Ingenieure nehmen Herausforderungen an, lösen Probleme und sind in einem gewissen Umfang daran gewöhnt, Grenzen zu überschreiten. Die Geschichte der Energieversorgung ist voller solcher Beispiele. Im Hinblick auf den Beitrag für die Umwelt arbeiten sie an der permanenten Verbesserung der technischen Leistung und der Reduzierung des Energiebedarfs.
Doch es gibt noch mehr zu tun: Denn alle Phasen des Lebenszyklus zu berücksichtigen und Normen wie die ISO 60601-1-9 zu beachten, ist gut. Eine ganz andere Aufgabe ist es aber, darüber nachzudenken, wie die Stromversorgungsbranche arbeitet. Kann dadurch ebenfalls dazu beigetragen werden, noch nachhaltigere Geräte für die Umwelt von morgen zu schaffen?
Im Zuge eines internationalen Projekts wurde eine Gruppe von Ingenieuren aus unter-schiedlichen Disziplinen und von unterschiedlichen Unternehmen gebeten, den vollständigen Lebenszyklus des Netzteils OFM225 von Powerbox zu projizieren (Bild 1).
Das Netzteil wurde ursprünglich mit Fokus auf eine hohe Effizienz und eine einfache Herstellung entwickelt. Die Gruppe sollte untersuchen, wie außerhalb des etablierten Geschäftsmodells ein solches Produkt während des gesamten Lebenszyklus die geringstmöglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt hat und sich gleichzeitig positiv
auswirken kann, zum Beispiel durch die Unterstützung der örtlichen Wirtschaft. Unter Berücksichtigung aller Aspekte, angefangen vom ursprünglichen Design bis zum Ende des Lebenszyklus – und einem möglichen zweiten Lebenszyklus –, folgte das Projekt dem Cradle-to-Cradle-Ansatz (C2C) und identifizierte Bereiche, an denen noch gearbeitet werden kann (Bild 2).
Für viele mag dies eine unkonventionelle Vorgehensweise für ein Stromversorgungsunternehmen sein, um ein bestehende Arbeitsweise neu zu gestalten. Dadurch dass C2C aber den gesamten Lebenszyklus von der Materialbeschaffung bis hin zur Entsorgung am Ende des Lebenszyklus betrachtet, ist es mit diesem Ansatz möglich, eine Anpassung an bestehende und künftige Vorschriften, an Kundenwünsche, an die Erwartungen von Endkunden und Aktionären durchzuführen, und gleichzeitig Umweltaspekte zu berücksichtigen.
Die fünf Ziele von C2C (siehe Bild 3 und Tabelle ) wurden bereits zu Beginn in das Projekt integriert, um Netzteile mit den geringstmöglichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu entwickeln und gleichzeitig ihre positiven Einflüsse zu optimieren.
Dies kann sich etwa in der Auswahl eines Lieferanten von Komponenten niederschlagen, der sich einer nachhaltigen Entwicklung verschrieben hat, in der Arbeit mit CEM-Partnern, um den Wasserverbrauch zu verringern, in der Verwendung erneuerbarer Energien oder in der Entwicklung von Produkten unter Berücksichtigung des Lebensendes.
Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, dass die Stromversorgerbranche nicht nur erstklassige Produkte liefert, sondern auch einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft und zur Entwicklung neuer Arbeitsweisen leistet und damit den Weg für künftige Generationen ebnet.
Die klimatischen und ökologischen Ereignisse aus jüngster Zeit erinnern uns ständig daran, wie anfällig unsere Umwelt ist, und dass wir alle einen Beitrag leisten müssen, um sie zu schützen.
Das Cradle-to-Cradle-Geschäftsmodell ist in der Stromversorgungsbranche keine Utopie mehr, sondern wird letztlich ein Teil der täglichen Arbeit werden. Die Anwort auf die Frage „Wird die Stromversorgerbranche das Cradle-to-Cradle-Geschäftsmodell annehmen?“ lautet daher eindeutig „ja“.
Literatur
[1] ISO 31000 - 11 Prinzipien, https://www.iso.org/iso-31000-risk-management.html
[2] ISO 14062, https://www.iso.org/obp/ui/#iso:std:iso:tr:14062:ed-1:v1:en
[3] IEC 60601-1-9:2007, https://webstore.iec.ch/publication/2601
[4] Harris-Umfage im Namen von Johnson & Johnson. The Growing Importance of More Sustainable Products in the Global Health Care Industry, https://www.jnj.com/sites/default/files/pdf/JNJ-Sustainable-Products-White-Paper-092512.pdf
[5] Cradle-to-Cradle-Definition, https://en.wikipedia.org/wiki/Cradle-to-cradle_design
[6] Cradle-to-Cradle-Zertifizierung, http://www.c2ccertified.org/
[7] Powerbox, https://www.prbx.com/
Der Autor
Patrick Le Fèvre
ist Leiter des Marketings und Verantwortlicher für Kommunikation bei Powerbox. Der erfahrene Marketingspezialist und Ingenieur verfügt über 25 Jahre Erfahrung im Bereich Leistungelektronik. Er hat sich bei der Vermarktung neuer Technologien profiliert, beispielsweise bei Initiativen zur Reduzierung des Energiebedarfs. Le Fèvre hat zahlreiche Informationsschriften und Artikel verfasst und bei weltweit führenden Konferenzen zur Leistungselektronik präsentiert. Er ist in mehreren Umweltforen aktiv und teilt dort sein Fachwissen und Know-how bezüglich sauberer Energie.