Eine Drohne misst seit Juni in der Ostsee gezielt Schwefeldioxid in Schiffsabgasen – bei Überschreitungen der Grenzwerte drohen hohe Strafen.
Seit Mitte Juni 2025 setzt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) eine Drohne zur Überwachung von Emissionsgrenzwerten im Seegebiet zwischen Fehmarnbelt und Kadetrinne ein. Die Maßnahme ist Teil einer Messkampagne zur Einhaltung der Schwefelgrenzwerte von 0,10 % m/m in der Ostsee, die als Emissionskontrollgebiet gilt.
Die Drohne startet zweimal täglich von der Marineküstenstation Marienleuchte und fliegt gezielt in die Abgasfahnen ausgewählter Schiffe. Dabei erfasst sie mithilfe hochpräziser Sensoren insbesondere den Gehalt an Schwefeldioxid (SO₂). Das verwendete Modell Camcopter S-100 ist 3,1 Meter lang und wiegt bis zu 200 Kilogramm.
Zusätzlich ist die Drohne mit Infrarotkameras ausgestattet. Diese liefern Hinweise darauf, ob ein Schiff schwefelarmen Kraftstoff verwendet oder mit einem Abgaswäscher (Scrubber) ausgerüstet ist. Die Echtzeitübertragung der Daten erlaubt dem BSH eine gezielte Auswahl der Schiffe zur Kontrolle.
Für den unterbrechungsfreien Betrieb stehen zwei baugleiche Drohnen bereit, vor Ort ist ein fünfköpfiges Team im Einsatz. Die Drohneneinsätze wurden vom BSH bei der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) beantragt, durchgeführt wird der Einsatz von der Firma Schiebel im Auftrag der EMSA.
Bis Anfang August wurden 90 Schiffe kontrolliert. In einem Fall ergab sich ein Verdacht auf Überschreitung des Schwefelgrenzwerts. In solchen Fällen informiert das BSH die zuständige Behörde, die im nächsten Hafen Kraftstoffproben entnimmt. Verstöße können mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro oder strafrechtlichen Maßnahmen geahndet werden.
Die Drohneneinsätze erweitern das bestehende Messnetz des BSH, das laut eigenen Angaben weltweit das größte kontinuierliche System zur Analyse von Schiffsabgasen ist. Jährlich werden mehr als 10.000 Abgasfahnen untersucht, sowohl an Land als auch auf See – unter anderem mit dem Forschungsschiff ATAIR.
Ziel ist es laut BSH, neben der Überwachung auch neue Strategien für die Kontrolle bislang nicht regulierter Luftschadstoffe zu entwickeln. Dabei rücken unter anderem Ultrafeinstaub und alternative Kraftstoffe wie LNG oder Ammoniak in den Fokus. Diese gelten zwar als CO₂-neutral, können jedoch andere Treibhausgase wie Methan oder Lachgas freisetzen.
Seit Einführung der Emissionskontrollgebiete konnten die Schwefelemissionen laut dem Europäischen Umweltbericht EMTER 2025 um 70 % reduziert werden. Neben der Ost- und Nordsee gehört seit Mai 2025 auch das Mittelmeer zu diesen Zonen. Ab 2027 wird der Nordost-Atlantik folgen.
Um diese Fortschritte zu sichern, betreibt das BSH sein Messnetz weiter. In Wedel wurde beispielsweise ein leicht ansteigender Trend auffälliger Abgasfahnen in den letzten drei Jahren beobachtet.