Obsoleszenzmanagement

Langzeitlagerung stellt Verfügbarkeit sicher

21. Februar 2019, 16:30 Uhr | Von Holger Krumme
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Langzeitkonservierung mit dem TAB-Verfahren

Die drastische Reduktion der Alterung wird beim TAB-Verfahren im Wesentlichen durch drei Faktoren erreicht: Zunächst wird durch gezielte individuelle Temperaturreduktion die Aktivierungsenergie drastisch reduziert. Chemische Reaktionen laufen dementsprechend gar nicht oder nur sehr langsam ab. Dadurch werden viele der inneren (auf dem Halbleiterchip) und äußeren Alterungsprozesse nahezu gestoppt, wie es z.B. am Wachstum der intermetallischen Phase (Diffusion am Bauteilanschluss) zwischen dem Kupfer aus dem Inneren des Bauteilpins in das Zinn der Pinoberfläche, als ein Indikator für Diffusionsprozesse, deutlich gezeigt werden kann (Bild 4).

Die jahrzehntelange Forschung und abgestimmte Verfahren ermöglichen es dabei, kritische Nebeneffekte, wie z. B. die Zinnpest, auszuschließen. Die Lagerung insbesondere bei tiefen Temperaturen erfordert eine genaue Kenntnis der Umwandlungsprozesse, um durch geeignete Einstellung der Lagerungsparameter und zugehörige Überwachungsstrategien eine Umwandlung zu verhindern.

Der zweite wesentliche Faktor des TAB-Verfahrens ist ein von HTV entwickeltes System aus speziellen Funktionsfolien und individuell zusammengestellten komponentenspezifischen Absorptionsmaterialien. Diese bewirken die Absorption organischer und anorganischer Schadstoffe, die aus den elektronischen Komponenten ausgasen oder auch von außen in die Verpackungen diffundieren.

Der dritte Faktor ist ein spezieller konservierender Gascocktail, welcher die zu lagernden Komponenten umspült und Korrosionsprozessen entgegenwirkt. Zudem werden Feuchtigkeit, Sauerstoff und Gaszusammensetzung kontrolliert und auf das Produkt angepasst eingestellt, sodass eine Alterung bestmöglich reduziert ist.
Die eingelagerten Materialien und elektronischen Komponenten werden während der Lagerung durch geeignete Analysemethoden zyklisch überwacht. Im Rahmen regelmäßiger Kontrollen findet außerdem eine Überprüfung der Lagerungsbedingungen statt.

Ein wesentliches Risiko bei der Langzeitlagerung ist die physikalische Sicherheit der Komponenten. Insbesondere Feuer ist eine sehr ernstzunehmende Gefahr, deren Auftrittswahrscheinlichkeit bei Lagerdauern von mehreren Jahrzehnten nicht unerheblich ist. Dementsprechend ist bei TAB die Lagerung in Hochsicherheitsgebäuden, die sich durch massiven Stahlbetonbau, besondere brandverhindernde Atmosphäre und aufwendige Alarm- und Kamera-Überwachungssysteme auszeichnen, ein wesentlicher Bestandteil und stellt neben optimierten Lagerungsbedingungen auch den Schutz vor Brand, Diebstahl und Naturkatastrophen sicher.

Tabelle. Vergleich verfügbarer Lagerverfahren
Tabelle. Vergleich verfügbarer Lagerverfahren.
© HTV

Bis zu 50 Jahre lagerfähig

TAB beherrscht die Risiken bei der Einlagerung elektronischer Komponenten umfänglich, indem im Gegensatz zur herkömmlichen Lagerung in Stickstoff-Dry-Packs oder Korrosionsschutz-Folien alle relevanten Alterungsprozesse elektronischer Komponenten stark reduziert oder sogar verhindert werden (Tabelle). TAB ermöglicht es damit, elektronische Komponenten wie etwa Bauteile, Baugruppen, Displays oder komplette Geräte bei vollem Erhalt der Verarbeitbarkeit und Funktionalität für bis zu 50 Jahre einzulagern.

Abkündigungen von Komponenten verlieren damit ihre Brisanz; Produktlebenszyklen können verlängert und das After-Sales-Business abgesichert werden.

 

Der Autor

 

Holger-Krumme von HTV
Holger-Krumme
© HTV

Holger Krumme

hat Elektrotechnik mit Schwerpunkt Nachrichtentechnik an der TU Dortmund studiert. Seine berufliche Laufbahn begann Krumme beim Unternehmen H. Horstmann im Bereich Hardware- und Software-Entwicklung von Mikrocontrollerschaltungen und Qualitätsmanagement. Seit 2001 ist er Technischer Leiter des Testhauses HTV in Bensheim als Managing Director – Technical Operations.

 


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