Seit der Gründung der deutschen Projekt- und Vertriebsniederlassung von HGPower vor knapp einem Jahr in Deutschland entwickelt sich das Geschäft nach Angaben von Kirbach sehr erfreulich: »Entgegen den reduzierten Wirtschaftsprognosen für 2019, die ab Mitte des Vorjahres kommuniziert wurden, konnten wir bislang noch keine Verunsicherung oder Zurückhaltung bei unsren Kunden feststellen.« Bislang wurden nach seiner Aussage noch keine Neuprojekte bei Kunden on Hold gesetzt. Generell rechnet man jedoch auch bei HGPower mit einer Abkühlung des Stromversorgungsmarktes in diesem Jahr.
Dass sich die Kunden bislang nicht verunsichern ließen, dürfte auch damit zusammenhängen, dass es HGPower gelungen ist, Lieferverzögerungen, die durch die angespannte Lieferkette im Bauelementeberreich verursacht werden könnten, bisher weitestgehend zu vermeiden. Verantwortlich dafür ist nach den Worten von Kirbach eine rechtzeitige Berücksichtigung von Alternativkomponenten im Produktdesign und bei den Zulassungen. Auch Beschaffungsfreigaben für Langläufer und eine weitsichtige Beschaffungsstrategie in enger Abstimmung mit den Kunden haben hier ihren Beitrag geleistet.
Dass es in letzter Zeit bei HGPower zu einem Anstieg der Lieferungen auf dem Luftweg gekommen ist, hat nach Einschätzung von Kirbach nichts mit den Auswirkungen von Lieferengpässen zu tun, »sondern ist der steigenden Erwartungshaltung der Kunden nach einer immer kürzeren Time to Market geschuldet. Bei einigen Kunden ist dieses Phänomen zumindest in der Ramp-up-Phase ihres Projekts zu beobachten«.
Jack Xu, General Manager von HGPower, hatte die letztjährige electronica in München genutzt, um über seine Beweggründe für den Schritt nach Europa zu sprechen. In Changzhou beheimatet, führt Jack Xu das Familienunternehmen inzwischen in zweiter Generation. Der Kontakt nach Europa bestand nach seinen Angaben bereits über ein Jahrzehnt. Allerdings war HGPower dabei nie selbst in Erscheinung getreten, sondern hatte Produkte für Kunden in Europa gelabelt.
Mit der Zeit wuchs der Wunsch, selbst Präsenz in Europa zu zeigen. Mit Kirbach, Schweizer und Holzwart fanden sich schließlich Mitarbeiter bei langjährigen Kunden, die mit HGPower den Schritt in die Selbstständigkeit wagten. In China beschäftigt HGPower aktuell rund 400 Mitarbeiter; nach Auskunft von Jack Xu sind darunter allein 50 Ingenieure, in fünf Fällen handelt es sich dabei um Software-Ingenieure. Qualität und Zuverlässigkeit hat für Jack Xu einen hohen Stellenwert, er betont deshalb auch den hohen Automationsgrad in der Fertigung in Changzhou, in der nach seinen Worten über 100 Fertigungsroboter von Universal Robots im Einsatz sind.
Aktuell liegt der Gesamtumsatz von HGPower bei etwa 37 Millionen Dollar. In Europa strebt Jack Xu bis 2021 über die HGPower-Niederlassung einen Umsatz in Höhe von 3,5 bis 4 Millionen Euro an. In der Kombination aus Label-Produkten und Produkten, die unter eigenem Namen verkauft werden, gehen nach seinen Angaben derzeit etwa 20 Prozent der Produktion nach Europa. Große Hoffnungen verbindet Jack Xu für die Zukunft auch mit dem Thema E-Mobility in Europa. In China ist das Unternehmen diesbezüglich sowohl im Automobil-Bereich als auch bei E-Booten vertreten. In Zukunft erhofft sich Jack Xu auch in Europa den Einstieg in entsprechende Projekte.