Betriebliche Weiterbildung

Future Skills identifizieren – und vermitteln

8. November 2021, 11:33 Uhr | Von Markus Dohm, Bereichsvorstand Academy & Life Care beim TÜV Rheinland
Markus Dohm ist Leiter des Geschäftsbereichs Academy & Life Care bei TÜV Rheinland. Dieser Geschäftsbereich bündelt unter dem Motto „gesund, motiviert und qualifiziert arbeiten“ die Kompetenzen rund um den Menschen an seinem Arbeitsplatz und in seinem beruflichen Umfeld.
© TÜV Rheinland

Keiner stellt mehr die Notwendigkeit betrieblicher Weiterbildung in Frage. Doch welche Skills benötigen Fachkräfte in Zukunft? Und wie lassen sie sich passgenau vermitteln? Anbieter wie die TÜV-Rheinland-Akademie helfen HR-Fachleuten bei Konzeption, Entwicklung und Umsetzung digitaler Lernlösungen.

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Laut einer aktuellen Erhebung des Stifterverbandes und der Unternehmensberatung McKinsey ist das Thema Fort- und Weiterbildung bei 84 Prozent der befragten Unternehmen Teil der Vorstandsagenda. Wohl auch, weil der steigende Qualifizierungsbedarf im Bereich Zukunftsfähigkeiten (Future Skills) kaum noch zu übersehen ist. Folgerichtig stieg der Weiterbildungsanteil im Bereich digitaler Schlüsselqualifikationen im Corona-Jahr 2020 um 75 Prozent.

Wer allerdings glaubt, damit sei es getan, irrt. Natürlich brauchen Fachkräfte in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft ein gewisses Set an digitalen Basiskompetenzen. Darüber hinaus gewinnen aber auch die sogenannten Soft Skills rasant an Bedeutung. Kreativität, Anpassungsfähigkeit, Problemlösungskompetenzen, Durchhaltevermögen, unternehmerisches Handeln und eine gehörige Portion Eigeninitiative sind für den beruflichen Erfolg in Zukunft mindestens ebenso wichtig wie die Fähigkeit, digitale Werkzeuge richtig einzusetzen. Immerhin sind laut Stanford Research Institute International 75 Prozent des langfristigen beruflichen Erfolgs auf Soft Skills und nur 25 Prozent auf technische Fähigkeiten zurückzuführen.

Natürlich ist und bleibt das Fachwissen auch künftig unverzichtbarer Bestandteil des beruflichen Skill Sets. Ein Schweißer, der nicht schweißen kann, wird im Job künftig ebenso wenig überleben wie ein Chemiker, der seine Formeln nicht versteht. Hervorragende Fachkenntnisse allein reichen aber künftig nicht mehr aus, um das Unternehmen auf Erfolgskurs zu halten. Auch hier gilt es, immer mehr am Puls der Zeit zu bleiben, vorhandene Kenntnisse konsequent weiterzuentwickeln und durch technologische Skills zu ergänzen, und zwar unabhängig von Arbeitsbereich und Branche. Das bedeutet allerdings nicht, dass jeder Facharbeiter zum Softwareentwickler mutieren soll. Vielmehr geht es darum, innovative Technologien wie künstliche Intelligenz oder Echtzeit-Analytics zu verstehen und praktisch anwenden zu können.

Die Herausforderung der betrieblichen Weiterbildung liegt künftig also vor allem darin, die Mitarbeitenden sowohl beim Aufbau digitaler und technologischer Kompetenzen als auch in ihrer individuellen persönlichen Weiterentwicklung noch stärker zu unterstützten. Allerdings lassen sich die unterschiedlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeitenden in der Regel nicht über einen Kamm scheren. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Wo beispielsweise der eine selbst schwierigste Projekte mit Engelsgeduld und Fingerspitzengefühl ins Ziel bringt, mag beim anderen in Sachen Durchhaltevermögen und Problemlösungskompetenzen durchaus noch Luft nach oben sein.

Individualisierung als Schlüssel

Dementsprechend lässt sich mit Weiterbildungsangeboten von der Stange schon heute kaum noch ein Blumentopf gewinnen. Das sehen die Angestellten ähnlich: Laut einer aktuellen Studie der Online-Jobplattform Stepstone ist die Mehrheit der Befragten unzufrieden mit dem Lern- und Entwicklungsangebot in ihrem Unternehmen. Sie wünschen sich mehr Vielfalt in der Auswahl der Lernmethoden sowie Weiterbildungsangebote, die besser auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer würde ihre Weiterbildungspfade gerne eigenverantwortlicher gestalten. Außerdem empfiehlt die Studie, Lernen zu einem immanenten Bestandteil des Arbeitsalltags zu machen und nicht auf formale Wissensvermittlung zu begrenzen. Anstatt zu festen Zeiten und in Präsenz zu lernen, gehe der Trend zu kleineren Wissensblöcken, sogenannten Learning Nuggets.

Höchste Zeit also, dass Unternehmen die Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden neu denken – und dabei vor allem die folgenden beiden Aspekte berücksichtigen: Zum einen müssen Lerninhalte wesentlich stärker an den individuellen Bedürfnissen der Lernenden ausgerichtet werden, zum anderen gehören aber auch die Lernformate auf den Prüfstand. Denn obwohl der Corona-bedingte Digitalisierungsschub die Entwicklung innovativer Lernformate angefeuert hat, klafft nach wie vor eine Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Während sich viele Angestellte nach Learning-on-Demand-Angeboten und individualisierten Fortbildungsmöglichkeiten sehnen, sucht man diese beim überwiegenden Großteil der deutschen Unternehmen bislang vergebens. Dabei stellen gerade derartige Formate die Weichen für erstklassige Lernerfolge. Schließlich lernt jeder anders. Und eben am besten das, was ihn interessiert und weiterbringt.


  1. Future Skills identifizieren – und vermitteln
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