Alexander Everke, CEO von ams

»Was wir heute entwickeln, wird auch in 15 Jahren gebraucht«

12. Februar 2019, 12:32 Uhr | Heinz Arnold
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Lidar wird ein großes Thema bleiben

Wie sieht es in den bestehenden Märkten aus?

Unsere Miniaturkamera – sie ist nicht größer als ein Stecknadelkopf und erlaubt es unter anderem, wegwerfbare Endoskope zu bauen – erfreut sich bereits reger Nachfrage in der Medizintechnik. Aber auch in Legobausteinen findet sie sich jetzt. An Lego hätte ich in diesem Zusammenhang ursprünglich auch nicht gedacht. Es tun sich also für solche Technologien immer mehr Möglichkeiten auf als ursprünglich angenommen, selbst in existierenden Märkten. Deshalb sind wir mit unseren Produkten nicht so stark vom Verkauf der Endgeräte abhängig. Auch wenn in einer schwachen Konjunkturphase weniger verkauft werden, steigt doch der Anteil unserer Sensorik pro Gerät weiter an. Das Auto ist dafür nur das bekannteste Beispiel.

Welche neuen Techniken begeistern Sie am meisten?

Einige habe ich bereits angesprochen, Lidar wird ein großes Thema bleiben und uns noch lange begleiten, dasselbe gilt für das 3D-Sensing. Ein anderes Thema wären die Multi-Lens-Arrays. BMW etwa setzt sie schon ein, um Lichtteppiche um das Auto zu erzeugen, etwa um zu zeigen, wo die Tür des Autos ist und das Branding über Lichteffekte auszubauen. Blinker und Bremslichter lassen sich so auf die Straße projizieren, um die Sicherheit für andere Verkehrsteilnehmer zu erhöhen.

Was tut sich im Bereich der Biosensoren?

Das ist ein weiteres wichtiges Thema, mit dem wir uns intensiv beschäftigen. ams hat einen Biosensor entwickelt, der Werte zum Blutbild, den Puls usw. sehr präzise messen kann und daraus das Stress-Level und einiges mehr ableiten kann. Weil er so präzise misst, wird er die medizinische Zertifizierung erhalten. Das alleine würde aber für den Erfolg im Markt nicht reichen; ams hat deshalb auch die Apps und das entsprechende Ökosystem darum aufgebaut, sodass jeder Anwender das System über sein Smartphone benutzen kann. Entsprechend unserer Strategie tun sich wiederum viele weitere Anwendungsmöglichkeiten auf: Der Biosensor lässt sich im Lenkrad im Auto einbauen, um dort den Gesundheitszustand kontinuierlich überwachen zu können. Wenn sich etwas tut, das einen Besuch beim Arzt erforderlich macht, bekommt der Arzt schon vorab einen Alarm und kann Maßnahmen in die Wege leiten.

Vielversprechend ist das Spectral Sensing auch für weitere Einsatzfälle, etwa in der Farberkennung. Sie lässt sich zur Lebensmittelüberwachung nutzen. Aber auch zur Farbabstimmung bei der Renovierung des Hauses kann sie wertvolle Dienste leisten, genauso im Modeumfeld bei der Farbwahl und beim Schminken. Dahinter stehen riesige Stückzahlen …

… die ams über bereits gewonnene Design-ins über die nächsten Jahre vorhersehbar realisieren kann?

Die Erfolge unserer Strategie haben sich ja schon sehr früh gezeigt, sogar schneller, als ich selber erwartet hätte; schon 2017 und 2018 ist ams mit der Fokussierung auf Sensoren rasant gewachsen. Das spricht für sich und, wie ich erklärt habe, spricht alles dafür, dass es sich fortsetzt, denn derzeit steigt die Anzahl der Design-ins weiter an, übrigens auch stärker, als ich erwartet hätte.

Was tut ams, um sich auf den Lorbeeren nicht auszuruhen, sondern weiter innovativ zu bleiben und in einem schwieriger werdenden Marktumfeld wie geplant überdurchschnittlich weiter wachsen zu können?

Wir werden weiter die Strategie verfolgen, über Zukäufe zu wachsen und darüber zusätzliches Know-how für weitere Innovationen zu gewinnen. Dabei hilft uns unser bisheriger Erfolg. Denn es hat sich herumgesprochen, dass ams im Sensormarkt eine Größe ist, es entwickelt sich ein beachtliches Momentum. Wir müssen uns deshalb gar nicht mehr um Übernahmen bemühen wie früher; Firmen, die interessante Techniken entwickeln, wollen nicht von irgendjemand, sondern vom Marktführer gekauft werden, der sicherstellt, dass die Technik, die sie entwickelt haben, tatsächlich im Markt ankommen. Sie klopfen bei uns an. Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass wir auch in einem schwierigen Marktumfeld prosperieren.


  1. »Was wir heute entwickeln, wird auch in 15 Jahren gebraucht«
  2. Die Technologien auf mehreren Wellen reiten
  3. Lidar wird ein großes Thema bleiben

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