EU-Energiekommissar Günther Oettinger schlug anlässlich der ersten Jahrestagung des Konsortiums »Desertec Industrial Initiative« (Dii) einen einheitlichen Einspeisetarif für den Solarstrom aus Nordafrika vor, um das Wüstenstrom Projekt Desertec voranzubringen.
Bislang ist ungeklärt, wie und ob Desertec öffentlich gefördert wird. Kritiker rechnen mit hohen Kosten für die öffentliche Hand und die Verbraucher.
Die mit elf Unternehmen gestartete Initiative Dii ist inzwischen auf 18 Vollmitglieder und 32 assoziierte Partner angewachsen. Zu den Vollmitgliedern zählen unter anderem ABB, Deutsche Bank, RWE, Siemens, Schott Solar und die Münchener Rück, einer der Gründer der Dii. Deren Vorstand Torsten Jeworrek zieht ein Jahr nach der Gründung der Dii eine positive Zwischenbilanz: »Wir sind sehr zufrieden, wie die Dii vorankommt. Es geht um nicht weniger als die Umsetzung der Vision vom Strom aus der Wüste. Wird sie Realität, werden alle profitieren – Nordafrika und der Mittlere Osten durch eine eigene und stabile Energieversorgung als Grundlage für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der Region, das Weltklima durch den Ausbau erneuerbarer Energien und letztlich auch die Unternehmen, die als Vorreiter solche Projekte realisieren.« Die Munich Re sei auch zu eigenen Investments in solche Anlagen bereit, erklärt der Vorstand. So habe sich der Rückversicherer zum Ziel gesetzt, die eigenen Investitionen in erneuerbare Energien in den kommenden Jahren auf bis zu 2,5 Mrd. € auszuweiten.
Noch sind allerdings viele Details, wie aus der Vision Desertec Realität wird, unklar; darunter die Frage, wie der Strom aus Nordafrika ohne allzu große Leistungsverluste nach Europa transportiert werden soll und zu welchen Konditionen die EU-Staaten den Wüstenstrom abnehmen könnten. Bislang gibt es keine konzertierten Förderaktivitäten für Solarstrom in der EU, die konkrete Förderpraxis ist bisher Sache der Nationalstaaten. Immerhin sind die Grundlagen für die Abnahme des Wüstenstroms in der EU-Richtlinie zur Förderung Erneuerbarer Energien verankert: Laut Artikel 9 der Direktive ist der Ökostrom-Import aus Nicht-EU-Staaten möglich. »Eine europaweit harmonisierte Einspeisevergütung nach dem Muster des Erneuerbare Energien Gesetzes in Deutschland wäre ein sinnvolles Instrument, um Desertec voranzubringen«, erklärt Oettinger in seiner Rede auf der Jahrestagung der Desertec Industrial Initiative in Barcelona. Paul van Son, Geschäftsführer der Dii, beschwichtigt die Kritiker einer solchen Förderung: Anders als bei der Einspeisevergütung für regenerativen Strom in Deutschland wollen man für Desertec ein Geschäftsmodell aufbauen, das auf Unterstützung nur in einem überschaubaren Zeitraum setzt. Eine Erklärtung, wie dieses Modell genau aussehen soll, blieb die Dii allerdings schuldig.