Dieser strategische Kurs soll auch nach der Übernahme fortgeführt werden – zusammen mit Berlien als Vorstandsvorsitzender, wie das Handelsblatt berichtet. Im Zuge der Übernahmeverhandlungen ist ein 30-Seiten-Schriftstück über den weiteren Kurs nach der Übernahme entstanden. Es sei ein Novum im Verhältnis zwischen Industrie und Finanzinvestor. Neben den obligatorischen Standort- und Arbeitsplatzgarantien wurde vereinbart, dass der Konzern nicht zerschlagen, sondern durch weitere Zukäufe expandieren soll. Dafür stünde ein milliardenschwerer Fond bereit.
Die Firmenzentrale soll auch weiterhin in München und die Patente, die gerade für ein Technologieunternehmen ungemein wertvoll sind, im Besitz von Osram bleiben. Einen Technologie-Ausverkauf muss man laut solchen Zusagen offenbar nicht befürchten. Das mag auch tatsächlich so sein, sofern der bisher eingeschlagene Weg sich als richtig erweist und den angeschlagenen Konzern wieder auf Wachstumskurs bringt. Bain und Carlyle sind schließlich Investoren mit Gewinnerzielungsabsicht.
An den Zielen für 2020, die von der Osram-Geschäftsführung 2015 im Zuge der großen »Diamond«-Wachstumsstrategie ausgegeben wurden, können sie sich realistischer Weise nicht orientieren: Ein Umsatz zwischen 5 und 5,5 Mrd. Euro und Gewinn (EBITDA) von 900 Millionen Euro sind aus heutiger Sicht undenkbar.
Viel Erfolg für den Weg zurück auf Wachstumskurs kann man aus deutscher Sicht aber nur wünschen. Wenn der Fokus auf den Hochtechnologiesektor tatsächlich fortgeführt wird, dürfte der Standort in Regensburg stark profitieren. Hier ist die High-Tech-Sparte Osram Opto Semiconductors angesiedelt. Dafür muss aber zunächst die Nachfrage aus dem Automobilsektor steigen.