Diese radikale Idee stellt Klaus F. Zimmermann, Direktor des Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in einem Meinungsartikel in der Süddeutschen Zeitung dar. Die Kernfrage für den Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften in Bonn sei demnach, wem die »Roboter von morgen« gehören.
Für Zimmerman ist klar: Wenn im Rahmen von Industrie 4.0 und Digitalisierung Produktivität und Rendite steigen, dann müssen neue Entlohnungskonzepte her. Wenn Arbeit und Privatleben verschwimmen, dann geht das nur mit mehr Freiheiten, Freiräumen und auch Pflichten einher, u.a. für lebenslanges Lernen.
Zimmermann geht es im Kern um Mit-Unternehmertum, bei dem die Angestellten als Anteilseigner an immer intelligenteren Maschinen ihren Teil der digitalen Dividende bekommen. Diese Form der »Mitbestimmung« sieht Zimmermann mit Blick auf die Gewerkschaften als die zukunftsträchtigere. Diese hätten aus Sorge vor den Risiken bisher eher gebremst, Mitbestimmung statt Mitbeteiligung bevorzugt.
Das klassische Normalarbeitsverhältnis, das die Gewerkschaften nur behutsam verändern wollen, sieht Zimmermann als Auslaufmodell.
»Projektgebundene, virtualisierte Arbeit, die an nahezu jedem beliebigen Ort ausgeführt werden kann«, soll »betriebliche Organisationsformen revolutionieren und aus vielen Beschäftigten Arbeitnehmer-Selbstständige machen«, schreibt er im Forum in der SZ.
Immer mehr Betriebe würden kosten-und innovationsintensive Bereiche an externe Experten auslagern, die virtuell mit der eigenen Belegschaft kooperieren.
Dass Miteinander von In- und Externen ist heute schon in vielen Branchen Realität. Die Externen sind in der Regel von den lukrativen Tarifverträgen der OEMs ausgeschlossen. Bestenfalls haben sie eigene Tarifverträge, sehr häufig aber keinerlei Mitbestimmungsvertretung.
Dies will Zimmermann aushebeln: Indem auch die Externen am digital erwirtschafteten Gewinn unmittelbar beteiligt werden.
Mitarbeiter zu Mit-Unternehmern zu machen, hält Zimmermann für den »vermutlich effizientesten Weg für eine gerechtere Einkommenssymmetrie«, der in Deutschland aber noch recht unterentwickelt sei.
Derzeit gebe es nur für zwei Prozent aller Beschäftigten in Deutschland solche Angebote.
Zimmermann appelliert daher an die Gewerkschaften, neue Wege zu gehen, etwa Arbeitnehmer-Stiftungen für die Kapitalbeteiligung an der digitalen Wirtschaft zu organisieren.
Ein »digitales Prekariat« sei kein realistisches Szenario, vor allem dann nicht, wenn die Produktivitätsgewinne der »Arbeitswelt 4.0« breiter gestreut würden.