Homeoffice lässt viele Großküchen und Betriebskantineneiden betriebswirtschaftlich leiden, zeigen neue Zahlen der Dehoga. Doch trotz sinkender Auslastung zeigen sich Experten optimistisch, die Mitarbeiter zurück locken zu können. Gutes Beispiel ist das betriebseigene Restaurant von Lauterbach.
Im Landratsamt Karlsruhe hat sich die Anzahl der täglichen Essen von einst 600-700 auf unter 100 verringert. Dies hat zu drastischen Maßnahmen geführt, einschließlich eines Schutzschirmverfahrens und der Trennung vom gesamten Gastrobereich. Michael Auen, Vorstand der Lebenshilfe Karlsruhe, Ettlingen und Umgebung: "In der Gastronomie ist die Welt seit 2020 eine andere."
Doch in der aktuellen Notlage liegen auch Chancen, betonen der Bundesverband Deutscher Kantinenbetreiber (Dehoga) und Konsultationsfirmen wie K&P Consulting übereinstimmend. Sie registrieren eine zunehmende Bereitschaft von Unternehmen, die Betriebsgastronomie nicht nur zu erhalten, sondern auch attraktiver zu gestalten.
"Die Betriebsgastronomie wird als wesentliches Element gesehen, um Mitarbeitende ins Unternehmen zurückzuholen", erklärt Ekkehart Lehmann von K&P Consulting. Etwa durch Angebote, die auch die Mitnahme von Speisen ins Homeoffice ermöglichen oder - wie die Lauterbach GmbH aus Höhhenkirchen-Siegertsbrunn - auch externe Gäste im Blick haben.
Der Mittagstisch, den der Embedded-Spezialist Lauterbach im firmeneigenen Gebäude "Arcone Technologie Center" in Höhenkirchen-Siegertsbrunn betreibt, ist frisch, regional und hochwertig und hat es damit in die Regionalausgabe der Süddeutsche Zeitung geschafft.
Dort ist zu lesen, dass laut Betriebsleiter Jens Plenert zufolge inzwischen mehr Anwohner und Rentner die Kantine im 2009 eröffnete Gebäudekomplex besuchen als Beschäftigte selbst. Auch Angestellte von umliegenden Firmen essen hier ihren Flammkuchen mit Grillgemüse und geräuchertem Mozzarella oder das klassische Schweineschnitzel mit Pommes und zum Nachtisch Blaubeer-Käsekuchen. Gerade für die älteren Leute im Ort sei die Kantine ein Segen.
Für Frank Riemenschneider, Senior Marketing Manager bei Lauterbach ist das kulinarische Angebot "eines unserer 'Killerfeatures' für Mitarbeitende bei Lauterbach". Der Begriff 'Kantine' werde dem firmeneigenen Restaurant gar nicht gerecht. "Es gibt nicht nur sehr leckeres, sondern auch frisches und gesundes Essen für meine Kolleginnen, Kollegen und mich - und das jeden Tag."
Obwohl die Allianz bereits wieder eine Zunahme der Gästezahlen in ihren Restaurants verzeichnet, suchen viele Betriebskantinen nach Wegen, um die veränderten Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu bedienen. Von flexiblen Öffnungszeiten bis hin zu spezialisierten Events an Tagen geringerer Auslastung, das Spektrum der Anpassungen ist breit.
Zusätzlich zu verbesserten Angebote sollten Kantinen auch mehr Raum für soziale Interaktion und Kommunikation bieten, sagen Experten. Dies könnte die Kantine zu einem attraktiven Ort für Meetings oder zum Networking machen.
Das gleiche gilt für Veranstaltungen und Spezialaktionen: Die Organisation von regelmäßigen Veranstaltungen wie Kochshows, Ernährungsworkshops oder saisonalen Festen könne attraktiv für Besucher sein und die Bindung an den Arbeitsplatz stärken.
Idealerweise flankiert werden solche Ideen mit regelmäßige Umfragen und Feedback-Optionen, um die Bedürfnisse und Wünsche der Mitarbeiter besser zu verstehen und das Angebot entsprechend anzupassen und die Kantine neu zu erfinden und als wesentlichen Bestandteil einer guten Unternehmenskultur zu etablieren.