Vor einigen Wochen tauschte Dr. Heinrich Hiesinger im Vorfeld der Hauptversammlung seine Lederschuhe gegen Sportschuhe mit drei Streifen, um auf den neuen Schwung im Unternehmen zu verweisen und die Anteilseigner für eine Extrarunde zu motivieren. »Seit drei Jahren schreiben wir wieder schwarze Zahlen. Wir sind aber noch nicht dort angekommen, wo wir hinwollen und müssen«, erklärt der studierte Elektrotechniker. Thyssenkrupp kämpft mit alten Märkten und will neue erschließen: Stahl, Aufzüge, Engineering-Kompetenz und Industrie 4.0 sind heute die Themen von Hiesinger, der seine berufliche Karriere an der TU München startete.
Der heute 56-Jährige schloss sein Studium 1986 ab und promovierte 1991 mit seiner Arbeit: »Der Hochfrequenz-Durchschlagsmechanismus bei schwingenden transienten Überspannungen.« Ein Jahr hielt es ihn dann noch als wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Universität bevor Siemens ihm eine Stelle anbot.
Mit Cromme Karriere machen
Nachfolgend war er von 1992 bis 2000 im Bereich Energieübertragung und -verteilung des Siemens-Konzerns in unterschiedlichen Positionen und Ländern tätig. 2000 wurde er zum Vorsitzenden des Bereichsvorstands Power Transmission und Distribution sowie 2003 zum Vorsitzenden des Bereichsvorstands und Vorsitzenden der Geschäftsleitung der Siemens Building Technologies AG, Zug/Schweiz, berufen.
2007 erfolgte die Berufung zum Mitglied des Vorstands der Siemens AG. Zusätzlich wurde er 2008 zum Sector CEO Industry des Siemens-Konzerns ernannt und übernahm ferner die Betreuung der Zentralstelle Corporate Information Technology.
Dann der Abschied von Siemens: Russwurm übernahm für Hiesinger, den es zu Thyssenkrupp zog. Hiesinger wurde stellvertrender Vorstandsvorsitzender und stieg im Januar 2011 zum Vorstandsvorsitzenden auf. Medien spekulierten damals, dass Gerhard Cromme, Chefaufseher bei Siemens und Tyssenkrupp, den Jobwechsel eingefädelt habe.
Carsten Kratz ist seit 2013 Sprecher der Geschäftsleitung der Boston Consulting Group für Deutschland und Österreich und damit ist er auch Mitglied im europäischen Führungsteam. Mit Unternehmensberatung verbinden die meisten Menschen vor allem Betriebs- oder Volkswirte, doch Kratz studierte von 1985 bis 1990 Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik. In der FAZ bekannte er einmal: »Mit 18 wollte ich mein Studium möglichst rasch zuende bringen, um endlich beruflich durchstarten zu können.«
Das klappte dann auch. Nach dem Studium startete er seine Karriere als Junior-Berater bei der Boston Consulting Group und blieb dem Unternehmen bis heute treu. Von 1999 und 2006 leitete Kratz die Praxisgruppe Technology & Communications bei der BCG Deutschland. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen Themen wie Strategieentwicklung, operative Effizienzsteigerung und Organisationsentwicklung, heißt es in einer Pressemitteilung zu Kratz. Im Rückblick nennt Kratz im Gespräch mit der TU Darmstadt mehrere Gründe für seinen erfolgreichen Berufseinstieg: »Studium in einem vernünftigen Zeitraum an einer Top-Uni, Auslandsaufenthalte sowie Praktika und Werkstudententätigkeiten«. Seinen Weg, während des Studiums stets in den ersten zwei Monaten der vorlesungsfreien »unterwegs im Praktikum« gewesen zu sein, empfiehlt er heutigen Studierenden gerne zur Nachahmung.
Der Consultant bezeichnet sich selber als technikbegeistert und ist Vizepräsident der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Darüber hinaus ist er Mitglied des Staedel Komitees, der Wirtschaftsinitiative Frankfurt und sitzt im Beirat des Fußballvereins Eintracht Frankfurt.