Mit der Entwicklung von Roboplace hat Ersa neue Wege beschritten. Welche Bedeutung hat diese Entwicklung strategisch für Ihr Unternehmen? Werden Sie in diese Richtung Ihr Geschäft weiter ausbauen und weiter investieren?
Die Automation ist nicht mehr wegzudenken aus der Elektronik-Produktion und sie wird zunehmen. Es gibt immer noch viele manuelle Arbeitsplätze und hier wird es mehr und mehr das Bestreben geben, zu automatisieren, einerseits aus Kostengründen, aber auch aus Qualitätsgründen. Wo der Mensch im Prozess involviert ist, passieren nun einmal Fehler. Es wird immer Arbeiten geben, die eine Maschine nicht übernehmen kann, aber etwas stupide von A nach B zu legen, ist keine Tätigkeit, worüber sich der Mensch mit seinen Fähigkeiten entfalten kann. Und genau hier setzt Automation an. Das ist aber kein deutsches – oder europäisches Phänomen. Auch in China nimmt die Automation sehr stark zu. Auch dort wird angefangen, Handarbeitsplätze durch die Automation zu ersetzen. Hier wollen wir dabei sein. Deshalb brauchen wir eine Modulplattform, die wir zu einem Gesamtsystem konfigurieren können. Roboplace ist einer dieser Bausteine und ein Anfang, den wir sicher weiter ausbauen werden.
Welche Rolle wird der Roboter in der Elektronikfertigung Ihrer Ansicht nach in Zukunft spielen?
Die Roboter in der Industrie nehmen zu, wie z. B. China zeigt. Der Preis für die handwerkliche Arbeit ist auch in China extrem gestiegen und zudem werden die Qualitätsfragen immer entscheidender. Das Segment für den Einsatz von Robotern ist in der Elektronikfertigung meines Erachtens das mittlere Volumen. Im hohen Volumen greift man meist zu kundenspezifischen Lösungen, außer man benötigt viel Flexibilität. Im geringen Volumen hingegen ist der Mensch immer noch unschlagbar.
Setzen Sie Roboter auch in Ihrer eigenen Fertigung ein?
Nein, bislang noch nicht. Das liegt daran, weil wir nicht die Stückzahlen dafür haben, selbst die Stückzahlen im Tools-Segment wären dafür nicht geeignet.
Die Frage bewegt momentan sehr stark die Gemüter: Vernichten Roboter mittelfristig Arbeitsplätze?
In der Mikrosicht ist das vielleicht so: Wo ein Roboter aufgestellt wird, hat vorher ein Mensch gearbeitet. Aber in der Makrosicht zeigt sich ein anderes Bild: Roboter setzt man immer ein, um die Effizienz zu steigern. Wenn man Effizienz steigern kann und das nicht tut, hätte man verloren, wie ich Ihnen an einem Beispiel erläutern möchte: Aus der Makrosicht wäre der Verzicht auf Automation in der deutschen Automobilindustrie der Arbeitsplatz-Killer gewesen. Wenn die Automobilindustrie die Automatisierung nicht sehr konsequent umgesetzt hätte, gäbe es hierzulande vielleicht gar keinen Autobau mehr.
Auf der anderen Seite entstehen durch die Robotik auch neue Arbeitsplätze: Die Roboter müssen schließlich entwickelt, konstruiert und gebaut werden. Die Arbeitsplätze werden sich also verschieben hin zu hoch qualifizierteren Tätigkeiten. Dieser Entwicklung muss man natürlich durch die entsprechende Qualifizierung auf dem Arbeitsmarkt Rechnung tragen.
Ein Großteil der Lötanlagen muss kundenspezifisch angepasst werden. Hat der Trend in Richtung Kundenspezifische Anlagen und Sondermaschinenbau zugenommen?
Ja, dieser Trend hat eindeutig zugenommen, weil die Kundenanforderungen immer individueller werden. Während ein Kunde hohe Anforderungen in Richtung Maschinen- Kommunikation stellt, hat der andere Kunde seinen Fokus auf die „on the fly“ Wartung im Betrieb gelegt. Wir müssen für den Kunden also in jedem Fall individuell die richtige Prozess-Lösung finden. DIE eine Lösung gibt es nicht. Hier sind wir immer mehr gefordert im Engineering. Das zeigt sich auch in unserm Personalprofil. Auf das Engineering entfällt inzwischen ein sehr hoher Anteil unserer Mitarbeiter.
Im Zuge von Industrie 4.0 spielt die Vernetzung der Fertigungsmaschinen und die Partnerschaften mit MES-Herstellern eine zunehmende Rolle – wie tragen Sie diesem Trend in Richtung Industrie 4.0 mit Ihrem Produktportfolio Rechnung?
Das A und O sind vernünftige Schnittstellen. Aber über die Schnittstellen hinaus kommen jeweils sehr individuelle Anforderungen bezogen auf das jeweilige MES-System hinzu, die wir kundenspezifisch im Projekt lösen. Dabei geht es um Fragen wie „Welche Daten werden gebraucht in welchen Zeiten werden diese übermittelt“, etc .
Noch gibt es keine standardisierten Kommunikationsschnittstellen für SMT-Maschinen, wird das irgendwann der Fall sein?
Natürlich will sich jeder Maschinenbauer differenzieren. Aber grundsätzlich wären wir nicht abgeneigt von einer standardisierten Schnittstelle und ich gehe auch davon aus, dass das zusätzlich zu IPC-Smema kommen wird.