Kommentar

Acatech Positionspapier: Viel Bekanntes, viel Diskussion

29. Juni 2017, 13:41 Uhr | Robert Weber
Robert Weber, freier Mitarbeiter
© Robert Weber

Das Positionspapier spiegelt die aktuelle Diskussion zur Arbeit 4.0 wieder und fordert vereinzelt neue Ansätze für die Arbeit der Zukunft. Konnte man mehr erwarten?

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Jetzt hat auch die Acatech ihr Positionspapier zum Arbeiten in der Zukunft vorgestellt. Drei Handlungsfelder definieren die Autoren: Agilität, Lernen und Mitbestimmung. Viele neue Ideen findet der Leser nicht in dem Papier. Es lehnt sich an anderen Positionspapieren aus den unterschiedlichen Richtungen an. Vieles was im Acatech-Dokument gesagt oder gefordert wird, ist bekannt, nur wenige neue Ideen werden entwickelt. Das ist ein bißchen enttäuschend, liegt aber vielleicht auch daran, dass viele der Autoren auch in anderen Gremien aktiv sind und an diesen Stellen schon immer wieder ihre Vorstellungen veröffentlicht haben. 

Freelancer und Gewerkschaften

Nur an manchen Stellen setzten die Autoren interessante Akzente – beispielweise: Weiterbildung. Die soll bitte nicht staatlich organisiert werden, wie es das Weißbuch Arbeit 4.0 oder die SPD vorschlägt. Spannend auch: Die Mitbestimmung nimmt ein ganzes Handlungsfeld ein und die Autoren fordern die Arbeitnehmervertreter zur Veränderung auf – Änderungen im Betriebsverfassungsgetz inklusive. Das passt gar nicht zu den bisherigen Strategiepapieren, die im vorpolitischen Raum kusieren. Da von der CDU/CSU noch kein Konzept vorliegt, darf ich auf die SPD verweisen. Die Sozialdemokraten fordern eine Stärkung der Mitbestimmung – auch im Bereich Freelancer. Auch die Acatech will endlich die Grauzonen bei der Einbindung von Freelancern abschaffen. Eine neue Definition des Arbeitnehmerbegriffs könnte also kommen. Dazu kommt die Acatech-Forderung: 

Für die schnelle und fexible Einführung und Nutzung neuer softwarebasierter Arbeitsmittel sollten sich Mitbestimmungsprozesse auf die Einführung von IT-Tools fo-kussieren, die tatsächlich zur Verhaltens- und Leistungs- kontrolle genutzt werden sollen – nicht auf jene, die technisch dazu nur geeignet wären. 

Das wird sicherlich schwierig mit den Gewerkschaften und Betriebsräten. Das Acatech-Papier spiegelt den Stand der Diskussion gut wieder, setzt einige neue Akzente, aber der große Wurf ist es nicht, kann es und soll es vielleicht auch nicht sein, denn Arbeit 4.0-Papiere können immer nur Sammlungen von Ideen sein. Wichtig ist es jetzt, auszuprobieren und Erkenntnisse zu gewinnen. Dann kann man auch Forderungen an Betriebsräte, Gewerkschafter und Politiker stellen – vorher ist es viel Theorie. 

 


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