Adnoc investiert rund 16 Milliarden Euro in die Übernahme des Kunststoffherstellers und Bayer-Ablegers Covestro. Der arabische Ölkonzern will unter die Top 5 der weltweiten Chemiekonzerne und profitiert dabei von Covestros Nachhaltigkeitskurs. Welche Auswirkungen hat der Deal auf die Medizintechnik?
Es war eine der wichigsten Wirtschaftsnachrichten der letzten Woche: Der staatliche Ölkonzern Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten hat eine Übernahmevereinbarung mit dem deutschen Kunststoffkonzern Covestro getroffen.
Das Unternehmen aus Abu Dhabi bietet 62 Euro je Covestro-Aktie, was den Dax-Konzern mit insgesamt 11,7 Milliarden Euro bewertet. Adnoc plant zusätzlich eine Kapitalerhöhung von knapp 1,2 Milliarden Euro und übernimmt zusätzlich drei Milliarden Euro Schulder der Leverkusener, die 2015 aus der Kunststoffsparte von Bayer hervorgegangen waren.
Die Mindestannahmequote liegt bei 50 Prozent plus einer Aktie, das Covestro-Management unterstützt das Übernahmeangebot - die behördlichen Genehmigungen stehen allerdings noch aus. Analysten sehen die Übernahme positiv und erwarten keine größeren regulatorischen Hindernisse. Jetzt müssen nur die Aktionäre dem Deal auch zustimmen und das Angebot annehmen.
Covestro in der Medizintechnik |
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Laut jetzigen Verlautbarungen soll Covestro, mit rund 17.500 Mitarbeitern weltweit, davon etwa 7.000 in Deutschland, seine Hauptstandorte beibehalten. Für Adnoc ist die Übernahme ein wichtiger Schritt in ihrer Wachstumsstrategie, mit dem Ziel, eines der fünf größten Chemieunternehmen weltweit zu werden. Covestro hingegen bringt dabei nicht nur ein breites Portfolio an Hochleistungskunststoffen ein, sondern auch eine starke Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft - und könnte von der finanziellen Stärke des arabischen Konzerns profitieren.
Die Übernahme könnte auch Folgen für die Medizintechnik haben: Inbesondere für die Forschung und Entwicklung von neuen Materialien für medizinische Anwendungen könnten Adnocs monetäre Mittel Covestros Expertise stärken. Zudem könnte der Ölkonzern Covestros Bemühungen im Bereich der Kreislaufwirtschaft und nachhaltiger Produktion intensivieren; zum einen, um sich selbst nachhaltig zu präsentieren, in der Folge könnte sich der Trend zu umweltfreundlicheren Medizinprodukten deutlich verstärken. Zumdem könnte die Integration in einen großen Ölkonzern die Lieferkette der Rohstoffversorgung und damit die Versorgungssicherheit für medizintechnische Kunststoffe stabilisieren. (uh)