Der persönliche Programmdirektor kennt sehr genau den Fahrer sowie dessen Hörgewohnheiten. Er kann die aktuellen Informations- und Unterhaltungswünsche des Fahrers prognostizieren und daraus automatisch ein Programm generieren. Dazu gehört künftig vielleicht auch, Hintergrundinformationen zu anstehenden Geschäftsterminen zu recherchieren sowie Customer-Relationship-Management- und Corporate-Informationen – an geeigneter Stelle und individuell auf den Hörer zugeschnitten – in das Programm einfließen zu lassen.
Darüber hinaus ist der persönliche Programmdirektor lernfähig und weiß anhand des Nutzungsverhaltens des Fahrers dessen Vorlieben besser zu deuten. Das Nutzerverhalten kann über implizite und explizite Verfahren erfasst werden. Implizit wird z.B. das Überspringen eines Inhalts als Missfallen interpretiert, explizit erfolgt die Bewertung durch den Nutzer. Dabei muss sichergestellt werden, dass die persönlichen Daten und die Privacy des Nutzers geschützt sind.
Wie sieht das Szenario aus Nutzersicht aus? Morgens wählt der Fahrer sein persönliches Morgenprogramm aus. Dieses kann einen Mix aus Musik, Nachrichten und anderen Informationen enthalten. Generiert wird dieses Programm beispielsweise auf Basis von eingestellten Präferenzen, erlerntem Nutzerverhalten, Kontext-informationen aus dem Fahrzeug (Position, aktuelle Verkehrssituation, Personen im Fahrzeug, deren Präferenzen und anstehende Geschäftstermine). Beim Ampelstopp, im Stau oder im Rear-Seat-Entertainment können dabei auch Video-Inhalte eingespielt werden. Neben dem Morgenprogramm kann es beliebige weitere Programme mit anderen Präferenzen und erlerntem Nutzerverhalten geben.
Die Benutzerschnittstelle sieht im Fahrzeug im Idealfall einfach aus. Das persönliche Programm könnte zukünftig genauso ausgewählt werden wie ein Radiosender heute, nur, dass dieses Radioprogramm nicht mehr aus einer spezifischen Quelle mit Inhalten gespeist wird, sondern prinzipiell mit Inhalten aus allen verfügbaren Quellen. Die Präferenzen zu einem persönlichen Programm können sowohl im Fahrzeug als auch im OEM-Portal angepasst werden.
Unbestritten ist, dass ein solches maschinell generiertes Programm nie an die Emotionalität eines echten Radioprogramms heranreichen und auch ein Live-Programm nicht ersetzen kann. Es stellt aber eine wichtige Ergänzung dar, die dem Wunsch nach individueller Mediennutzung Rechnung trägt und das umfangreiche Medienangebot für den Kunden im Fahrzeug sinnvoller nutzbar macht.
Neben dem vollständig generierten Programm sind auch Abstufungen denkbar, bei denen beispielsweise zu einem normalen Broadcast-Programm Zusatzinformationen eingespielt werden oder der Nutzer über interessante Inhalte Informiert wird.
Damit der persönliche Programmdirektor funktioniert, werden Medieninhalte, wie z.B. Nachrichten, Musik und der Wetterbericht, im Fahrzeug zwischengespeichert. Der verpasste Wetterbericht wird der Vergangenheit angehören. Das Programm stoppen oder Pausen schalten, ohne dabei eine Sekunde Programm zu verlieren, könnte so möglich sein. Dabei werden nicht beliebige Medieninhalte zwischengespeichert, sondern nur solche, die auf Basis der Kontextinformationen sinnvoll erscheinen. Diese Technologie ermöglicht es, dass der Lieblingssender auch beim Verlassen des Sendegebiets zum ständigen Begleiter des Fahrers wird. Darüber hinaus müssen die gespeicherten Inhalte im Fahrzeug automatisch aktualisiert werden (Bild 5).
Dafür werden intelligente Algorithmen benötigt, die auf Basis der verfügbaren Kontextinformationen die entsprechenden Inhalte für das Programm auswählen. Die Kontextinformationen können unterteilt werden in Profilinformationen zu Fahrer und Passagieren, Umgebungsinformationen und Daten aus der Fahrzeugsensorik. Zu den Profilinformationen gehören Attribute wie Alter, Geschlecht, Familienstand, aber auch Informationen aus dem Kalender, z.B. zum nächsten Geschäftstermin. Ergänzt werden diese Informationen durch die programmbezogenen Präferenzen des Benutzers, wie etwa die bevorzugten Nachrichtenkategorien und die Musikart. Darüber hinaus ist die Historie des Nutzerverhaltens zur Optimierung der Auswahl von Medieninhalten für das Programm aufzuführen. Die Umgebungsinformationen beschreiben Daten wie z.B. Wetter, Landschaft, Verkehrsinformationen und Straßentyp. Zusätzlich können Daten wie die GPS-Position mittels Fahrzeugsensorik oder Navigationssystem ermittelt werden. Mit dem Prototypen ILeNa (Intelligente lernende Navigation) der BMW Forschung und Technik GmbH kann sogar eine Prognose zum Fahrzweck erstellt werden.