Intelligente Kameras

OEM-Geschäft erfordert Platinenkameras

23. September 2013, 15:20 Uhr | Andreas Knoll
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Immer mehr Kameras in Platinenform

Warum präferieren OEM-Kunden Platinenkameras?

OEM-Kunden ziehen Platinenkameras vor, weil sie erstens kleiner und preisgünstiger als Gehäusekameras sind und zweitens größere Freiheiten gewähren. Platinenkameras ermöglichen ein spezifisches Gehäuse-Design und gestatten die Einbindung zusätzlicher Schnittstellen. So lassen sich Rundsteckverbinder flexibel durch Stift- und Buchsenleisten ersetzen, und I2C ermöglicht einen direkten Zugriff auf Sensor-Einstellungen und -Register. Ansonsten ist der Hardware-Aufbau von Gehäusekameras und Platinenkameras sehr ähnlich. Als intelligente Kameras sind unsere Platinenkameras ebenfalls uneingeschränkt frei programmierbar. Wie bei den Gehäusekameras reicht die Produktpalette bei ihnen von besonders preisgünstigen Versionen mit einer einfach bestückten Leiterplatte bis hin zu besonders kompakten Hochleistungs-Kameras mit zwei aufeinander gestapelten und doppelt bestückten Leiterplatten. Auch der Formfaktor ist sehr variabel: Das Leiterplatten-Design erlaubt in der Form wesentlich mehr Spielraum, und für Anwendungen mit besonders beengten Verhältnissen bieten wir auch von der Prozessorplatine abgesetzte Sensorplatinen. Sie sehen: Ob wir die Kamera mit oder ohne Gehäuse ausliefern, ändert am Funktionsumfang des »Innenlebens« überhaupt nichts.

Warum wollen die OEMs ihre Anwendungen weiterhin selbst programmieren?

Indem die OEM-Kunden ihre Anwendungen selbst programmieren, machen sie sich die damit verbundenen Freiheiten zunutze. Systemintegratoren wollen diese Freiheiten natürlich ebenfalls nicht leichtfertig aufgeben, profitieren aber heutzutage weniger stark davon wie in früheren Zeiten. Sie haben viele verschiedene Projekte am Laufen und wollen nicht für jedes einzelne ein neues Programm in C/C++ schreiben. Dies ist, wie schon erwähnt, ihren Kunden zu langwierig und zu kostspielig.

OEMs verfolgen diesbezüglich ein ganz anderes Geschäftsmodell: Maschinenbauprojekte sind häufig längerfristig angelegt - sie dauern von sechs Monaten bis zu vier oder gar fünf Jahren; Projektwechsel sind entsprechend selten. Deshalb wünschen sie ein offenes System, in das sie eigene Algorithmen einbringen können. In C/C++ programmierte Bildverarbeitungs-Algorithmen laufen ja sowohl in PCs als auch in unseren intelligenten Kameras, ob mit oder ohne Gehäuse - kurz gesagt: auf jeder offenen Plattform. Bei den OEMs hat man es oft mit Entwicklern zu tun, die zwar schon fertig programmierte Algorithmen haben, aber ein geeignetes System als Basis dafür brauchen.

Darüber hinaus können OEMs in unsere intelligenten Kameras auch andere Bildverarbeitungs-Bibliotheken integrieren, etwa die Open-Source-Bibliothek »OpenCV« oder auch »Halcon« von MVTec. Die Bildverarbeitungs-Algorithmen laufen immer unmittelbar in den Kameras.

Welchen Anteil haben die Platinenkameras derzeit an den von Ihrem Unternehmen verkauften Kameras?

An die 70 Prozent der von uns verkauften Geräte sind mittlerweile Platinenkameras, die restlichen sind Gehäusekameras, wobei die Tendenz immer stärker in Richtung Platinenkameras geht. Inzwischen bieten wir standardmäßig fast doppelt so viele Platinenkamera- als Gehäusekamera-Modelle an.

Auf welchem Betriebssystem beruhen die intelligenten Kameras Ihres Unternehmens, und welche Aufgaben erfüllt es?

Das Betriebssystem ist proprietär; dafür haben wir uns entschieden, um die Hardware-Performance optimal auszuschöpfen. Das Betriebssystem übernimmt die interne Koordination der Kamera sowie deren Kommunikation mit der Außenwelt über Ethernet und andere Schnittstellen. Es spricht den Bildsensor an, stellt Gain und Shutter ein, ruft Trigger und digitale E/A auf, kurz: es sorgt für die Aufnahme und Bereitstellung der Bilder. Seine Funktionen sind aber im Gegensatz zur gesamten Algorithmik speziell für unsere Kameras entwickelt und nur in ihnen verwendbar.

Ihr Unternehmen bietet Vision-Sensoren wie den »VC SmartInspect« an. Per Definition sind Vision-Sensoren aber gerade nicht frei programmierbar, sondern mittels entsprechender Software auf ganz bestimmte Anwendungen zugeschnitten. Ist das nicht ein Widerspruch?

Auf den ersten Blick ja. Laut Definition sind Vision-Sensoren tatsächlich nicht frei programmierbar, sondern allenfalls in begrenztem Umfang parametrierbar. Technisch sind die Unterschiede zwischen ihnen und intelligenten Kameras aber nicht unbedingt groß; zu Vision-Sensoren werden sie letztlich durch ihre fest installierte Anwendungs-Software und durch ihre von vornherein integrierte Optik und Beleuchtung.

Der Vision-Sensor »VC VisiCube« wurde von uns im Auftrag eines Kunden entwickelt. Im Gegensatz zu diesem Unternehmen, das ihn als reinen Vision-Sensor vertreibt, haben wir die offene, programmierbare Basis beibehalten, so dass der »VC VisiCube« eigentlich eine intelligente Kompaktkamera mit integrierter Optik und Beleuchtung ist. Um ihn angesichts seiner Vision-Sensor-artigen Architektur aber von unseren anderen Geräten abzugrenzen, nennen wir ihn tatsächlich so.

Der »VC SmartInspect« ist ein Vision-Sensor mit eingebauter High-Power-LED zur Beleuchtung. Er ist im gleichen Gehäuse untergebracht wie unser 3D-Kompaktsensor »VC nano 3D«. Bei beiden Geräten handelt es sich selbstverständlich um intelligente Kameras.

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