Infotainment und Telematik

Das Auto unterwegs zum sicheren Endgerät

23. November 2012, 9:35 Uhr | Hans Roth und Rick Kreifeldt
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Fortsetzung des Artikels von Teil 4

Cloud macht mobik

Bei der Integration des digitalen Lebensstils ins Auto stehen die Hersteller zudem vor der Herausforderung, den Funktions- und Inhaltsreichtum sowie die Schnelllebigkeit der Web-Trends abzubilden. Ein heutiger Ansatz besteht darin, Apps zu entwickeln, die heruntergeladen werden können und direkt auf dem Infotainment-System laufen, wie Toyota Entune oder Toyota Touch & Go. Diese Systeme sind schon an sich sicher, weil alle Apps unter der Führung der OEMs entwickelt werden und deren strenge Kriterien zur Bedienungsfreundlichkeit einhalten. Allerdings haben diese Systeme das Problem, dass dabei im Prinzip neue, eigenständige Endgeräteplattformen entstünden – ohne ein weit ausgebreitetes Ökosystem wie bei iOS oder Android. Daher müssten die Hersteller eigene Apps entwickeln, was aufwendig wäre.
Die Integration des Smartphones mit dem Auto über Bluetooth, USB, WiFi oder die direkte Integration des Autos ins Internet durch 4G-Breitbandverbindung sowie der Technologiestandard Mirror Link des Car Connectivity Consortiums (CCC) eröffnen ein viel breiteres Spektrum. Die ersten Versuche der Hersteller, dieses zu nutzen, mündeten in einer Generation an Web-Connectivity-Plattformen, die von Ap­ples und Googles App-Store-Prinzip inspiriert sind. Die Idee besteht darin, angepasste Smartphone-Apps in das Infotainment-System an Bord zu inte­grieren. Beispiele hierfür sind Fords SYNC Applink, GMs MyLink oder BMWs BMW/Mini Connected. Diese Systeme ermöglichen es dem Fahrer, Apps aus den Stores der Hersteller auf sein Smart­phone herunterzuladen. Die Apps kommunizieren mit dem Infotainment-System und erlauben es dem Fahrer, auf Online-Services zuzugreifen, zum Beispiel lokale Restaurantreservierungen.
Die Herausforderungen dieser App-Plattformen bestehen darin, dass die Integration der Apps mit dem Auto extrem aufwendig ist und ständige Updates erfordert, um die Kompatibilität zwischen Auto und Web-App aufrecht zu halten. Zudem ist es bei diesem Ansatz schwer, dem Fahrer ein einfaches und einheitliches Nutzungserlebnis zur Verfügung zu stellen, weil er nicht nur zwischen einzelnen Funktionen wechseln, sondern jeweils verschiedene Apps aufrufen muss. Und nicht zuletzt liegt die Gefahr darin, dass die Hersteller mit ihren relativ langen Zyklen den Trends der Internet-Industrie hinterherlaufen. Eine MySpace-App etwa würde heute in einem Auto hoffnungslos veraltet wirken, obwohl MySpace vor einigen Jahren zu den wichtigsten Netzwerken zählte. Und dieser Zyklus spielte sich in einem für die Automobilindustrie relativ kurzen Zeitraum ab. Hinzu kommt, dass es sich dabei in der Regel um herstellerspezifische, proprietäre Systeme handelt. Um dieses Problem zu lösen, hat das CCC MirrorLink entwickelt. Dabei handelt es sich um ein System, von dem die Schöpfer hoffen, dass es Industriestandard wird. So können Apps auf einem Smartphone laufen, diese Funktion wird dabei aber vollständig über das integrierte Infotainment-System gesteuert. Ermöglicht wird das durch Spiegelung des Smartphone-Bildschirms auf dem Infotainment-System und Fernsteuerung der Apps über das Infotainment-System. Leider erlaubt dieses System jedoch weder eine tiefe Informationsintegration wie Chevy MyLink, noch kann der OEM das Look & Feel der Applikation kontrollieren, wie es BMW mit dem System Mini Connected kann.


  1. Das Auto unterwegs zum sicheren Endgerät
  2. Sichere und bequeme Infotainment-Bedienung garantieren
  3. Steuerung über natürliche Sprache
  4. Bald auch Gesten und Mimik?
  5. Cloud macht mobik
  6. Das Problem der Produktlebenszyklen lösen
  7. Vorbild Radio, Vorteil Cloud
  8. Ausblick
  9. Die Autoren

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