Elektro- und Digitalindustrie

6 Mrd. Euro jährlich: Bürokratie bremst Unternehmen aus

24. Februar 2025, 6:16 Uhr | Iris Stroh
© ZVEI

Eine ZVEI-Umfrage zeigt: 91 Prozent der Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie leiden unter steigender Bürokratie, die sie jährlich über 6 Mrd. Euro kostet – mehr als 25 Prozent ihrer F&E-Ausgaben.

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Bürokratie und Berichtspflichten belasten die Unternehmen der Elektro- und Digitalindustrie immer stärker. Dies zeigt eine aktuelle Umfrage des ZVEI unter seinen Mitgliedsunternehmen. Eine große Mehrheit (91 %) gab an, dass der bürokratische Aufwand heute höher ist als noch vor fünf Jahren. Für die Unternehmen ist dieser Anstieg mit großen Kosten verbunden: Die finanziellen Aufwendungen summieren sich auf mehr als 6 Mrd. Euro. Dies entspricht etwa 3 Prozent des Branchenumsatzes beziehungsweise mehr als einem Viertel der Ausgaben für Forschung und Entwicklung.

»Unsere Mitglieder kämpfen sich inzwischen im wahrsten Sinne durch ein kostspieliges Regulierungsdickicht«, kritisiert ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel die bisher vergeblichen politischen Bemühungen um einen wirksamen Bürokratieabbau. Er erneuert die Forderung nach einer Effizienzwende, um Unternehmen unter anderem spürbar von bürokratischen Pflichten zu entlasten. »Die nächste Bundesregierung muss wie die EU-Kommission unbedingt gegensteuern, damit die Unternehmen sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren und wirtschaftlich wieder Fahrt aufnehmen können.« Eine Senkung des bürokratischen Aufwands um 25 Prozent, wie sie die EU-Kommission nun angekündigt hat, würde allein für die Elektro- und Digitalindustrie finanzielle Mittel von mehr als 1,5 Milliarden Euro für Investitionen freisetzen, die für Investitionen zur Verfügung stünden.

Höherer Aufwand, weniger Innovation, weniger Investition

Das Ergebnis der Umfrage verdeutlicht, wie sehr die Vielzahl an Vorschriften die Elektro- und Digitalindustrie behindert. Drei von fünf Unternehmen gaben an, der Aufwand schränke sie in ihrer Innovationstätigkeit ein. Fast ein Viertel stoppte demzufolge bereits geplante Investitionen in Deutschland oder der EU. Der größte Faktor für die hohe Bürokratielast ist der Umfrage zufolge der wachsende Umfang der Berichterstattung. 86 Prozent der befragten Unternehmen bewerteten die allgemeine diesbezügliche Belastung als hoch oder sehr hoch. Spezifisch für den Bereich Nachhaltigkeit und Umwelt gaben dies 82 Prozent an. »Allein für die Nachhaltigkeitsberichterstattung wenden die Unternehmen jährlich mehrere hunderttausend Euro auf«, rechnet der ZVEI-Präsident vor und fordert, die im Zuge des EU Green Deal hinzugekommenen Berichtspflichten grundlegend zu überprüfen.

32.000 Arbeitsstunden pro Unternehmen für bürokratische Aufgaben – drei von vier Unternehmen brauchen externe Hilfe

Im Durchschnitt beschäftigen sich rund 16 Personen ausschließlich mit externen bürokratischen Verpflichtungen. Allein drei Vollzeitstellen sind durchschnittlich notwendig, um die Vorgaben zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zu bewältigen. Insgesamt beläuft sich der personelle Aufwand über die Branche hinweg auf 32.000 Arbeitsstunden jährlich pro Unternehmen. »Diese Zahlen verdeutlichen die enormen Kapazitäten, die mittlerweile nicht mehr für die eigentliche unternehmerische Tätigkeit zur Verfügung stehen«, bemängelt ZVEI-Präsident Dr. Kegel die kontinuierliche Steigerung. Insbesondere Mittelständler näherten sich immer häufiger der Grenze ihrer Möglichkeiten.

»Wenn mehr als drei Viertel der Unternehmen nicht mehr in der Lage sind, ohne externe Beratung die Komplexität der Vorgaben zu durchdringen und sie quantitativ abzuarbeiten, zeigt das den Wildwuchs der Informationspflichten«, gibt Dr. Kegel zu bedenken. Hinzu kommen ineffiziente Prozesse der öffentlichen Institutionen, die oft noch nicht ausreichend digitalisiert sind: Fast zwei Drittel (63,5 %) der Unternehmen beklagen, dass der Umgang mit Behörden mindestens genauso viel Aufwand verursache wie der Inhalt der Vorschriften selbst.

Umfrage unter 123 Unternehmen mit einem Umsatz von fast 54 Mrd. Euro

An der durch den ZVEI selbst zwischen Dezember 2024 und Januar 2025 unter seinen Mitgliedern durchgeführten Umfrage beteiligten sich 123 Unternehmen mit mehr als 250.000 Beschäftigen. Mit einem Umsatz von 53,7 Mrd. Euro im Jahr 2023 repräsentieren sie 22,6 Prozent des Branchenumsatzes von 237,9 Mrd. Euro.


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