Welche Einfallstore für elektromagnetische Störungen gibt es in Schaltungen? Was ist der Unterschied zwischen Gleich- und Gegentaktstörungen? Und was sagt die Signalzusammensetzung über das Störpotenzial aus? Dieser Beitrag beschreibt die wichtigsten Grundlagen der EMV-Technik.
Was ist elektromagnetische Verträglichkeit (EMV)? In der Literatur und auch im EMV-Gesetz ist dazu eine Definition zu finden: »Elektromagnetische Verträglichkeit bezeichnet die Fähigkeit elektrotechnischer Geräte, zufriedenstellend zu arbeiten, ohne andere Einrichtungen zu stören oder selbst durch andere Einrichtungen gestört zu werden«. Letztendlich ist EMV für den Endverbraucher als Qualitätsmerkmal zu verstehen.
Während der Produktentwicklung wird EMV häufig als eine Art »überflüssige Bürde« empfunden, die Aufwand, Geld und Zeit kostet, und das Produkt nicht schöner macht.
Die Phänomene in der EMV lassen sich auf grundlegende elektrotechnische Ansätze zurückführen. Ausgehend von der Signalquelle kann die Energie, sei es das Nutzsignal, oder seien es darin enthaltene »Störanteile«, nur in Form von elektrischer Spannung, elektrischem Strom oder elektromagnetischer Strahlung zur Störsenke gelangen (Bild 1).
Dabei ist es unerheblich, wie groß das System ist, d.h. ob der Vorgang in einem IC, auf einer Leiterplatte oder in einem Gerät stattfindet. Die physikalischen Effekte sind die gleichen. In der Elektrotechnik unterscheidet man zwischen galvanischer-, magnetischer-, kapazitiver- und elektromagnetischer Kopplung. Das Verständnis dieser Phänomene ist essenziell und zudem ein Weg, die Ursachen und Wechselwirkungen im Schaltungs- und Systemdesign von elektronischen Produkten zu verstehen.
Galvanische Kopplung
Wer mit Elektrontechnik vertraut ist, kennt eine galvanische Verbindung. Es ist auch klar, dass über eine solche Verbindung, ein Stück Draht, abhängig von der Stromstärke und der Signalfrequenz ein Spannungsabfall entsteht.
In Bild 2 ist ein Beispiel dargestellt, das die Auswirkung der galvanischen Kopplung verdeutlicht.
Die beiden Verbraucher V1 und V2 sind über eine gemeinsame Versorgungsleitung angeschlossen. Last V1 ist ein Verbraucher mit großen Lastschwankungen, die Last V2 ist eine kleine Last (geringer Stromverbrauch). Die Verbindung, d.h. die Zuleitung von der Energiequelle, z.B. dem Netzteil zu den Verbrauchern, hat einen resistiven und einen induktiven Impedanz-Anteil. Die beiden Anteile zusammen bilden die Impedanz Z der Zuleitung. Die Ströme der beiden Lasten über die gemeinsame Leitungszuführung führen zu einem Spannungsabfall. Den Zusammenhang beschreibt Formel 1.
Das Berechnungsbeispiel für den Spannungsdip u (Skineffekt und frequenzabhängige Stromverteilung seien hier vernachlässigt) zeigt Formel 2: