Schutz vor unautorisierten Drohnen

Die Technik dazu ist weitgehend einsatzbereit

13. Februar 2023, 13:30 Uhr | Heinz Arnold
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"Das System ist keine Black Box"

Stolz ist Chmielus darauf, dass Aaronia neben den Antennen und den Spektrumanalysatoren auch die Kamerasysteme selbst entwickelt. So wie den FPGA-Video-Tracker, den er auf der Perimeter ebenfalls neu vorstellte. »Wir führen einen Großteil der Berechnungen nicht mehr über einen On-Board-Prozessor durch, sondern haben die Rechenleistung in der stationären Recheneinheit untergebracht. Das entlastet die Kamera enorm.« Und durch einen weiteren Punkt unterscheidet es sich von auf dem Markt gängigen Systemen: »Wir arbeiten nicht mit Pattern-Bild-Recognition, also KI, sondern ausschließlich über die Bewegungsverfolgung.« Das System sei deshalb keine Black Box, sondern die Ingenieure wüssten jederzeit, was passiert, beispielsweise warum eine Drohne einmal nicht angezeigt wird. Alles sei reproduzierbar.

Das Beispiel von AARTOS zeigt zudem: Zwar spielt die passive Detektion eine wesentliche Rolle, doch kommen weitere Aufspürtechniken hinzu, um Drohnen wirklich zuverlässig erkennen zu können. Neben den schon erwähnten Kameras beispielsweise Radar, dessen Einsatz allerdings einer Genehmigung bedarf. Das ist eine Komponente, die sogar Aaronia zukauft; hier noch einmal das Rad neu erfinden zu wollen hält Chmielus nicht für zielführend.

Auch Dedrone setzt auf Sensorfusion: Neben dem eigenen passiven Funksystem kommen in ihrem »DedroneTracker« Kameras, akustische Systeme und Radar zum Einsatz. Das System hatten übrigens Dr. Ingo Seebach, Jörg Lamprecht und René Seeber gemeinsam in Deutschland entwickelt. Weil sich aber die Investoren in den USA fanden, liegt der Hauptsitz des Unternehmens dort. Mithilfe von KI bewertet und priorisiert DedroneTracker kontinuierlich Drohnenbedrohungen. »Worauf es vor allem ankommt: dass das ganze System einfach zu bedienen ist, es wird ja von ganz unterschiedlichen Unternehmen und Institutionen rund um die Welt eingesetzt«, sagt Simon Röse. Auf diese einfache Bedienbarkeit hin habe Dedrone ihr System von Anfang an entwickelt. Außerdem sei wichtig, dass es sich um eine offene Command-and-Control-Plattform für die Drohnendetektion handele: Hardware von Drittanbietern kann je nach Bedarf und Einsatzzweck integriert werden.

Das sei bisher auch sehr erfolgreich verlaufen: Mit Installationen an über 279 Standorten weltweit sei Dedrone jetzt weltweit vertreten, mehr als 1000 Sensoren seien verbaut.

Brinkmeyer Jörg
Joerg Brinkmeyer, Globe UAV: »Jeder, der einen PC bedienen kann, kann auch unsere Drohnen fliegen. Unsere Drohnen sind so schnell und so einfach wie möglich vor Ort.«
© Componeers GmbH

Gerade hat Dedrone ein Abkommen mit der britischen G4S geschlossen, die wiederum zur amerikanischen Allied Universal gehört. Das werde den zugänglichen Markt für Dedrone deutlich erweitern und zeige, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg sei, so Röse.

»Wenn es in diesem Markt auf etwas ankommt, dann vor allem darauf, dass die Anbieter nachweisen können, dass ihre Systeme verlässlich funktionieren«, sagt Thorsten Chmielus von Aaronia. Er verweist darauf, dass Aaronias Systeme rund um den Globus schon seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Gebieten Einsatz finden und kontinuierlich genutzt werden, »eben keine Eintagsfliegen sind«.

Zivil und militärisch – der Übergang ist fließend

Zuverlässigkeit und Robustheit ist vor allem dann wichtig, wenn es um den Einsatz im militärischen Bereich geht. In der gegenwärtigen Bedrohungslage ist das Thema so aktuell wie nie zuvor. Selbstverständlich sind die Übergänge von zivil nach militärisch fließend. Genau trennen lässt sich das nicht, denn viele kommerzielle Drohnen lassen sich militärisch nutzen und werden auch so genutzt. Daraus machen die Firmen grundsätzlich keinen Hehl; so hat Aaronia auf ihrem Stand auf der Perimeter unter anderem ein Bundeswehrfahrzeug mit dem eigenen Detektionssystem gezeigt. Außerdem arbeitet Aaronia auch mit dem österreichischen Bundesheer zusammen.

Jetzt hat Aaronia in Österreich ein Tochterunternehmen gegründet, das Stephan Kraschansky leitet. Er konnte sich als Major im Bundesheer schon seit sechs Jahren mit der AARTOS-Technik vertraut machen. Auf dem Firmengelände 20 km südlich von Wien befindet sich ein Flughafen, auf dem Aaronia jetzt Interessenten aus aller Welt die Funktion des Systems vorführen kann. »Die potenziellen Kunden brauchen nur einzufliegen, sich das System unter Einsatzbedingungen anzusehen und können anschließend zurückfliegen«, sagt Chmielus. Stephan Kraschansky hat gleich vier ehemalige Mitarbeiter mit zu Aaronia genommen, die sich ebenfalls exzellent mit dem System auskennen..

Der erste Einsatz des Unternehmens fand auf der »Airpower«-Flugshow in Zeltweg/Österreich Anfang September vergangenen Jahres statt. »Wir konnten genau das Zelt identifizieren, in dem der Pilot eine Drohne hatte starten lassen. Der hatte nicht schlecht gestaunt, als wir plötzlich vor ihm standen und wussten, wann er die Drohne hatte starten lassen«, erinnert sich Kraschansky.

Müller Ulrich
Ulrich-Joachim Müller, ESG: »Wir wissen sehr genau, welche Systeme was können und sich für welche spezifischen Einsatzszenarien eignen – oder eben auch nicht. Genauso wissen wir auch, was derzeit und auf absehbare Zeit technisch möglich ist und was nicht.«
© ESG

Unter anderem für den polizeilichen und den militärischen Einsatz hat die ESG in Kooperation mit Diehl Defence und Rohde & Schwarz das Drohnendetektions- und Abwehrsystem »Guardion« entwickelt. Auch in diesem System arbeiten verschiedene Sensoren – HF, Radar, akustische und optische Systeme – zusammen, um die Drohnen und ihre Operators aufzuspüren. Dabei versteht sich die ESG als Systemintegrator, der bestehende Systeme, die – wie bereits erwähnt – mit Schwerpunkt auf ganz bestimmte Einsatzfälle entwickelt wurden, auf höherer Ebene zu einem funktionierenden Gesamtsystem integriert. »Wir wissen sehr genau, welche Systeme was können und sich für welche spezifischen Einsatzszenarien eignen – oder eben auch nicht«, sagt Ulrich-Joachim Müller, Leiter Unternehmenskommunikation der ESG. »Genauso wissen wir auch, was derzeit und auf absehbare Zeit technisch möglich ist und was nicht.«


  1. Die Technik dazu ist weitgehend einsatzbereit
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