Mit einem klaren Kunden- und Produktfokus hat sich die Würth Elektronik eiSos in den letzten Jahren zu einem der größten europäischen Anbieter passiver und elektromechanischer Bauteile in Europa entwickelt. Mit der Verdoppelung der Belegschaft, dem Einstieg in neue Produktsegmente, der stärkerer Präsenz bei GreenPower-Lösungen und LED-Technik, wollen die CEOs Oliver Konz und Thomas Schrott auch in Zukunft zweistellige Wachstumsraten realisieren.
Markt&Technik: Würth Elektronik eiSos zählte in den letzten Jahren zu den schnellstwachsenden Bereichen der Würth Gruppe. Galt das auch für das Krisenjahr 2009 und das Wahnsinnsjahr 2010?
Oliver Konz: Das gilt noch immer. Während die Würth Gruppe im letzten Jahr ein Wachstum von etwa 14 Prozent verzeichnen konnte, hat die Würth Elektronik eiSos um über 20 Prozent zulegen können. Auch der Abschwung des Krisenjahrs 2009 hat sich in unserem Geschäftsbereich weniger stark niedergeschlagen als bei der Würth Gruppe. Während sie einen Umsatzrückgang von 18 Prozent hinnehmen musste kamen wir sozusagen mit einem Blauen Auge davon. Unser Umsatzrückgang lag 2009 weltweit bei 9,5 Prozent.
Wie stellte sich für Sie das Jahr 2010 dar und mit welcher Entwicklung rechnen Sie nun für 2011? Halten Sie es für möglich, dass sich die Wachstumsdynamik des letzten Jahres fortsetzt?
Thomas Schrott: Das letzte Jahr war von einer tollen Erholung in allen Bereichen des Marktes geprägt, da gab es aus unserer Sicht keine Ausnahme! Wir haben bereits im 3. Quartal des Vorjahres das Umsatzvolumen des Jahres 2008 überschritten.
Diese Wachstumsdynamik wird sich nach unserer Einschätzung weiter fortsetzen. Auf welchem Niveau, das wird sich im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres zeigen. Wir gehen in unserem Forecast von einem deutlich zweistelligen Wachstum für 2011 aus, und ich meine damit organisches Wachstum! Der Grund für die rasche und offenbar nachhaltige Erholung ist darin zu suchen, dass es keine wirkliche Krise in der Elektronikbranche gegeben hat, es gab ein Cash-Management-Problem, aber keine branchenbedingte Krise.
Mit zu Ihrer kräftigen Erholung im Vorjahr dürften Investitionsentscheidungen beigetragen haben, die Würth eiSos im Krisenjahr 2009 getroffen hat. Damals sicherlich keine populäre und gegenüber dem Mutterkonzern leicht zu erklärende Maßnahme, oder?
Konz: Wir sind, wie bereits erwähnt, mit einem Minus von 9,5 Prozent durch das Krisenjahr 2009 gegangen. Trotz, ich würde sogar fast sagen, wegen der damals betrüblichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben wir uns für weltweite Investitionen in Höhe von 25 Mio. Euro entschieden. Gestärkt haben wir damit vor allem die Bereiche Produktion, Qualität und Logistik.
Auch beim Thema Mitarbeiteranpassung haben wir uns teilweise antizyklisch verhalten. Zwar wurde die Mitarbeiterzahl an den asiatischen Produktionsstandorten 2009 stark abgebaut, in Deutschland und Europa haben wir dagegen in Kunden nahen Abteilungen unsere Mannschaft weiter ausgebaut. Seit Ende 2009 bauen wir weltweit unsere Mitarbeiterzahl wieder stark auf und beschäftigen inzwischen mit 4800 Mitarbeitern heute mehr Beschäftigte als im Jahr 2008.
Auch die Tatsache, dass wir im letzten Jahr trotz der enormen Auftragssteigerung einen Servicegrad von 98,5 Prozent bei zeitgerechter Lieferung erreicht haben, ist auf Entscheidungen im Krisenjahr 2009 zurückzuführen. Wir haben uns Mitte 2009 für einen Lageraufbau entschieden. Das hat uns im Vorjahr durch viele neue Designs-ins einen klaren Wettbewerbsvorteil verschafft.
Sie sprachen von Investitionen in Produktion, Qualität und Logistik. In welche konkreten Projekte wurde investiert?
Schrott: Wir haben eine weitere Produktion für Automotive in Shenyang eröffnet, sowie ein Quality Center in Asien. Auch unser modernes Testlabor in Waldenburg hat von diesen Investitionen profitiert. Mit dem anstehenden Erweiterungsbau in Waldenburg haben wir die Möglichkeit, unsere Belegschaft an diesem Standort fast zu verdoppeln, wir werden dann hier Platz für rund 350 Mitarbeiter haben. Doch das wird nur ein Zwischenschritt sein, wir gehen heute davon aus, dass wir in drei bis vier Jahren hier rund 500 Mitarbeiter beschäftigen werden.
Gleichzeitig haben wir hier in Waldenburg in eines der modernsten und zukunftsweisenden IT-Rechenzentren und Technologien investiert. Bei uns ist Cloud Technologie heute bereits Wirklichkeit. Alle unsere Mitarbeiter können virtuell auf alles zugreifen was sie brauchen und dürfen. Auf diese Weise werden nun weltweit keinerlei Daten mehr hin und her geschoben. Diese Anlage wird Vorbild und Master für die IT-Evolution in der gesamten Würth Gruppe sein.
Waldenburg zählt nicht zu den Clustern der deutschen Elektronikbranche. Sie haben von Anfang an großen Wert auf Ausbildung gelegt. Genügt das, um ihren rasch wachsenden Personalbedarf in Deutschland zu decken?
Schrott: Seit unserer Gründung haben hier bereits mehr als 60 Auszubildende ihr »Handwerk« erlernt. Besonders erfreulich ist aus unserer Sicht natürlich die geringe Fluktuation am Standort, wir bilden also nicht für den Wettbewerb aus, sondern profitieren langfristig von der Investition in unsere Mitarbeiter.
Der kräftige Ausbau der Belegschaft in der Vergangenheit und unsere Wachstumspläne für die Zukunft haben Personalmanagement seit etwa drei Jahren zu einem entscheidenden Instrument unserer Unternehmenssteuerung werden lassen. Im Zuge der Investition in sogenannte »High Potentials« hat Würth Elektronik eiSos auch schon einige Top Manager für die Würth Gruppe hervorgebracht. Dazu zählen etwa Norbert Heckmann und Denis Giba. Heckmann steht heute als Sprecher der Geschäftsführung an der Spitze der Würth Mutter mit 5370 Mitarbeitern in Deutschland. Giba hat vor kurzem die Geschäftsführung Vertrieb des Bereichs CBT/Leiterplatten übernommen.
Diese Beispiele zeigen, die Würth Elektronik eiSos hat sich inzwischen zu einem Karrieresprungbrett für den Führungsnachwuchs der Würth Gruppe entwickelt.