Damit diese Vision Wirklichkeit werden kann, müssen die Roboter nicht nur flexibler, sondern auch deutlich kostengünstiger sein. Bei Franka Emika werden sie deshalb nicht aufwändig mit Codes für ein ganz begrenztes Aufgabengebiet programmiert, sondern mittels so genannter Roboter-Apps gesteuert, die mit einer einfachen Benutzerebene ausgestattet sind und von Laien bedient werden können.
Programmierkenntnisse sind nicht erforderlich. Der Clou dabei: Die Tätigkeiten, die der Roboter ausführen soll, muss ihm der Mitarbeiter lediglich vormachen. Daraus lernt die Maschine und kann das erworbene Wissen selbstständig auch für andere Herausforderungen nutzen - eine Fähigkeit, die herkömmliche Industrieroboter nicht haben. Durch die kurze Zeit des »Einlernens« steht der Roboter binnen kürzester Zeit auch für andere Aufgaben zur Verfügung.
Damit es nicht zu Verletzungen kommt, wenn der Mensch so eng mit den Robotern zusammenarbeitet, verfügen die aus ultraleichten Komponenten bestehenden Maschinen in allen Gelenken über empfindliche Sensoren und führen Bewegungen so aus, wie sie auch bei einem Menschen verlaufen würden. Sie reagieren bereits auf einen leichten Kontakt und verhindern dadurch Verletzungen durch eine Kollision mit der Maschine. Die Roboter werden von einem Unternehmen im Allgäu hergestellt und seit August an Anwender aus Forschung und Industrie ausgeliefert. Insgesamt 300 Stück sollen es nach den Plänen der Gründer in diesem Jahr werden. Ab Sommer 2018 dann schon 300 Stück pro Woche.
An dem Standort im Allgäu sind derzeit rund 40 Mitarbeiter beschäftigt. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in München bietet etwa 80 Arbeitsplätze. Die Anwendungsmöglichkeiten des neuen Systems reichen weit über die industrielle Produktion hinaus. Künftig könnte es auch in Servicerobotern zur Unterstützung von Pflegekräften für alte, behinderte oder kranke Menschen zum Einsatz kommen. Unter anderem in einem Projekt in der Berliner Charité wird dies derzeit erprobt.
Sami Haddadin ist Direktor am Institut für Regelungstechnik der Leibniz Universität Hannover und Professor für Robotik und Systemintelligenz an der Technischen Universität München. Sein Bruder Simon Haddadin ist Geschäftsführer der Franka Emika, Sven Parusel hat die Position des Chefingenieurs.