CAN-Signale kontaktlos überwachen

»Überklemm«-Sensoren für Tests am CAN-Bus

29. April 2024, 8:00 Uhr | Von Ernst Bratz, Meilhaus Electronic
Mit den »Überklemm«-CAN-Sensoren von Hioki lassen sich Signale an einer CAN-Leitung ganz einfach abgreifen
© Hioki / Meilhaus / Componeers GmbH

Die Überwachung von CAN-Signalen in Fahrzeugen ist von entscheidender Bedeutung, mit konventionellen Mitteln aber oft nur schwierig zu bewältigen. Hiokis »Überklemm«-CAN-Sensoren bieten eine einfache Lösung: Sie erfassen Signale kontaktlos an jeder Stelle im Fahrzeug und sind einfach zu handhaben.

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Elektronik im Fahrzeug spielt eine enorm wichtige Rolle – und das schon lange vor dem Siegeszug der E-Mobilität. Oft sind in modernen Fahrzeugen zwischen hundert und zweihundert Steuergeräte aktiv, die miteinander vernetzt werden müssen, um kommunizieren zu können. Sie steuern Motoren und Getriebe, überwachen Sensoren für Reifendruck und ABS, regeln die Geschwindigkeit, das Fernlicht, kontrollieren die Rückfahrkamera und Abstandssensoren bis hin zur Infotainment-Elektronik im Pkw. Bei Nutzfahrzeugen, landwirtschaftlichen Maschinen, Schiffen und Schienenfahrzeugen sind zudem noch viele weitere, zum Teil sehr spezielle Komponenten relevant.

Eine Kommunikation über Einzelleitungen oder Kabelbäume würde mehrere Kilometer an Kabeln erfordern. Das wäre unübersichtlich, fehleranfällig und schwierig zu warten, würde das Fahrzeuggewicht unnötig erhöhen und wäre zudem teuer bezüglich der Materialkosten. Daher werden stattdessen Bussysteme eingesetzt, darunter zum Beispiel CAN (Controller Area Network). Sie verbinden die Komponenten wie Motorsteuerung, Getriebe, ESP, ABS etc. miteinander.

Eigenschaften und Herausforderungen des CAN-Busses

Der von Bosch entwickelte CAN-Bus zählt zu den sogenannten Feldbussen. Die Eigenschaften des CAN-Busses sind in der ISO 11898-1/2/3 definiert und können dort im Detail nachgelesen werden. Hier nur einige grobe Eckdaten: Die Datenübertragung erfolgt seriell über einen zweiadrigen Kabelstrang. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt bis 1 Mbit/s (bzw. bei der Erweiterung CAN-FD auch mehr), wobei die tatsächlich erreichten Übertragungsgeschwindigkeiten von einigen Gegebenheiten wie zum Beispiel der Leitungslänge und Busauslastung abhängen.

Invasive Messung durch Abisolieren der Signalleitungen
Invasive Messung durch Abisolieren der Signalleitungen
© Hioki / Meilhaus

Teilnehmer am Bus erkennen über „Identifier“ in den gesendeten Datenpaketen, ob die Daten für sie bestimmt sind. Der Identifier enthält Informationen über Priorität und Inhalt des Datenpaketes. Zudem kann der CAN-Bus fehlerhafte Übertragungen erkennen und wiederholen.

Informationen aus der CAN-Kommunikation liefern dem Techniker in der Fahrzeug-Entwicklung und Wartung wichtige Informationen zum Zustand des Systems mit Hilfe der erfassten Sensor- und Steuerdaten.

Besser, aber aufwändiger mit Verzweigungskabelbäumen
Besser, aber aufwändiger mit Verzweigungskabelbäumen
© Hioki / Meilhaus

Einschränkungen herkömmlicher Methoden

Auch wenn Bus-Systeme wie CAN die Vernetzung der Komponenten wesentlich vereinfachen, hat deren Überwachung doch ihre Tücken. Üblicherweise erfordert die Erfassung von CAN-Signalen entweder das Abisolieren von Signalleitungen, damit Messfühler/Messspitzen in Kontakt mit den Leitern gebracht werden können, oder aber das Einfügen von Verzweigungskabelbäumen in Signalleitungen. Das Abisolieren der Drähte zur Herstellung des Kontakts bedeutet jedoch, dass die Leitungen unter Umständen durch die zerstörte Isolierung nicht mehr ausreichend zum Beispiel vor Feuchtigkeit geschützt sind. Die Verwendung von Verzweigungskabelbäumen hingegen macht die Vorbereitung der Prüfung zu einer zeitaufwändigen Angelegenheit und erlaubt auch nicht den schnellen Test irgendwo an der Leitung.

Wünschenswert wäre also eine einfachere Lösung, am besten eine kontaktlose Erfassung an jeder beliebigen Stelle.

Die einfache Überklemm-Lösung

Genau diesen Ansatz verfolgen die CAN-Sensoren der Serie SP7000 von Hioki. Die beim Vertriebspartner Meilhaus Electronic erhältlichen Sensoren erfassen die CAN-Daten durch „Überklemmen“ eines Kabels auf die Isolierung, vergleichbar einem Stromtastkopf oder einer Stromzange bei der Strommessung. Das funktioniert meist auch bei wenig Platz und schlecht zugänglichen Stellen recht gut. Die Möglichkeit, CAN-Signale kontaktlos zu erfassen, reduziert den Arbeitsaufwand bei der Entwicklung und Auswertung, weil das Abisolieren von Kabeln oder das Einsetzen von Verzweigungskabeln entfällt. Außerdem hat die Messung keine elektrischen Auswirkungen auf das zu prüfende Netzwerk. Der Techniker muss also nicht in Kauf nehmen, dass es aufgrund von Änderungen der elektrischen Eigenschaften zu Fehlfunktionen im Steuergerät kommen könnte, wie es bei den herkömmlichen Methoden der Fall sein kann.

Hioki SP700x berührungslose CAN-Sensoren
Hioki SP700x berührungslose CAN-Sensoren
© Hioki / Meilhaus

Weil der CAN-Bus auch in weiteren Bereichen neben Automotive eingesetzt wird, lässt sich dort mit den Hioki-Sensoren auch die CAN-Bus-Analyse vereinfachen. Dazu zählen zum Beispiel medizinische Geräte oder Industrieroboter. Die Pinbelegung des CAN-Ausgangs folgt dem Industriestandard (9-polig Sub-D), so dass vorhandene CAN-Analyse-Systeme einfach weiter genutzt werden können.

Schematische Mess-Konfiguration
Schematische Mess-Konfiguration
© Hioki / Meilhaus

Wenn die CAN-Signalamplitude im Vergleich zum CAN-Standard niedrig ist oder aufgrund der Kabelbedingungen ein Signal nicht erkannt wird, können die Sensoren in einem Modus mit hoher Empfindlichkeit verwendet werden, um den Erfassungsbereich zu erweitern. Die kontaktlose Methode ist auch mit CAN-FD-Hochgeschwindigkeitssignalen einsetzbar. Anders als bei der Kontaktmethode wird bei dieser Methode das ursprüngliche Signal beim Abtasten des CAN-Busses nicht verfälscht.

Resümee

Für das Monitoring von CAN-Signalen liefern drei Möglichkeiten gute Ergebnisse: 1. invasiv durch Abisolieren der Leitungen, 2. relativ aufwändig durch Einfügen von Verzweigungskabelbäumen oder aber 3. kontaktlos und sehr komfortabel mit den CAN-Sensoren von Hioki. Insbesondere wenn häufig wechselnd verschiedene Leistungsstränge geprüft werden müssen, sind die Sensoren die wohl flexibelste und am einfachsten anzubringende Lösung.

Eckdaten der CAN-Sensoren SP7000 von Hioki

  • Berührungsloser CAN-Sensor
  • Unterstützt CAN-FD/CAN-Signale; 125 kbit/s bis 1 oder 3 Mbit/s
  • Kapazitiv gekoppelte Signalerfassung; keine Blankdrahtverbindungen
  • Erkennbares Kabel: AVS/AVSS-konforme Kabel, Außendurchmesser 1,2 bis 2,0 mm
  • 1- oder 2-Kanal-CAN-Schnittstellen
  • Anschluss: 9-polige Sub-D-Buchse

Autor: Ernst Bratz, Meilhaus Electronic, nach Unterlagen von Hioki


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