Homeoffice

Firmen regeln die Büropräsenz wieder strenger 

22. Februar 2024, 11:21 Uhr | Nach Unterlagen von Sebastian Schlenker, dpa
© Fabian Strauch/dpa +++ dpa-Bildfunk

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP etwa setzt ab diesem Monat voraus, dass Beschäftigte mindestens drei Tage pro Woche im Büro oder bei Kunden arbeiten. Wohin steuern andere große Unternehmen in Sachen Homeoffice?

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Ein Sprecher von SAP erwähnte eine Übergangszeit bis Mai. Bei der Telekom sollen Büromitarbeiter zukünftig drei Tage pro Woche vor Ort arbeiten, von Führungskräften werden sogar vier Tage erwartet. Volkswagen und die Deutsche Bank haben ähnlich strikte Regelungen für das Homeoffice. Bei diesen Unternehmen müssen Führungskräfte mindestens vier Tage pro Woche im Büro sein, während andere Mitarbeiter der Deutschen Bank mindestens drei Tage im Büro sein sollen. Die Regelung bei VW ist seit November in Kraft, bei der Deutschen Bank wird sie ab Juni gelten.

Philipp Grunau vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg sieht in solchen Beispielen jedoch keinen klaren Trend zu weniger Homeoffice. Seit dem Höhepunkt des Homeoffice-Einsatzes zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 hat er festgestellt, dass der Anteil der Homeoffice-Arbeit langsam abnimmt, aber die Menschen immer noch mehr im Homeoffice arbeiten als vor der Pandemie.

Simon Krause vom Ifo-Institut in München hat in den letzten anderthalb Jahren eine stabile Entwicklung des Homeoffice-Anteils in Deutschland beobachtet, der durchschnittlich bei 25 Prozent liegt. Eine Umfrage des Instituts im Herbst 2023 ergab, dass 84 Prozent der rund 9000 befragten Unternehmen planen, ihre Homeoffice-Regelungen beizubehalten. Krause geht davon aus, dass dieser Wert stabil bleiben oder nur leicht sinken wird.

Eine dpa-Umfrage bei über einem Dutzend großer Unternehmen ergab, dass Firmen wie Mercedes Benz, Allianz, Hannover Re, Otto, Vodafone, Continental, Tui, Bayer, Siemens und Henkel derzeit keine strengeren Homeoffice-Vorgaben planen. Diese Entscheidungen werden teilweise mit besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie, größerer Flexibilität und einer attraktiveren Arbeitgeberwahrnehmung begründet.

Grunau vom IAB sieht wenig Spielraum für Unternehmen, mehr Präsenzarbeit zu fordern, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels. Fachkräfte hätten heute eine stärkere Verhandlungsposition und könnten ein Unternehmen verlassen, wenn die Homeoffice-Möglichkeiten nicht ihren Wünschen entsprechen. Dies könne für kleinere Firmen eine Chance sein, Fachkräfte zu gewinnen.

Einige Unternehmen haben auf den hohen Homeoffice-Anteil mit einer Reduzierung der Büroflächen reagiert, was laut Ifo-Experte Krause auf dem Immobilienmarkt spürbar ist und sich in einer Zunahme von Untervermietungen zeigt. Grunau betont die Wichtigkeit, niemanden zum Homeoffice zu zwingen, obwohl dies aufgrund verkleinerter Büroflächen nicht immer möglich sei.

Grunau weist auch auf die Nachteile der Heimarbeit hin, wie tendenziell längere Arbeitszeiten, Überstunden und eine verschwimmende Grenze zwischen Arbeit und Freizeit. Homeoffice sei nicht immer produktiver und eigne sich je nach Tätigkeit unterschiedlich gut. Ein hybrides Arbeitsmodell, das Präsenz- und Homeoffice-Arbeit kombiniert, könnte hier eine Lösung sein. Er betont, dass sowohl Unternehmen als auch Mitarbeiter von einem freiwilligen und angemessenen Homeoffice-Einsatz profitieren können, was zu größerer Zufriedenheit, stärkerer Unternehmensbindung und letztlich höherer Produktivität führen kann.
 


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