Natürlich sind sich die Automobilhersteller der Komplexität der heutigen E/E-Architektur bewusst. Die Diskussion über mögliche Verbesserungen konzentriert sich häufig jedoch auf die harte Währung der Hersteller: die Hardware-Kosten. Dies führt oft zu inkrementellen Verbesserungen, welche die E/E-Architektur weiterhin als eine Summe von ECUs mit entsprechenden Kommunikationstechnologien zwischen ihnen behandeln. Eine echte Veränderung erfordert jedoch einen ganzheitlichen Ansatz. Bild 2 zeigt ein Beispiel für eine E/E-Architektur, die nach ganz anderen Design-Kriterien erstellt wurde.
Es ist sofort ersichtlich, dass ein solches System zu enormen Veränderungen in Kabelbaum und Kabelbaumproduktion führen würde. Die heutigen maßgeschneiderten Kabelbäume könnten durch kleinere, weniger komplexe und maschinell montierte Kabelbaumsegmente ersetzt werden. Da diese Vorgehensweise der Logik der bereits erwähnten harten Währung der Automobilhersteller entspricht, ist sie leicht zu vermitteln. Entsprechend wird diese zonale Architektur auch häufig diskutiert.
Aber der Blick täuscht. In Bild 2 geht es nicht darum, die Kabelbaumproduktion zu ändern, sondern darum, das Software-definierte Fahrzeug zu stärken. In der wirklich digitalisierten Welt folgt die Hardware den Anforderungen der Software und lässt Raum für Erweiterungen. Da der Hauptunterschied zum bisherigen Ansatz nicht in der verwendeten Hardware liegt, ist dies viel schwieriger zu visualisieren und damit auch schwieriger zu vermitteln.
Das Auto als Software-Produkt
Die Behandlung des Autos als Software-Produkt (mit einer mechanischen Funktionalität als gewünschtem Ergebnis) ist die eigentliche Revolution. Ziel dieser Revolution ist es, das Kundenerlebnis zu verbessern, indem man Innovationen schneller und in größerer Vielfalt anbieten kann und die Einschränkungen der heutigen starren Entwicklungszyklen hinter sich lässt. Von den verschiedenen Transformationen, die eine solche Änderung innerhalb der Automobilhersteller erfordert, befasst sich dieser Artikel mit der Kommunikationsinfrastruktur innerhalb der Fahrzeuge.
Kernelemente innerhalb eines verteilten Software-Systems sind die Zugänglichkeit von Rechenleistung und Daten sowie die Trennung von Hard- und Software. Weitere wichtige Aspekte sind maschinelles Lernen, Update- und Upgrade-Fähigkeit, Software-Wiederverwendung und Drittanbieterintegration. Das ideale (fahrzeuginterne) Netzwerk für ein solches System ist robust, flexibel (sowohl in Bezug auf Datenrate als auch Topologie) und unterstützt grundlegende Kommunikationsprinzipien in Bezug auf Dienste, Sicherheit und Quality of Service (QoS). Es gibt bereits eine Kommunikationstechnologie, die genau diese Anforderungen unterstützt: Ethernet.