Personal-Management im Mittelstand

Unternehmen haben Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern

4. Oktober 2017, 11:00 Uhr | Irina Hübner
Diesen Artikel anhören

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Welche Ausbildung wird von den Unternehmen bevorzugt - Fachabitur oder Dual-Studium?

Elektronik: Vielleicht stellt das Dual-Studium eine bessere Alternative dar?

Kristina Opitz: Bei Bürklin Elektronik halten wir ein duales Studium für sehr vielversprechend – sowohl für den Studenten als auch fürs Unternehmen. Als Unternehmen erhalten wir hochqualifizierte Mitarbeiter, deren Praxiswissen direkt auf unser Unternehmen, unsere Prozesse und Arbeitsabläufe zugeschnitten ist. Für den Berufseinsteiger könnte eine Überlegung natürlich sein, dass er während des Studiums schon eine gewisse finanzielle Sicherheit erfährt.

Darüber hinaus erwirbt er aus meiner Sicht bereits während des Studiums wichtige Schlüsselqualifikationen wie Selbstorganisation, strukturiertes Arbeiten und Zeitmanagement. Solche Qualifikationen bekommt man nicht durch das Lesen von Büchern, sondern durch den aktiven Einsatz im Unternehmen. Nach dem Studium ist der Absolvent dann voll einsetzbar und muss nicht mehr angelernt werden – ein riesiger Vorteil für uns als Unternehmen.

Seinen Unternehmenssitz hat Bürklin Elektronik in Oberhaching bei München. Zusätzlich zum Online-Shop
Seinen Unternehmenssitz hat Bürklin Elektronik in Oberhaching bei München. Zusätzlich zum Online-Shop, über den alle Produkte bezogen werden können, unterhält das Unternehmen dort auch ein Ladengeschäft.
© Bürklin

Elektronik: Wird es künftig noch schwieriger werden, gute Mitarbeiter zu finden?

Kristina Opitz: Um ehrlich zu sein: Bestimmte Positionen im Unternehmen brauche ich schon jetzt gar nicht mehr auszuschreiben, weil ich weiß, dass ich auf diese Weise niemanden mehr finde. Von dem Anspruch, den perfekten Mitarbeiter mit den richtigen Qualifikationen zu bekommen, muss man sich verabschieden. Als Unternehmen müssen Sie überlegen, was Ihnen am wichtigsten ist. Auf welche Kenntnisse können Sie gar nicht verzichten? Was können Sie nachqualifizieren? Man hat keinen riesigen Pool an Bewerbern mehr, aus dem man sich den perfekten Bewerber aussuchen kann.

Elektronik: In welchem Bereich haben Sie momentan die größten Probleme, Mitarbeiter zu finden?

Kristina Opitz: Wir bilden nicht nur Kaufleute aus, sondern auch Fachlageristen, und Lagerist wird von den Schulabgängern nicht mehr als attraktiver Beruf angesehen. Deshalb bilden wir auch Flüchtlinge aus, der erste hat dieses Jahr seine Ausbildung abgeschlossen.

Elektronik: Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Flüchtlingen?

Kristina Opitz: Die Zusammenarbeit mit Flüchtlingen kann ich nur empfehlen, denn ich habe sie als hochmotiviert kennengelernt. Die Flüchtlingssituation ist aus meiner Sicht ein Glücksfall für viele deutsche Unternehmen, weil dadurch der Personalbedarf in bestimmten Bereichen einfacher gedeckt werden kann. Allerdings muss man als Unternehmen diesen Mitarbeitern Zeit für Sprachkurse geben und sie dafür von der Arbeit freistellen. Und man darf nicht zu viel von den Berufsschulnoten erwarten – einerseits wegen der Deutschkenntnisse, andererseits wegen fehlender schulischer Ausbildung im Herkunftsland. In der Logistik benötige ich jedoch Mitarbeiter, die praktisches Geschick haben, zuverlässig und fleißig sind. Da muss nicht jedes Unterrichtsfach mit Bestnoten abgeschlossen werden.

Elektronik: Wie unterscheiden sich die heutigen Berufseinsteiger von früheren Generationen?

Kristina Opitz: Wir alle waren mal jung und haben unsere Grenzen ausgetestet. In diesem Punkt unterscheiden sich die Generationen überhaupt nicht. Abgesehen davon gibt es natürlich Unterschiede, wobei man vielleicht zwischen der „jungen“ und der etwas „älteren“ Generation Y unterscheiden muss. Die erstere ist äußerst technikaffin, multitaskingfähiger als die Baby-Boomer sowie flexibler und offener. Wir beschäftigen inzwischen Mitarbeiter aus 26 Nationen bei Bürklin Elektronik. Die Berührungsängste gegenüber anderen Kulturen sind bei der jungen Generation Y viel geringer als bei älteren Mitarbeitern.

Die ältere Generation Y würde ich eher als funktional orientiert beschreiben. Sie passt sich Hierarchien flexibel an, ist hochqualifiziert und besitzt eine hohe Anpassungs- und Lernfähigkeit. Wichtig für diese Generation sind sinnvolle und anspruchsvolle Arbeitsinhalte, Selbstverwirklichung, Entscheidungsfreiräume, Flexibilität bezüglich Arbeitszeiten und -ort sowie eine ausgewogene Work Life Balance.

Elektronik: Sie erleben die Generation Y also als durchwegs positiv?

Kristina Opitz: Nein, manchmal habe ich den Eindruck von Lust- und Antriebslosigkeit. Es wird erst einmal alles in Frage gestellt. Außerdem ist die Generation sehr von sich überzeugt, was manchmal zu einer hohen Anspruchshaltung führt. Auch habe ich den Eindruck, dass meine Generation, also die Generation X, zielstrebiger war, was die berufliche Entwicklung betrifft.

Elektronik: Stichwort „Work Life Balance“. Stellen die Berufseinsteiger diesbezüglich Forderungen?

Kristina Opitz: Die jüngeren Mitarbeiter achten auf jeden Fall stärker auf eine gesunde Ausgewogenheit zwischen Arbeit und Privatleben als das früher der Fall war. Das Motto lautet für sie nicht mehr „Leben ist arbeiten“.

Elektronik: Wie reagieren Sie als Unternehmen darauf?

Kristina Opitz: Die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen ja immer mehr. Damit geht gerade bei den jungen Leuten ein zunehmender Wunsch nach Flexibilität hinsichtlich der Arbeitszeiten und des Arbeitsortes einher. Wir bei Bürklin Elektronik versuchen mit flexiblen Arbeitszeiten ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten. Bei der Flexibilisierung der Arbeitszeit sind wir immer mehr mit dem Thema Teilzeit konfrontiert. Und zwar aus verschiedensten Gründen, zum Beispiel wegen der Pflege von Angehörigen. Wir bieten hier durchaus Möglichkeiten, denn dadurch steigt die Mitarbeiterzufriedenheit und die Bindung zum Arbeitgeber.


  1. Unternehmen haben Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern
  2. Welche Ausbildung wird von den Unternehmen bevorzugt - Fachabitur oder Dual-Studium?
  3. Machen flexible Arbeitszeiten im Unternehmen Sinn?

Lesen Sie mehr zum Thema


Das könnte Sie auch interessieren

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Bürklin GmbH & Co. KG

Weitere Artikel zu Arbeitswelt

Weitere Artikel zu Distribution