Industrie 4.0 war so sehr „Leitthema“ auf der Hannover Messe, dass so mancher Gesprächspartner an den Ständen schon wieder genervt die Augen nach oben verdreht hat. So mache Innovation wurde denn auch flugs „auch unter dem Gesichtspunkt Industrie 4.0“ angepriesen – auch wenn das häufig arg weit hergeholt schien. Doch auch wenn Industrie 4.0 noch mehr Theorie als be“greif“bare Realität ist: zukünftig soll die Vernetzung von Maschinen, Anlagen und Produktionsprozessen den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken – und dazu braucht es entsprechend ausgebildetes Personal.
Dabei ist Industrie 4.0 aber bei weitem nicht der einzige Megatrend, für den es Ingenieure mit spezieller Expertise in IT braucht. Genauso starke Impulse gehen von den Bereichen Energieeffizienz, Smart Grid und Elektromobilität aus - analog Industrie 4.0 sollen sie mittels intelligenter IT zusammenwachsen. Als wichtigste Schlüsseltechnologien nennt der VDE dazu die Energietechnik sowie Batterie- und Speichertechnologien, gefolgt von der Automatisierungstechnik, der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sowie der Mikroelektronik / Mikrosystemtechnik.
Als Pluspunkt und Haupt-Innovationstreiber lobt die neue Studie des VDE das hohe Ausbildungsniveau in Deutschland, als größte Innovationshemmnis jedoch die Verfügbarkeit qualifizierten Personals. Der Faktor Wissen sei der wichtigste Dreh- und Angelpunkt der Innovationskraft im deutschen Elektro- und IT-Sektor. 73 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Elektro- und Informationstechnik ein wesentlicher Innovationsmotor des Technikstandorts Deutschland bleiben werde.
Derzeit aber stottert der Motor ein wenig. Unsicher ist, ob sich die wirtschaftliche Lage der deutschen Elektro- und IT-Branche 2013 gegenüber dem Exportrekordjahr 2012 verbessern wird.
Der ZVEI gibt sich auf der Hannover Messe vorsichtig optimistisch: „Unsere Branche ist besser in das Jahr 2013 gestartet, als sie 2012 hinter sich gelassen hat“, sagte ZVEI-Präsident Friedhelm Loh. Zu Jahresbeginn seien sowohl die Bestellungen als auch Produktion und Umsatz wieder gestiegen. „Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass die Dynamik im Jahresverlauf allmählich weiter zunehmen wird“, so Loh und hält an der Prognose von 1,5 Prozent Produktionswachstum und einem Anstieg der Erlöse auf 173 Mrd. Euro in diesem Jahr fest.
Was bleibe, seien die Unsicherheiten: Der Konjunkturzyklus sei heute politikabhängig wie selten zuvor und die Liste der Risiken lang. Mit stabilen und verlässlichen Rahmenbedingungen müssten die Regierungen endlich wieder für eine nachhaltige Investitions- und Planungssicherheit sorgen. Dies betreffe die Energiewende in Deutschland genauso wie die Schuldenkrise im Euroraum, den Budgetstreit in den USA oder den Reformstau in China.
All diese Faktoren gilt es zu berücksichtigen, wenn es um den Arbeitsmarkt für Ingenieure geht. Im Bereich Erneuerbare Energien beispielsweise ist die Zahl der Beschäftigten nach Jahren der Euphorie erstmals gesunken.