Ein erster, aber entscheidender Schritt ist die konsequente Bewertung der aktuellen IT-Infrastruktur des Verkaufsraums, der Lager und der bisherigen Supply Chain. Darauf folgt die Ausrichtung in ein Cloud-Computing-System, um die hohe Zahl der künftig generierten und auszuwertenden Daten fast in Echtzeit verarbeiten zu können. Im Zuge dessen ist auch die Bereitstellung eines stabilen Übertragungsnetzwerks unerlässlich, für das Wireless-Protokolle wie Bluetooth, ZigBee, Wi-Fi, Thread und Z-Wave installiert werden. Hersteller wie etwa Nordic Semiconductor oder iVativ liefern die passenden Komponenten.
Mit der Integration individuell angepasster Systeme für Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) lassen sich einige Herausforderungen des Smart Retails effizient lösen. Vor allem in der Abwehr von Cyberkriminalität bilden Sicherheitssysteme auf KI-Basis eine wichtige Komponente. Aber auch wenn es um die Optimierung der User Experience und der Lagerplanung sowie den Einsatz authentischer Chat-Bots geht, sind KI und ML gefragt. Hersteller wie Asus oder Gowin Semiconductor bieten spezialisierte Komponenten, Lösungen und Software Development Kits für individuelle Anforderungen.
Soll das Smartphone der Kunden in das Smart-Retail-Konzept eingebunden werden, ist der Aspekt Edge Security zu beachten: Endnutzer und Endgeräte an der Netzwerk-Edge erzeugen oft riesige Datenmengen, darunter datenschutzrechtlich sensible wie Standortdaten, Gesundheits- oder Aktivitätsaufzeichnungen sowie Produktionsinformationen. Werden diese in der Cloud oder in Edge-Servern analysiert, ist das Risiko groß, dass dabei die Privatsphäre verletzt wird – selbst wenn rechtliche Anforderungen wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) eingehalten werden. Hierfür bietet Infineon mit den Produkten aus den Baureihen „Optiga“ und „Secora“ Lösungen für NFC Mobile Payment, Access Management, Mobile Security und auch eSIM-IoT-Applikationen bis in die Cloud.
E-Paper-Displays oder die Shelf Edge Stretch Displays von Mimo Monitors lassen sich als elektronische Preisschilder einsetzen. Als elegante und zeitgemäße Lösung sind sie gleichzeitig kostensparend, weil sie den Arbeitsaufwand, die Preise immer aktuell zu halten, stark reduzieren.
Panel-PCs mit intelligenter Gesichtserkennung und definierter Sensorik, wie sie etwa Holitech im Portfolio hat, sind eine All-in-One-Lösung für informative Touchpoints, ob im Eingangsbereich oder als individuelle HMI-Einheit etwa am Einkaufswagen selbst. In Kombination mit einer intelligenten Stimmausgabe fühlen sich Kunden buchstäblich angesprochen - umso mehr, wenn die Sprachausgabe möglichst natürlich und menschlich klingt.
Für eine qualitativ hochwertige Sprachausgabe fanden bislang individuelle Studioaufnahmen mit professionellen Sprechern statt - ein kosten- und zeitintensives Vorgehen. Einen wirtschaftlich interessanten Lösungsansatz bietet Epson mit der Nutzung einer spezialisierten Text-To-Speech-Software für die Phrasengenerierung und des Chips ASIC S1V3G340. Rutronik hat diesen Chip auf dem „RutAdaptBoard-TextToSpeech“ integriert. Dadurch wird es möglich, über eine SPI-Schnittstelle mit den PSoC-Controllern unter anderem von Cypress zu kommunizieren.
Eine Lösung für die Umgebungsrekonstruktion des Marktes, dreidimensionales Machine Learning und Computer Vision für den Einsatz von Robotertechnik, etwa für die Befüllung von Regalen oder das Sortieren von Leergut, bietet Intel mit der RealSense-Technik.
Klar ist: Die Techniken für Smart Retail gibt es bereits. Der Mut, sie zu kombinieren und sinnvoll einzusetzen, muss noch etwas reifen. Die interdisziplinären Experten bei Rutronik geben dafür die nötigen Impulse und beraten ebenso herstellerunabhängig wie zukunftsorientiert bei der Auswahl aller Komponenten – von KI über Monitore und Sensorik bis ZigBee.
Der Autor:
Mario Klug ist Senior Manager Product Marketing Boards bei der Rutronik Elektronische Bauelemente GmbH.