Viele Bedienkonzepte von Zulieferern und Autoherstellern gehen in Richtung Multimodalität (Bild 1), also einer Kombination der Interaktion per Sprache, Haptik und Gestik. Zunehmende Bedeutung kommt dabei der Gestensteuerung zu, die noch im Entwicklungsstadium begriffen ist.
Im Mix der Sprach- und Haptikeingaben eignet sich die Gestensteuerung für Infotainment-Funktionen, die sich mit einfachen Gesten möglichst intuitiv ansteuern lassen. Der Benutzer sollte in jedem Fall nicht durch verzweigte Menüstrukturen navigieren müssen, um die gewünschte Funktion auszuführen. Mögliche Anwendungsbeispiele für Gestensteuerung wären etwa das Wechseln des Radiosenders, Annehmen eines Anrufs, das Versenden einer SMS oder E-Mail, Stummschalten der Musik oder der Wechsel von Applikationen im Infotainment-System. Denkbar sind auch die Steuerung der Klimaanlage und der Innenraumbeleuchtung.
Um die Gestensteuerung zur Serienreife zu bringen, muss zunächst ein Katalog an akzeptierten Gesten angelegt werden. Darüber hinaus ist eine geeignete Erkennungstechnologie notwendig. Hier stehen gestenempfindliche Oberflächen, Kameras oder Infrarotsensoren zur Auswahl. Vor allem letztere haben sich bereits als vielversprechend erwiesen. Ein Beispiel für die innovative Umsetzung berührungsfreier Eingabe mit Infrarottechnik ist High Ambient Light Independent Optical System von der Mechaless Systems GmbH, kurz Halios genannt. Mit dem Halios-Sensor ist es möglich, Bewegungen von Objekten in der Nähe zu identifizieren. Der Sensor unterscheidet verschiedene Arten von Bewegungen, zum Beispiel Richtung und Geschwindigkeit, und kann Standardbewegungen wie Antippen, Schieben, Ziehen oder Wischen differenzieren.
Einen interessanten Ansatz stellt das Multitouch-Lenkrad dar, das von Wissenschaftlern an der Universität Duisburg-Essen am Lehrstuhl für Pervasive Computing und User Interface Engineering entwickelt wurde. Hierbei handelt es sich um den Prototyp eines Lenkrads, dessen komplette Oberfläche gleichzeitig als Display fungiert und Berührungseingabe erkennt. Das Multitouch-Lenkrad ist derzeit in der Lage, 20 Gesten zu erkennen, einschließlich Pinch-to-Zoom wie beim iPhone. Versuche mit dem Prototyp haben ergeben, dass die Nutzung von Gesten die visuelle Beanspruchung des Fahrers reduziert. Die Testpersonen waren in der Lage, bestimmte Interaktionen auszuführen, wobei sie den Blick von der Straße nicht so lange abwenden mussten wie bei herkömmlichen Instrumententafeln.
Ob sich die Bedienung per Gesten durchsetzt, hängt von vielerlei Faktoren ab. Vor allem die Akzeptanz des Nutzers spielt dabei eine wichtige Rolle. Dass er grundsätzlich dafür bereit ist, zeigt die breite Akzeptanz der Spielekonsolen. Zudem ist es hilfreich, wenn sich die Industrie anfangs auf einfache Gesten beschränkt, um den Anwender nicht zu überfordern. Bei der Nutzung verschiedener Eingabemethoden sollte ein möglichst nahtloses ganzheitliches Konzept erkennbar sein. Auch wäre es in diesem frühen Stadium sinnvoll, sich industrieweit auf ein Standard-Gestenportfolio zu einigen, was der Verbreitung entgegenkäme.