Edge Analytics über Low Code

Die IT für Werker beherrschbar machen

4. Februar 2022, 10:55 Uhr | Autor: Johan Jonzon; Redaktion: Ute Häußler
Via Low Code können auch OT-Experten mit einfachen Drag&Drop-Funktionen Daten-Workflows für die Shopfloor-Digitalisierung erstellen.
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Das Implementieren einer IoT-Strategie ist in der industriellen Fertigung keine einfache Aufgabe. IT-Fachwissen und IT-Fachkräfte sind am Shopfloor oft Mangelware. Low Code-Plattformen helfen, mit einem robusten Datenmanagement-Prozess die Grundlage für Digitalisierung zu schaffen.

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Johan Jonzon ist Mit-Begründer von Crosser.
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Die komplexen Abläufe in der Produktion haben Werks- und Fertigungsleiter dank ausgefeilter Automation und Sensorik meist gut im Griff, es stehen größtenteils genügend Daten zur Verfügung. Im Zuge der Digitalisierung liegt das Problem eher darin, dass oft noch viele zusätzliche Datenströme aus den Anlagen vorhanden wären, das Wissen aber um die effektive Verwaltung dieser Daten – und in der Folge deren Nutzung für Big Data Analytics oder KI-Anwendungen – fehlt. Das macht das Implementieren von IIoT-Anwendungsfällen schwierig, insbesondere wenn es neben den OT-Spezialisten und Werkern (noch) keine ITler oder Data Scientists mit Domänenwissen vom Shopfloor gibt.

»Elefanten müssen in kleinen Stücken gegessen werden«, sagt ein schwedisches Sprichwort. Für IIoT-Anwendungen in der Fertigung bedeutet dies, mit kleinen Projekten zu beginnen, die einfach zu implementieren und abzuschließen sind, und dann schrittweise auf fortgeschrittenere Anwendungsfälle hinzuarbeiten. Doch gerade wenn digitale Shopfloor-Projekte im kleineren Maßstab und vereinfacht begonnen werden sollen, damit die Implementierung nur wenig Aufwand erfordert, braucht es die richtigen Tools, mit denen dann im Rahmen der Digitalstrategie Stück für Stück erweiterte Funktionen hinzugefügt werden können.

Eine der einfachsten und dabei sehr effektiven Technologien für industrielle Ansprüche sind Low-Code-Plattformen. Anstatt auf komplexe Programmiersprachen und damit notwendige Programmier- und IT-Experten zu setzen, die gerade in der OT und im Smart-Factory-Bereich oft noch Mangelware sind, verwenden Low-Code-Plattformen visuelle Schnittstellen mit einfacher Logik und Drag&Drop-Funktionen, sodass auch Werker und IT-fremde Nutzer aus dem Produktionsbereich meist nur ein System beherrschen müssen sowie keine oder nur geringe Vorkenntnisse brauchen.

Einfach zu bedienen, auch für Werker

Laut Gartner werden über die Hälfte aller Mittelständler und Großunternehmen schon nächstes Jahr Low-Code- oder No-Code-Plattformen als Teil ihrer IT-Gesamtstrategie betreiben. Gerade die Low-Code-Plattformen sind beliebt, da sie auf der einen Seite auch für Nicht-ITler leicht zu verstehen sind und Unternehmen damit helfen, Funktionen schneller und mit weniger Hilfe der IT-Experten bereitzustellen. Auf der anderen Seite ermöglichen sie bei Bedarf individuelle Anpassungen. Sie verringern so die Abhängigkeit von sowie den Druck auf Programmierer. Da der Fachkräftemangel an IIoT-Entwicklern bereits jetzt – und gerade im produzierenden Mittelstand – Innovation und Digitalsierung verlangsamt, können Low Code Tools die Belastung der IT-Abteilungen reduzieren und OT-Mitarbeiter befähigen, ihr Domänenwissen in smarte IIoT-Prozesse einzubringen. Die resultierende Aufgabenteilung bedeutet, dass der Druck auf einzelne Teams und Abteilungen verringert wird, die Mitarbeitereffizienz und interdisziplinäre Zusammenarbeit sich verbessert und dazu auch Kosten gespart werden.

Außerhalb der Fertigungsindustrie mit ihren oft komplexen Systemen zwischen Maschinen und Anlagen sind Low-Code-Plattformen bereits länger verbreitet: Beim Time Magazine wurden Low Code Tools eingesetzt, um auf dem Office Floor repetitive manuelle Prozesse im Anbietermanagement anzugehen, der Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Zahlung konnte so von Monaten auf Tage reduziert werden. Doch wie kann Low Code in der industriellen Fertigung eingesetzt werden?

Low Code am Shopfloor

Mit Industrie 4.0 und der weiter fortschreitenden Digitalisierung erhöht sich der IT-Aufwand laut dem MuleSoft Connectivity Benchmark Report 2021 stetig – und ein Ende ist nicht in Sicht. Seit 2017 stieg die Anzahl der Projekte, die IT-Teams durchführen müssen, jedes Jahr um mindestens 30 Prozent.

Zusammen mit dem Fachkräftemangel auf der IT- und OT-Seite kann die Nachfrage IT-seitig nicht abgedeckt werden und auch die Weiterbildung von OT-Experten ist nur punktuell möglich. Es kommt daher zu einer IT-Lieferlücke, der Differenz zwischen Nachfrage und Lieferkapazität. Der Bericht von MuleSoft weist auch darauf hin, dass im vergangenen Jahr weniger als vier von zehn IT-Teams in der Lage waren, allen ihren Projektverpflichtungen im Unternehmen nachzukommen.

Low-Code-Plattformen verringern die Abhängigkeit von Entwicklern und IT-Spezialisten, was zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Angesichts der Tatsache, dass gegenwärtig mehr als die Hälfte aller IT-Projekte verspätet abgeschlossen werden, kann Low Code die Projektdauer durch vorgefertigte und einfach zu verwendende Integrationen reduzieren. Dies bedeutet, dass keine Programmierer oder Entwickler benötigt werden, um Input oder Feedback zu IT-lastigen Digitalisierungsprojekten am Shopfloor zu geben, die dann von Produktionsmanagern, Werkern oder Maschinenspezialisten abgewickelt werden können. Der Implementierungszeitraum für Industrie-4.0-Projekte kann so trotz des Fehlens spezifischer IIOT-Entwickler signifikant gesenkt werden.


  1. Die IT für Werker beherrschbar machen
  2. Edge Analytics erhöht die OOE

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