Halbleitermarkt: KI treibt Nachfrage

Europa darf den Anschluss nicht verpassen - Politik gefordert

29. Juli 2019, 16:35 Uhr | Iris Stroh
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KI-Halbleiter: CAGR beträgt knapp 50 Prozent

Die Umsatzentwicklung mit Halbleitern zwischen 2016 und 2022, unterteilt in die verschiedenen Absatzmärkte.
Die Umsatzentwicklung mit Halbleitern zwischen 2016 und 2022, unterteilt in die verschiedenen Absatzmärkte.
© PwC research

Für die PwC-Experten stellt KI in der nächsten Dekade für die Halbleiterindustrie eine ähnliche Katalysatorfunktion dar wie einst der PC und danach das Smartphone. Und obwohl viele der neuen KI-Anwendungen von Software-Algorithmen und nicht von der Hardware abhängen, gehen die Analysten davon aus, dass die Notwendigkeit an augenblicklicher Rechenleistung, Konnektivität und Sensorik eine massive Nachfrage nach KI-optimierten Halbleitern für das nächste Jahrzehnt auslösen wird. In der Studie heißt es weiter: »KI schafft eine beispiellose Chance für Halbleiterhersteller aufgrund seiner Anwendbarkeit in praktisch jeder Branche, der hohen Prognose was die schiere Anzahl der Chips anbelangt, die sowohl in der Cloud als auch im Edge benötigt werden, und dem wachsenden Bedarf an speziellen Rechenanforderungen zur Beschleunigung neuer Algorithmen.«

Konkret geht PwC davon aus, dass der Markt mit KI-Halbleitern von derzeit 6 Mrd. Dollar auf mehr als 30 Mrd. Dollar bis 2022 ansteigen wird. Das ist ein CAGR von knapp 50 Prozent. Der Markt mit Halbleitern für Inferenzsysteme soll weiterhin fragmentiert bleiben, da jeder der potenziellen Anwendungsfälle - Gesichtserkennung, Robotik, Fabrikautomatisierung, autonomes Fahren und Überwachung - eine maßgeschneiderte Lösung erfordern würde. Im Vergleich dazu werden Trainingssysteme in erster Linie auf traditionellen CPUs, GPUs, FPGA und ASICs basieren.

Europäische Halbleiterhersteller müssen aufholen

Da sich die Automobilindustrie in Europa zum Hauptabsatzmarkt für die Halbleiterbranche entwickeln wird, erklärt Werner Ballhaus, Partner und Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC Deutschland: »Diese Entwicklung ist auch für Deutschland als Automobilstandort relevant. Die Umsätze mit Halbleitern für den Automobilbereich werden der Studie zufolge mit einer CAGR von 11,9 Prozent am schnellsten wachsen. Sehr interessant ist auch, wie dieses Wachstumstempo zustande kommt: zum Beispiel infolge der zunehmenden Implementierung von Künstlicher Intelligenz in Automobilen.«

So benötigen Elektro- und Hybridautos ungefähr doppelt so viele Halbleiter wie herkömmliche Fahrzeuge. Die globalen Umsätze mit Chips zur Unterstützung von KI für alternative Antriebsstränge, Infotainment, ADAS-Fahrerassistenzsysteme, Fahrsicherheit und andere automobile Anwendungen werden bis 2022 auf fast 68 Mrd. Dollar steigen. Dabei ist die KI-Entwicklung noch am Anfang – und das riesige KI-Chip-Potenzial in autonom fahrenden Autos noch gänzlich unerschlossen.

Marcus Gloger, Partner der internationalen Strategieberatung von PwC, Strategy&, sieht im Chip-Boom allerdings auch ein Warnsignal für die europäische Halbleiterbranche: »Zwar ist sie bei Chips für alternative Antriebe und bei Leistungshalbleitern gut positioniert. Aber bei Halbleitern für KI-Lösungen in beispielsweise autonom fahrenden Automobilen hat sie erheblichen Nachholbedarf.« Dasselbe gelte für KI-Chips im Consumer-Electronics-Markt, zumal das Marktpotenzial hier noch größer als im Automobilbereich ist. »Wenn die europäischen Chiphersteller zukunftsfähig bleiben wollen, müssen sie in beiden Bereichen deutlich zulegen«, sagt Marcus Gloger.


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  2. KI-Halbleiter: CAGR beträgt knapp 50 Prozent
  3. Politische Förderung für beschleunigte Aufholjagd

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