Mögliche Anwendungsbereiche sind kurz gesagt überall dort zu finden, wo sich etwas bewegt: von der Home Automation über den Industriebereich bis hin zum Automobil. Diese hochwertigen und technisch anspruchsvollen Produkte sind besonders interessant für mittelständischen Kunden, die damit innovative Neuentwicklungen generieren können. Insofern passt diese Linienerweiterung sehr gut zu unserer Mittelstandsstrategie.
Planen Sie im Bereich der Radarsensoren auch eigene Produkte zu entwickeln?
Endrich: Klassische Eigenprodukte planen wir nicht, projektbezogene Entwicklungen zusammen mit Kunden und Lieferanten wie im vorher beschriebenen Beispiel der Temperatursensoren sind aber auch hier denkbar.
Mit welchen Erwartungen starten Sie ins neue Jahr?
Endrich: Unsere Umsatzentwicklung ging 35 Jahre bergauf - abgesehen von den letzten zwei Jahren. Das aktuelle Geschäftsjahr 2010 (Anm. de Redaktion: Das Geschäftsjahr 2010 endet am 31.03.2011) läuft wieder sehr gut, wir liegen jetzt zu Beginn des vierten Quartals bereits 25 Prozent über der Planung und damit auf Niveau von 2008. - Für 2011 streben wir ebenfalls ein deutliches Wachstum an mit dem Ziel stärker als der Markt zu wachsen.
Gibt es Expansionsgedanken?
Würth: Wir sind heute hauptsächlich in Zentraleuropa präsent und werden diese Präsenz weiter flächendeckend ausbauen. Darüber hinaus wollen wir unser Engagement in Osteuropa erweitern.
Warum Osteuropa?
Würth: Weil wir die Tendenz sehen, dass mehr und mehr Kunden die Produktion von Asien zurückziehen und nach Osteuropa verlagern, hier wollen wir mit dem Kunden mitgehen und ihn vor Ort betreuen. Außerdem entstehen in Osteuropa immer mehr Design Center, die eine zentrale Rolle für uns spielen.