In der Systementwicklung gibt es diverse Anforderungen an das zu entwickelnde System, die als Grundlage für den Entwurf und die anschließende Qualitätssicherung dienen. Der Test ist das wichtigste Verfahren, um den Nachweis zu bringen, dass die geforderte Qualität erfüllt wurde. Sowohl beim Systementwurf als auch bei der Erstellung einer Testspezifikation werden die erhobenen Anforderungen interpretiert und einerseits in eine konkrete Systemarchitektur überführt. Andererseits lassen sich daraus auch die später anzuwendenden Testfälle ableiten. Bei diesen Arbeitsvorgängen erfolgt eine intensive Exploration der Anforderungen und Bewertung hin zur konkreten Lösung, wodurch meist die erste realistische Aussage über die Machbarkeit der Forderungen entsteht und so auch Widersprüche in den Anforderungen identifiziert werden können. Der Anspruch der Systementwicklung ist es, frühzeitig ein gemeinsames, stabiles Bild über das zu entwickelnde System zu erhalten.
Die Betrachtung der testrelevanten Arbeitsschritte und umsetzungsbezogenen Details in frühen Phasen bildet den Kerngedanken des Anforderungs-/Test-Co-Designs. Dabei erfolgt eine permanente Bewertung der Anforderungen hin auf deren Vollständigkeit und Testbarkeit. Durch diese frühzeitige Einbeziehung resultiert mit der Identifikation von Anwendungsfällen und der gedanklichen Ableitung möglicher Lösungen bereits bei der Anforderungsverfeinerung eine kritische Konsistenz- und Plausibilitätsbewertung der Anforderungen, die wertvolle Hinweise auf die Testbarkeit und Vollständigkeit ermöglicht. Dieser iterative Prozess wird durch die ganzheitliche Betrachtung der Anforderungen gemeinsam mit dem Systemmodell und der Systemtestspezifikation (Bild 2) vervollständigt. Das führt letztendlich zu einer Qualitätssicherung der Anforderungen noch vor Beginn der eigentlichen Entwicklungstätigkeiten und erhöht so die zielgerichtete, gemeinsame Produktentwicklung.
Bei der Anwendung der Methode werden die Anforderungen in einer Baumstruktur organisiert. Hierbei stehen für die Beschreibung der Anforderungselemente (hell-blaue Ellipsen) eine Vielzahl von Pflichtattributen zur Verfügung, beispielsweise Priorität, Status, Fortschritt, Beschreibung, Randbedingung, Ablauf, externe Dokumente, offene Fragen und benutzerdefinierte Attribute. Zur Anforderungsstrukturierung stehen die sogenannten Strukturierungselemente (gelbe Ellipsen) zur Verfügung. Sie beinhalten einen reduzierten Satz an Attributen.
Durch die Anlehnung der Anforderungsattribute an Elemente des zeitlich nachgelagerten Systemtests und der gleichzeitigen Verknüpfung der Strukturen werden die Anforderungen bei der Erstellung hinterfragt, so dass diese besser verstanden und testbar sind. Die Pflichtattribute der Anforderungen lassen sich für die spätere Testspezifikation übernehmen.
Darüber hinaus kommen zu den Anforderungs- die Systemelemente, die für die Erfüllung der Anforderung notwendig sind, und die Systemtestfälle, die für den Abnahmetest vorgesehen sind. Auf diese Weise werden bei der Anforderungsdetaillierung die Systemstruktur und die Systemtestfälle konsistent aufgebaut und berücksichtigt. So ist für jeden Testfall und für jedes Systemelement klar, zu welcher Anforderung sie gehören, und es wird zu jeder Zeit gewährleistet, dass dieser Zusammenhang nachverfolgbar ist. Unberücksichtigte Elemente in jedem Teilmodell lassen sich leicht identifizieren und beheben. Hierbei ist es irrelevant, welcher Art (Anforderung, System oder Test) das Element ist.