Die linearen 10-Mbit/s-Verbindungen kommunizieren über ein Standard Media Independent Interface (MII) mit bestehenden Switches und integrieren sich so nahtlos in das Ethernet-Restnetzwerk. Natürlich muss bei einem langsameren Bus dem Aspekt der Servicequalität besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das Kanalzugriffsverfahren im Falle einer linearen Bustopologie für 10BASE-T1S verwendet eine Art Round-Robin-Mechanismus, der eine höhere Bandbreitenauslastung ermöglicht als die Arbitrierung in CAN, der immer etwa 50 Prozent der Bandbreite geopfert wird. Zudem werden keine Übertragungs-Slots verschwendet, wie es in einem festen Zeitplan, den FlexRay verwendet, wahrscheinlich ist.
Wie kann ein reibungsloser Übergang gelingen?
Das bedeutet, dass die fahrzeuginterne Netzwerktechnologie zur optimalen Unterstützung des Software-basierten Fahrzeugs vorhanden ist. Zwei Fragen bleiben offen: 1. Wie kann ein reibungsloser Übergang zu diesem vollständig IP/Ethernet-basierten Netzwerk erfolgen? 2. Wie geht man mit anderen Technologien wie Sensorbussen um?
Um wirklich von den Eigenschaften von Ethernet zu profitieren, sollte das gesamte Netzwerk umgestellt werden und nicht nur einzelne Bereiche. Solange Ethernet nur in Teilen Legacy-Technologien 1 zu 1 ersetzt, ist mit zusätzlichen Kosten zu rechnen – oder zumindest nicht mit sinkenden. Je länger die Übergangszeit ist, desto länger fallen diese Kosten an und desto länger dauert es, bis der Fahrzeughersteller von den wirklich relevanten Eigenschaften Ethernets profitieren und Fahrzeuge anders entwickeln kann. Da die harte Währung der Automobilhersteller Kosten sind und jahrelang diese Währung durch das Streben nach lokalen Optima unterstützt wurde, benötigen Autohersteller eine klare Mission für die Umstellung.
Muss die gesamte Kommunikation im Fahrzeug ausschließlich über Ethernet/IP erfolgen? Nein, im Prinzip unterstützt der Aufbau auch sensorartige Verbindungen, die idealerweise lokal (sonst behindern sie den zonalen Ansatz) und isoliert sind und keine Netzwerkfunktionen erfordern. Möglicherweise können sogar andere, kleine und räumlich begrenzte „private“ Subnetze für ganz bestimmte Anwendungen integriert werden. Jede Kommunikationstechnologie muss jedoch qualifiziert und gewartet werden und erzeugt so Aufwand und Kosten und ihr Einsatz sollte gut überlegt werden.
Zusätzlich wird jede am Markt erfolgreiche Technologie (auch die lokal eingesetzten) weiterentwickelt und ggf. mit Funktionalitäten versehen, die weit über die ursprünglich vorgesehenen hinausgehen. So besteht das Risiko, dass aus kleinen, lokalen Anbindungen Parallelnetze mit gleichen Funktionalitäten entstehen, die eigentlich auch durch andere Technologien abdeckbar wären. Eine Technologie, die sich am Markt nicht durchsetzt, kann später zu einem Lieferproblem führen. Gerade bei lokal eingesetzten Technologien mit kleinem Markt ist das Risiko durchaus real. Jede (damit auch jede lokale) Verbindung, die nicht Teil des Netzwerks ist, reduziert die Flexibilität und damit auch die Chancen, von einer nahtlosen Kommunikation wirklich zu profitieren. Jede Technologie, die nicht auf einem Standard basiert, kann zu einem ernsthaften Problem werden. Je mehr Ethernet/IP, desto besser! (ku)