Warum ist Ihr Unternehmen in die 3D-Bildverarbeitung eingestiegen?
Die »VC nano 3D« war ein selbst verantwortetes Projekt auf Basis von Kundenanfragen. Aus Gesprächen mit einigen unserer Kunden haben wir gefolgert, dass es einen Markt geben muss für kompakte, einfache und preisgünstige 3D-Bildverarbeitungs-Lösungen. Bei der »VC nano 3D« handelt es sich um ein vollständig kalibriertes System, das es den Kunden erspart, einen Laserlinienprojektor zu kaufen und die Kalibrierung selbst vorzunehmen.
Die »VC nano 3D« hat einen von der Platine abgesetzten, aber dennoch direkt im Gehäuse untergebrachten Kamerakopf und einen Laser zur Linienprojektion für das Lichtschnittverfahren. Damit aus der Laserlinien-Information ein Höhenprofil erstellt werden kann, haben wir eine spezielle Software entwickelt. Die Höheninformation wird entweder direkt ausgegeben oder intern verarbeitet. Geeignet ist die »VC nano 3D« beispielsweise für die Produktion von Automobiltüren. Vorgestellt haben wir das Gerät auf der Messe Vision 2011, und inzwischen hat sich unsere Erwartung bestätigt, dass ein Markt dafür vorhanden ist.
Die 3D-Bildverarbeitung eröffnet viel Lösungspotenzial, ist aber recht komplex, was häufig übersehen wird. 3D ist ein Trend und zugleich eine Notwendigkeit, zumal die Tiefeninformation eine weitere Inspektionsinformation bietet: Viele Applikationen, die vorher gar nicht oder nur sehr umständlich bewerkstelligt werden konnten, sind nun elegant und vor allem effizient realisierbar.
Welche weiteren Schritte plant Ihr Unternehmen in der 3D-Bildverarbeitung?
Wir planen, mit 3D wirklich in Richtung Vision-Sensor zu gehen und in Zusammenarbeit mit Kunden für bestimmte Anwendungen optimierte, preisgünstige 3D-Kameras zu realisieren. Zudem erwägen wir ein Projekt »Stereo-Vision« für Anwendungen wie etwa die Personenzählung in Kaufhäusern.
Welchen Anteil hat der »VC nano 3D« momentan am Gesamtumsatz Ihres Unternehmens?
Aktuell erzielen wir mit dem »VC nano 3D« noch unter 10 Prozent unseres Gesamtumsatzes. In den kommenden Jahren könnte es aber deutlich mehr werden. Ab 2014 erwarten wir eine größere Steigerung angesichts von Projekten, die in Aussicht stehen oder schon angelaufen sind.
Die intelligenten Kameras Ihres Unternehmens haben einen DSP und einen FPGA. Welcher Baustein übernimmt welche Funktionen?
Die »Intelligenz« der intelligenten Kameras sitzt im DSP. Er ist für die Verarbeitung und Auswertung der Daten zuständig. Bei DSPs ist das Verhältnis von Preis zu Rechenleistung gepaart mit geringer Leistungsaufnahme sehr günstig. Um aus ihnen das Optimum herauszuholen, muss man allerdings ein bisschen programmieren können. Wir verwenden DSPs von Texas Instruments, etwa das Modell DM6435ZWT aus der Serie TMS320. Auf Basis dieses Chips verbauen wir die gleiche Elektronik in den verschiedenen Kameramodellen.
Welche Vorteile haben intelligente Kameras heutzutage gegenüber Lösungen aus PC und Standardkamera(s)?
Eine Konkurrenz zwischen intelligenten Kameras, wie wir sie bauen, und Systemen aus kleinem PC und Standardkamera gibt es durchaus. Manchmal ist es schwierig, die Vorteile des DSPs den Kunden verständlich zu machen: Er ist robust, langlebig und - wenn das Design stimmt - so gut wie wartungsfrei. Kompaktheit, geringe Leistungsaufnahme und Verschleißfreiheit sind große Vorteile der intelligenten Kameras. Die heiß diskutierte Frage nach der besten Schnittstelle von der Kamera zum PC - oder anders ausgedrückt: die Frage, wie ich die Bilddaten aus der Kamera hinaus und in den PC hinein bekomme - stellt sich bei ihnen nicht, weil die komplette Bildverarbeitung und -auswertung intern stattfindet. Zudem kosten unsere intelligenten Kameras durchschnittlich nur etwa 600 Euro. Lösungen auf PC-Basis sind teurer und brauchen mehr Strom und Platz. Aber wie bei allen technischen Themen in der Bildverarbeitung gilt: Es kommt auf die Anwendung an.
Apropos Anwendung: Für welche Anwendungen eignen sich intelligente Kameras besonders?
Das Spektrum möglicher Anwendungen ist praktisch unbegrenzt - es umfasst industrielle ebenso wie nicht-industrielle. Medizin, Zahnmedizin, Pharmaindustrie und Sport gehören ebenso dazu wie die Unterstützung sehbehinderter Menschen oder die Erkennung von Auto-Nummernschildern im Straßenverkehr. Auch in der Humanmedizin gibt es Anwendungen, etwa in der In-vitro: Die Eizellen werden in den ersten paar Tagen des Teilungsprozesses mit einem Mikroskop beobachtet, auf dem eine intelligente Kamera sitzt. Analysiert wird dabei, ob und wie sie sich teilen.
Zum Schluss: Welche Erfolgsfaktoren sind aus Ihrer Sicht für das OEM-Geschäft entscheidend?
Das OEM-Business lebt von Kooperation und Expertise. Es ist immer kooperationsbetont und beruht auf Erfahrung im Umgang mit Hard- und Software. Wir müssen den Kunden das Produkt erklären, wie man es integriert und was man damit machen kann; die Kunden müssen das Produkt integrieren und dafür die nötige Kompetenz haben. Entscheidend ist es, den Kunden klarzumachen, was das Produkt für ihre Anwendung leisten kann. Wir beraten die Kunden gerne in puncto Systemintegration, führen diese aber nicht selbst durch.