Ich habe mit dem ganzen Thema aus technischer und systemischer Sicht einige Probleme. Was heißt erneuerbar? Energie kann man nicht erneuern, sowohl der Energieerhaltungssatz als auch der zweite Hauptsatz ist bisher nicht widerlegt worden. Ich weiß, dass dieser Begriff umgangssprachlich gebraucht wird. Wenn das ein Ingenieur tut, vermute ich er weiß, was dahinter steckt. Sagt es ein Politiker, bin ich mir nicht sicher, ob er Physik zum Abitur abgewählt hat, und in Wirklichkeit nicht weiß wovon er spricht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass unsaubere Formulierungen häufig zu unsauberem Denken und dann zu falschen Ergebnissen führen.
Einen Anspruch, den ich an eine nachhaltige Technologie stelle, ist ihre "reproduktionsfähigkeit". Ein besserer Begriff ist mir bisher nicht eingefallen, ich will ihn mal etwas erläutern. Die klassische "Kohle/Eisen" Technologie lieferte die Energie um weitere Kohle zu fördern und damit Stahl zu gewinnen, mit der man Kohle fördern konnte. Sie lebte aus sich selbst. Die Elektrizität macht diese Technologie effizienter, Kabel statt Transmission in der Fabrik.
Mit Erdöl und Verbrennungsmotoren ist es ähnlich. Zur Not könnte eine Dieselmaschine betrieben mit Rohöl die Prozessenergie für eine Raffinerie erzeugen, deren Produkte die Raffinerie selbst und z.B. Landwirtschaft und Transport versorgt.
Betrachten Sie jetzt mal die Windenergie. Stahl und Zement sind von der Menge her die wichtigsten Materialien eines Windrades. Ich habe mal gelesen, zur Herstellung einer Tonne Stahl aus Eisen benötigt man eine Tonne Kohle. Zement wird auch in einem Ofen hergestellt. In Summe wird sehr viel Prozessenergie benötigt. Was ich mir dabei aber nur schwer vorstellen kann, ist die Versorgung eines Stahlwerks oder einer Zementfabrik über Windräder. Gibt es während des Betriebs mal eine Flaute oder müssen die Windräder wegen Sturm abgeschaltet werden, führt das im schlimmsten Fall zum Totalverlust der Anlage. Erst wenn es möglich ist, nur mit Windenergie Windräder zu bauen, halte ich diese Technologie für nachhaltig.
Stellen Sie mal ähnliche Überlegungen zur Photovoltaik an. Eine Halbleiterfertigung abhängig von der Bewölkung? Da möchten Sie nicht Chef oder Investor sein.
Bei keiner Technologie, die unter dem Titel erneuerbare Energie vekauft wird, sehe ich dieses Kriterium erfüllt. Wir werden also diese Technik, wie jetzt schon bei den Solarzellen, aus Ländern importieren müssen, in denen sie mit konventioneller Technik hergestellt wird. Und natürlich wird es teuer werden, wenn man technisch unsinniges tut. In einem Fernsehbericht über die Chinesische Solarindustrie sagte ein Werksleiter treuherzig in etwa »wir fertigen für Deutschland, weil der Staat dort alles bezahlt. Sonst kauft das keiner.« Was er meint ist: ein Chinese würde so einen Blödsinn nicht freiwillig kaufen und der Preis richtet sich nur nach der staatlichen Förderung in Europa.
Es scheint aber, als ob wir das so wollen. Der beklagte Mangel an Technikern und Ingenieuren ist dafür ein Indiz. Bei Bedenkenträgern und Gleichstellungsbeauftragten scheint es dagegen keinen Mangel zu geben. Solange noch jemand auf dieser Welt unsere Staatsanleihen kauft, ist das ja auch kein Problem. Erst wenn die griechische / irische / ... Krankheit auf uns überspringt, wird´s problematisch. Wenn wir bis dahin die konventionelle Energieerzeugung stillgelegt haben, kann man nur noch auf warme Winter wegen der menschengemachten Erderwärmung hoffen.
Als kurze Zusammenfassung kann man in Abwandlung eines Werbespruchs sagen »Ich bin doch blöd« und wie schon unsere Altvorderen wussten, ist gegen Dummheit kein Kraut gewachsen.
Ulrich Dziergwa