Was bedeutet Konnektivität im Zusammenhang mit dem Laden von Elektrofahrzeugen? Auf der grundlegendsten Ebene heißt das, dass die Ladestationen untereinander, mit ihren Nutzern sowie mit der vernetzten Welt kommunizieren können. Dafür muss in der Praxis eine der folgenden Technologien genutzt werden: Festverdrahtung, WiFi oder Mobilfunktechnologie.
Festverdrahtete Verbindungen sind schnell und zuverlässig. Aber sie sind ungeeignet für das Ausmaß der Herausforderung, die eine umfassende Ladeinfrastruktur mit sich bringt: Um ein echtes landesweites EV-Netzwerk zu schaffen, ist es notwendig, überall Ladestationen aufzustellen – von Parkplätzen bis hin zu Straßenecken. Ethernet-Kabel mögen in bestimmten Bereichen der richtige Ansatz sein, aber sie sind keine Universallösung: Das Verlegen von Kabeln quer durch die Städte wäre kostspielig, unpopulär sowie unpraktisch und würde darüber hinaus die Einführung von E-Technologien behindern.
Die WiFi-Konnektivität macht eine physische Verkabelung überflüssig und ist in Wohn- und Geschäftsgebäuden weit verbreitet. Tatsächlich nutzen wir bereits WiFi, um viele IoT-Anwendungen in unseren Häusern und anderswo zu verwalten. Aber WiFi ist anfällig für Störungen bzw. Ausfälle, und auch für Angriffe. Damit ist es für unternehmenskritische Anwendungen schlecht geeignet: WiFi lässt sich vielleicht für den Betrieb eines intelligenten Thermostats zu Hause verwenden, aber sicherlich ist es wünschenswert, dass die Technik in Krankenhäusern oder bei der Steuerung des Straßenverkehrs robuster ist.
Die dritte Option ist die Mobilfunkverbindung – im Wesentlichen die Ausstattung von Ladestationen mit einer direkten, drahtlosen Internetverbindung. Das klingt möglicherweise teuer oder kompliziert, muss es aber nicht sein. Es gibt heute bereits mindestens zwei Milliarden IoT-Geräte mit Mobilfunkverbindung. Diese Art der Konnektivität bietet eine unübertroffene Abdeckung, eine permanent verfügbare Verschlüsselung und eine robuste zugrunde liegende Infrastruktur. Sie ist die erste Wahl für anspruchsvolle IoT-Anwendungen.
Es geht beim Aufbau einer EV-Infrastruktur also nicht nur um die Verlegung von Stromleitungen, sondern auch um Konnektivität. Die Wahl der richtigen Schnittstellen wird entscheidend dazu beitragen, dieses wirtschaftsweite Problem zu lösen. Die Entscheidungen der kommenden Monate haben dabei Folgen für die kommenden Jahrzehnte. Ladestationen müssen als lebenswichtige Infrastruktur anerkannt werden. In diesem Zusammenhang ist es entscheidend, entsprechend Zeit und Energie in die Entwicklung der zugrunde liegenden IoT-Hardware und Konnektivitätsprodukte zu investieren.
In einigen Fällen werden kabelgebundene oder WiFi-Verbindungen ausreichen. Aber für viele EV-Anwendungen sind spezielle, robustere Mobilfunktechnologien erforderlich, um die Ladeinfrastruktur mit dem intelligenten Stromnetz zu verbinden. Denn letztlich sind EV-Ladegeräte nicht einfach nur physische Objekte: Sie sind vernetzte Geräte. Als solche müssen sie betrachtet werden. Denn jetzt ist es an der Zeit, intelligente Entscheidungen zu treffen, um die Wirtschaft zu dekarbonisieren und die Stabilität der Energieversorgung zu gewährleisten.
Frank Stöcker
ist CEO und Mitbegründer von EMnify. Mit mehr als 15 Jahren Branchenerfahrung hat der Unternehmer und Telekommunikationsexperte früh erkannt, dass die neue Welle vernetzter Dienste gleichzeitig auch innovative Konzepte zur Vereinfachung der Konnektivität auf globaler Ebene erfordert. Bevor er EMnify mitbegründete, hatte er Führungspositionen bei MACH und Syniverse inne.