In der modernen Arbeitswelt müssen Führungskräfte über die Kompetenz verfügen, andere Menschen für sich und ihre Ideen einzunehmen. So müssen sozusagen Influencer in ihrem Umfeld sein. Wie macht man das?
Führungskräfte, die erfolgreich, also wirksam sind, können das Denken und Handeln der Menschen in ihrem Umfeld beeinflussen. Ihnen gelingt es zudem, ein Milieu zu kreieren, in dem andere Menschen sich gerne für das Erreichen der gemeinsamen Ziele engagieren.
Tendenziell war das schon immer so. Dessen ungeachtet haben sich jedoch die Rahmenbedingungen von Führung gewandelt. So wurden im Zuge der Globalisierung und Digitalisierung zum Beispiel die Beziehungsnetzwerke in den Unternehmen stets komplexer. Deshalb gilt es heute beim Führen mehr Interessen als früher zu berücksichtigen. Außerdem müssen die Führungskräfte in ihr Denken und Handeln verstärkt Personen integrieren, die ihnen nicht unterstellt sind – so zum Beispiel strategisch relevante Dienstleister.
Die Führungsaufgabe wird auch komplexer, weil die Belegschaften der Unternehmen immer heterogener werden: „digital natives“ müssen mit „digital immigrants“ kooperieren, Europäer mit Asiaten, festangestellte Mitarbeiter mit Freelancern und, und, und…. Und all diese Individuen soll die arme Führungskraft führen und inspirieren – und zwar
Das ist nur möglich, wenn die Führungskräfte sich als Beziehungsmanager verstehen, deren Kernaufgabe es ist, die Beziehungen im System Unternehmen so zu gestalten, dass die Mitarbeitenden effektiv zusammenarbeiten können; außerdem als emotionale Leader, deren Aufgabe es ist, ihre Netzwerkpartner zu inspirieren. Sie müssen sozusagen „Beeinflusser“ bzw. „Influencer“ in ihrem sozialen Umfeld werden. Hierfür benötigen sie unter anderem feine Antennen für die unterschiedlichen Stimmungen und Interessenlagen.
Doch dies allein genügt nicht. Sie müssen sich auch viel Zeit für das Gespräch sowie den Meinungs- und Gedankenaustausch mit ihren Netzwerkpartnern nehmen, denn: Kommunikation bleibt die Basis von Beziehung und die wichtigste Informationsquelle. Dabei ist es wichtig, auch die informellen Botschaften wahrzunehmen, die Personen zwischen den Zeilen artikulieren – was gerade bei einer virtuellen Kommunikation oft sehr schwierig ist, unter anderem, weil bei ihr die Körpersprache weitgehend entfällt.
Führungskräfte, die sich als Influencer verstehen, brauchen also eine hohe Achtsamkeit und viel Empathie. Sie müssen zudem, ihr Denken und Handeln situations- und kontextabhängig daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie damit die gewünschte Wirkung erzielen – sich also selbst als Lernende begreifen.
Als Führungskraft ein Influencer zu sein, bedeutet also nicht primär in den Social Media aktiv zu sein, denn: In den Unternehmen spielt zwar die Kommunikation per Mail und mittels solcher Kollaborationstools wie Teams und Zoom eine immer größere Rolle. Also müssen Führungskräfte diese effektiv nutzen können – speziell wenn sie virtuelle oder hybride Teams leiten. Anders verfällt es sich aber bezogen auf die klassischen Social Media wie Facebook, Instagram & Co. Sie spielen im Führungsprozess eine marginale Rolle, weil sich in ihm die wesentliche Kommunikation immer noch im persönlichen Kontakt vollzieht – sei es im Face-to face-Gespräch oder via Telefon, per Mail oder in Video-Konferenzen.
Ungeachtet dessen können Führungskräfte von den sogenannten Influencern in den Social Media viel lernen, wenn es um die Frage geht: Wie erreiche ich, dass andere Menschen mir folgen und sich von mir beeinflussen lassen?
So registriert man als Beobachter bei Online-Meetings von virtuellen und hybriden Teams in den Betrieben auch heute noch häufig:
Dabei wollen sie in den Meetings ihren Mitarbeitenden eigentlich stets auch die Botschaft vermitteln: „Wir arbeiten nun zwar als (weitgehend) virtuell zusammen, doch ansonsten gilt: Business as usual.“ Von ihrem persönlichen Auftritt geht jedoch oft die gegenteilige Botschaft aus.
Einer Führungskraft, die sich als Influencer versteht, passiert ein solches Missgeschick selten, denn sie reflektiert vor ihrem Auftritt: Welche Wirkung will ich erzielen, und wie sollte ich mich folglich präsentieren bzw. inszenieren?
Daran, dass alle Führungskräfte sich zu echten Influencern entwickeln, den andere Menschen bereitwillig und freiwillig folgen führt kein Weg vorbei, denn: Nur wenn Führungskräfte, andere Menschen für sich und ihre Ideen zu begeistern können, können sie in der von rascher Veränderung geprägten VUKA-Welt ihre Führungsaufgabe noch erfolgreich wahrnehmen. Als „lonely heroe“ gelingt ihnen dies nicht.