Daimler bringt 2018 eine Flotte von zehn schweren Elektro-Lkw für die Erprobung im Betriebsalltag auf die Straße. Die eLKWs haben eine Reichweite von bis zu 200 km – bei gewohnter Fahrleistung und Nutzlast.
Ausgewählte Kunden erhalten in den nächsten Wochen einen von zehn eActros von Daimler – mit einem Gesamtgewicht von 18 beziehungsweise 25 Tonnen. Der Kundeneinsatz soll unter realen Bedingungen Erkenntnisse hinsichtlich Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit liefern.
Daimler Trucks konzipierte den eActros für den Einsatz im Alltagsbetrieb, wobei es noch zahlreiche technische und betriebswirtschaftliche Herausforderungen gibt – allen voran die Reichweite und Kosten der Batterien, aber auch die notwendige Infrastruktur für den Einsatz in den gewerblichen Flotten der Kunden.
»Mit dem Mercedes-Benz eActros geben wir jetzt einen schweren Elektro-Lkw als Zwei- und Dreiachser in Kundenhand. Zunächst steht dabei der innerstädtische Waren- und Lieferverkehr im Fokus – die hier benötigten Reichweiten kann unser Mercedes-Benz eActros sehr gut abdecken«, sagt Stefan Buchner, Leiter Mercedes-Benz Lkw.
An dem Flottentest nehmen zehn Kunden aus unterschiedlichen Branchen in Deutschland und der Schweiz teil. Die Unternehmen lauten:
Die Pilotkunden testen die Fahrzeuge im Realbetrieb für zwölf Monate, dann gehen die eLkw für noch einmal zwölf Monate an weitere Kunden. Die Fahrzeuge werden bis Mitte 2020 für Aufgaben eingesetzt, die sonst mit konventionellen Dieselantrieben erledigt werden. Aufgrund der verschiedenen Anforderungen tragen die Fahrzeuge unterschiedliche Aufbauten. Je nach Bedarf sind Kühlkoffer, Trockenkoffer, Silo oder Plane im Einsatz. Die Fahrer der eActros haben eine spezielle Schulung erhalten.
Beim eActros kommt der ursprüngliche Rahmen des Actros als Basis zum Einsatz. Darüber hinaus handelt es sich um eine auf Elektroantrieb ausgerichtete Architektur mit spezifischen Teilen. So basiert die Antriebsachse auf dem Typ ZF AVE 130, wurde allerdings wesentlich überarbeitet. Der Achskörper ist neu konzipiert und liegt deutlich höher, was die Bodenfreiheit auf mehr als 200 mm vergrößert. Der Antrieb erfolgt über zwei Elektromotoren nahe den Radnaben der Hinterachse. Die Dreiphasen-Asynchronmotoren sind flüssigkeitsgekühlt und arbeiten mit einer Nennspannung von 400 V. Ihre Leistung beläuft sich auf jeweils 125 kW, das maximale Drehmoment auf jeweils 485 Nm. Nach der Übersetzung werden daraus jeweils 11.000 Nm. Die maximal zulässige Achslast liegt bei 11,5 Tonnen. Die Energie für bis zu 200 km elektrische Reichweite kommt aus Lithium-Ionen-Batterien mit 240 kWh. Die Batterien sind in insgesamt elf Paketen verbaut. Drei befinden sich im Bereich des Rahmens, die anderen acht unterhalb. Zur Sicherheit sind die Batteriepakete von Stahlgehäusen geschützt. Die Hochvolt-Batterien speisen nicht nur den Antrieb, sondern das komplette Fahrzeug mit Energie. So werden beispielsweise auch nachfolgende Nebenaggregate elektrisch betrieben:
Leere Batterien lassen sich bei einer realistischen Stationsleistung von mobilen Ladegeräten im Fuhrpark von 20 bis 80 kW innerhalb von drei bis elf Stunden vollständig aufladen. Ladestandard ist das Combined Charging System (CCS). Das Niederspannungs-Bordnetz mit zwei konventionellen 12-Volt-Batterien wird mithilfe eines DC/DC-Wandlers aus den Hochvolt-Batterien geladen. So werden bei Ausfall oder Abschalten des Hochvolt-Netzes alle sicherheitsrelevanten Funktionen, wie Licht, Blinker, Brems- und Luftfedersysteme sowie die Fahrerhaussysteme, aufrechterhalten. Das Hochvolt-Netz lässt sich nur starten, wenn beide Niederspannungs-Batterien geladen sind.
Die Entwicklung und Erprobung der schweren Elektro-Lkw im Verteilverkehr erfolgt über das Projekt »Concept ELV2«, das zu verschiedenen Teilen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) sowie vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit insgesamt rund zehn Millionen Euro gefördert wird.