Wie beurteilen Sie die deutsche Diskussion über Industrie 4.0 im Vergleich zur US-amerikanischen?
Die deutsche Diskussion ist stark auf Deutschland und deutsche Interessen zentriert. Sie müsste globaler ausgerichtet sein, dann könnten deutsche Verbände, die sich mit Industrie 4.0 befassen, auch mehr Unternehmen außerhalb Deutschlands als Mitglieder gewinnen. Das IIC war zunächst ebenfalls sehr auf die USA fixiert, will sich jetzt aber internationalisieren. Auch das IIC hat neuerdings, genauso wie die deutsche Plattform Industrie 4.0, eine Referenzarchitektur für das Industrial Internet, die ihm dazu verhelfen könnte, die Führung in der Industrie-4.0-Diskussion zu übernehmen. Obwohl der Begriff Industrial Internet ursprünglich von General Electric stammt, ist das IIC nicht auf das Unternehmen ausgerichtet, sondern eine unabhängige Organisation. Momentan hat das IIC etwa 170 Mitglieder.
Im Jahr 2013 hat Moxa einen Teil seines Headquarters von Taiwan in die USA verlagert. Warum?
Tatsächlich haben wir unser globales Sales- und Marketing-Headquarter in den USA angesiedelt, genauer gesagt: in Brea bei Los Angeles, wobei wir eigentlich Funktionen hinzugefügt und nicht verlagert haben. Für Sales und Marketing, besonders für strategische Marketing-Funktionen wie Digital Marketing und Brand Marketing, gibt es sowohl in den USA als auch in Europa mehr Spezialisten als in Südostasien, aber letztendlich fiel die Entscheidung eben auf die USA. Das Design- und Engineering-Headquarter bleibt jedoch in Taipeh, und wir werden auf jeden Fall die Stärken und Potenziale unserer Elektronik- und IT-Entwicklung in Taiwan beibehalten. Momentan sind im US-Headquarter etwa 80 Mitarbeiter tätig von weltweit ungefähr 1000. Moxa Europe beschäftigt derzeit gut 50 Mitarbeiter, davon zwischen 25 und 30 in Unterschleißheim bei München, wo das europäische Headquarter und der deutsche Vertrieb angesiedelt sind.
Plant Moxa, weitere Headquarter-Funktionen in die USA zu verlagern?
Aktuell befinden sich, wie gesagt, nur Global Sales und Marketing in den USA. Zumindest innerhalb der nächsten fünf Jahre wird das auch so bleiben. Unsere globalen Wurzeln liegen in Taiwan, und deshalb wollen wir keinen Transfer von Menschen und Funktionen erzwingen.
Wie viele Moxa-Mitarbeiter sind bisher von Taiwan in die USA gezogen, um im neuen US-Headquarter zu arbeiten?
Nur wenige und nicht auf Dauer, sondern nur, um das Geschäft dort in Gang zu bringen. Natürlich können sich Moxa-Mitarbeiter jederzeit um Stellen in anderen Ländern bewerben, aber die meisten von ihnen sind regional ausgerichtet. Nicht von ungefähr bleiben der regionale Vertrieb, das regionale Marketing und alle anderen regionalen Funktionen weiterhin in den regionalen Headquarters, weil deren Mitarbeiter die dortigen Märkte und Menschen besser kennen als es den Mitarbeitern eines globalen Headquarters möglich ist. Unser europäisches Headquarter verbunden mit der deutschen Vertriebsniederlassung umfasst genauso alle Funktionen wie die Vertriebsbüros in Frankreich und Großbritannien. Und Experten aus Taiwan unterstützen die Etablierung und Entwicklung des dortigen Geschäfts.
Fertigt Moxa alle seine Produkte selbst?
Größtenteils fertigen wir unsere Produkte selbst, aber bei einigen wenigen arbeiten wir auch mit Fertigungs-Dienstleistern zusammen. Die Endmontage findet grundsätzlich bei Moxa statt; alle anderen Fertigungsschritte machen wir überwiegend selbst und vergeben sie zu einem kleinen Teil an Dienstleister. Produziert wird letztlich alles in Taiwan. Ein paar Komponenten kaufen wir generell zu, etwa Power-Komponenten, aber das sind höchstens 3 Prozent unserer Produkte. Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist, dass wir für viele unserer Produkte eigene Chipsätze entwickeln, was uns eine höhere Langzeitverfügbarkeit ermöglicht. Wir können so auch mit Abkündigungen durch die IC-Hersteller besser umgehen.