An Bereitschaft, Motivation und Ehrgeiz fehle es den Flüchtlingen nicht, so der 22-jährige Azubi-Pate Mirco Burbach, der Flüchtlinge während seiner Zeit des Praktikums betreut hat – und zum ersten Mal selbst sein Wissen weitergeben konnte: »Die Arbeit mit den Flüchtlingen war eine schöne Zeit für mich, weil ich bei vielen Dingen helfen, unterstützen und anleiten konnte.« Den Praktikanten habe es bei Problemen an den Maschinen oder mit dem Lehrstoff geholfen, auf die Azubis zugehen und auch einmal sprachliche Patzer riskieren zu können.
Fehlende oder noch nicht ausreichende Sprachkenntnisse sind eine Herausforderung sowohl für die Flüchtlinge als auch ihre Ausbilder im Qualifizierungsprogramm. Deshalb hat die Friedhelm Loh Group eine Lehrerin aus ihrer unternehmenseigenen Weiterbildungseinrichtung, der Loh Academy, in die Ausbildungswerkstatt geschickt.
In den Unterrichtseinheiten lernen die Flüchtlinge nicht nur Grammatik und Konversation, sondern auch berufsbezogene Begriffe – schließlich müssen sie nicht nur Menschen, sondern auch Maschinen verstehen. »Wir sammeln die Woche über Worte, die wir nicht verstehen. Im Unterricht sprechen wir darüber«, erzählt Eyobel Gebreyesus. Der 26-jährige Praktikant ist aus Eritrea geflüchtet und träumt davon, zu bleiben und bei Rittal zu arbeiten. »Die Menschen sind freundlich und es gibt Freiheit hier.«
Als wegweisend bezeichnet Andreas Tielmann, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lahn-Dill, das Konzept der Unternehmensgruppe: »Wir werden uns dafür einsetzen, dass weitere Unternehmen diesem Beispiel folgen und ebenfalls Vorbereitungspraktika oder Qualifizierungsprogramme für Flüchtlinge anbieten.«
Für diese Herausforderungen haben die Friedhelm Loh Group und der Lahn-Dill-Kreis Lösungen gefunden und Empfehlungen formuliert. Unternehmen betreten also nicht länger Neuland, wenn sie Flüchtlinge fit für eine Ausbildung machen wollen.
Dank des erfolgreichen Pilotprojekts seien die Anforderungen für solche Programme nun transparent. Es brauche etwa weiterführende Sprachkurse und die Möglichkeit, zwischen Wohnort und Praktikumsplatz zu pendeln.
Ein vom Lahn-Dill-Kreis gestellter Pädagoge steht während des Projekts als Ansprechpartner für Betriebe und Praktikanten zur Verfügung.