Leser-Reaktion zum Thema »Burnout«

»Ständig wird einem erzählt, wie teuer man ist«

6. Dezember 2011, 10:32 Uhr | Corinne Schindlbeck
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Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Wenn man nicht performt, dann warten andere auf den Job«

Ich schreibe Ihnen ein paar Zeilen vor dem Wochenende, und das am Freitag um 18:22 Uhr, das trifft das Thema schon von Anfang an :-)
Man hört immer häufiger vom Syndrom »Burnout« und ich habe mich auch schon gefragt: Was sind die typischen Symptome, an denen ich erkenne, ob ich auch ein Burnout-Syndrom habe?

Ehrlich gesagt, ist auch das nicht so einfach. Als Ingenieur hätte ich das gerne digital, 1 oder 0, krank oder nicht. Stattdessen gibt es so viele mögliche Anzeichen, dass für jeden etwas dabei ist und ich frage mich oft, ob ich einfach erschöpft bin von der Arbeit, oder etwa doch schon krank von der Arbeit? Als positiv denkender Mensch gehe ich von ersterem aus und versuche, den Akku übers Wochenende wieder aufzuladen.

Ich frage mich oft, wo ist die Grenze? Welchen Einfluss hat es, wenn Mitarbeiter aufgrund von Überlastung keinen Spaß mehr an der Arbeit haben? Steigt die Fehlerquote dadurch und können Unternehmen das überhaupt finanziell erfassen? Sicherlich nicht so einfach wie einen Headcount weniger auf der P&L.Meiner Meinung nach sollten Unternehmen den Wert eines Mitarbeiters mehr schätzen. Viele reden davon und schreiben es in ihre Corporate Präsentationen, aber nur die wenigsten investieren wirklich etwas. Dass die Menschen das krank macht, glaube ich sofort. Egal ob das dann Burnout heißt oder anders. Der Grund ist der fehlende Spaß an der Arbeit und die dadurch nötige Motivation und Energie, um Kreativ zu sein.

Meiner Erfahrung nach  ist unsere Arbeitswelt durch die modernen Kommunikationsmedien und –möglichkeiten viel hektischer geworden. Eine Email kommt sofort beim Empfänger an und die meisten erwarten, dass sie zeitnah gelesen und beantwortet wird, am besten sofort. Hinzu kommen die ständige Erreichbarkeit und Smartphones, die man auch im Urlaub benutzen kann. Ansonsten wird man gleich als »Email-Nicht-Leser« heruntergestuft.

Ich sitze oft in Meetings, bei denen das Handy des Geschäftspartners klingelt und der auch mit der Begründung, das sei jetzt wichtig, auch rangeht. Und ich denke mir nur: was um Himmels Willen kann so wichtig sein? Ist seine Frau kurz vor der Entbindung? Oder bin ich einfach nicht so wichtig?

Kostenreduktion, sprich weniger Personal, bei gleich bleibendem oder eher noch erhöhtem Arbeitsaufwand, kommen hinzu. Früher konnte man einen Brief bzw. ein Fax verschicken und sich dann einer anderen Aufgabe widmen. Heute geht das viel schneller und der Arbeitsaufwand erhöht sich dadurch. Die zusätzlichen Aufgaben werden für jeden mehr. Wer kann heute nicht von sich behaupten, dass er eigentlich zwei Jobs im selben Unternehmen hat. Trotzdem will man natürlich seine Leistung bringen, denn der Druck wird höher und wenn man nicht »performt«, dann warten andere auf den Job. Die Forderung nach Mobilität wächst, weil man oft nicht mehr nur innerhalb Deutschlands tätig ist, sondern das Geschäft mindestens europäisch, wenn nicht sogar global geworden ist. Flugreisen sind günstiger geworden und die täglichen Emails kann man ja abends im Hotel noch erledigen...

Markus J., München


  1. »Ständig wird einem erzählt, wie teuer man ist«
  2. »Wenn man nicht performt, dann warten andere auf den Job«
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