Wachstum braucht Chancen

»TTIP zu verpassen, wäre verhängnisvoll«

29. Februar 2016, 11:32 Uhr | Karin Zühlke
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Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Chancen und Risiken von TTIP

Setzen Sie in ihren eigenen Produktionen bereits auf Industrie 4.0?
Wir haben bei Kurtz-Ersa mit unserer Smart Foundry ein Leuchtturmprojekt gestartet, in dem Industrie 4.0 in Reinkultur in einer noch sehr manuell geprägten Fabrik praktiziert wird: von der Übertragung der Kundendaten zu unserer Fabrik durch das ERP-System bis hin zum Leitrechner und computergesteuerten Fahrzeuge, die die tonnenschweren Teile transportieren. Die Smart Foundry gehört zu unserem Geschäftsfeld Metal Components. Dort werden im Eisenguss Einzel- und Kleinserienteile von einer Tonne bis zu 10 Tonnen gegossen. Bei diesem Projekt haben wir viel gelernt und können das nun im Konzern adaptieren.

Planen Sie Zukäufe, um das Portfolio zu erweitern oder bleibt es bei Partnerschaften?
Wir haben eine Wachstumsstrategie, die sehr stark auf das organische Wachstum setzt. Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch mal zugreifen, wenn der Zufall es will.

Welche Produkt-Neuentwicklungen wird es von Ersa in diesem „Nicht-productronica“ Jahr geben?

Natürlich können wir uns das als innovatives Unternehmen nicht erlauben, nur im productronica-Jahr etwas Neues zu entwickeln. Auch wenn es nicht immer ein Festival of Innvations wie zur letzten productronica wird – seien Sie sicher, dass wir auch in diesem Jahr etwas Neues zeigen werden!

Zum Schluss noch ein Schwenk in Richtung TTIP: Aktuell wird das Thema „TTIP“ sehr kontrovers diskutiert – der VDMA für den Sie ja das Amt „Vorsitzender des Vorstandes der Fachgemeinschaft Electronics, Micro and Nanotechnoloy (EMINT)“ bekleiden, stellt sich uneingeschränkt hinter TTIP. »Wir sind gut beraten, wenn wir bei TTIP mitmachen«, so Ihre Aussage in einem Interview zu TTIP, das vom VDMA lanciert wurde. Was ist aus Ihrer Sicht das Hauptargument für TTIP und was bedeutet TTIP aus Sicht eines deutschen Maschinenbau-Unternehmers?
Das Thema wird derzeit sehr emotional diskutiert und wenn es um Emotionen geht, kommt man mit Argumenten oft nicht weiter. Die Emotionen müssen ernst genommen und auf eine sachliche Diskussion zurückgeführt werden. Bei TTIP geht es in erster Line um den transatlantischen Handel und Investitionen. Vom Handel leben wir und Investitionspartnerschaften heißt, wir investieren in den USA und umgekehrt. Dass man den Handel und die Geschäftsbasis auf eine fundierte Partnerschaftsbasis stellen möchte, ist ja erst mal nichts Schlechtes. Ich habe den Eindruck, dass viele Dinge momentan zu einem unguten Gemenge zusammengebracht werden und die Vorbehalte gegen den American Style of Business hochkochen.

Momentan gibt es ein Window of Opportunity. Das TTIP-Fenster ist offen und wir müssen daraus eine für uns sinnvolle Lösung bauen, eine Lösung die für Deutschland und Europa passt. Denn was passiert, wenn wir diese Tür zuschlagen? Wenn TTIP ungenützt verstreicht, wird sich die USA Asien zuwenden und das wäre eine riesen Gefahr für unseren Handel. Wir würden einem Binnenmarkt zwischen China und USA eine verhängnisvolle Chance eröffnen.

TTIP-Kritiker bemängeln auch, dass TTIP weit über ein reines Zollabkommen hinausgehen soll und zum Beispiel auch technische Standardisierungen und Normen, die die Elektroindustrie und den Maschinenbau betreffen, regeln soll. Sehen Sie hierbei keine Gefahr, dass das in die falsche Richtung läuft?
Eindeutig nein, denn es sind alle demokratischen Kräfte in den Gesetzgebungsprozess eingebunden. Bedenken muss man aber wie ich bereits gesagt habe, ernst nehmen und sachlich entkräften. Es kann und wird nicht so sein, dass die USA einseitig unsere Normen beeinflussen wird. Aber eine Angleichung der unterschiedlichen Normen wäre sinnvoll. Man muss Detail für Detail aus dem Weg räumen und auf die langfristigen Chancen hoffen.

Kurtz-Ersa macht ja heute schon Geschäfte in den USA, auch ohne TTIP. Rechnen Sie durch TTIP mit mehr Geschäft?
Ich sehe in TTIP eine Chance und definitiv eine Kostenersparnis, weil Zollhemmnisse wegfallen. Ich glaube, dass wir hier in Europa etwas die Bremser-Rolle innehaben, weil eine große Saturiertheit herrscht.

Aber Veränderung ist immer gut. Wenn Sie in ihrem Geschäftsprozess die Veränderung nicht fest verankert haben, dann wird sich ihr Geschäft nicht weiter entwickeln.

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