Weiterhin hohe Auftragseingänge bei passiven Bauelemente

Der Tanz auf dem heißen Vulkan neigt sich dem Ende zu

7. Oktober 2010, 16:07 Uhr | Engelbert Hopf
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Der Tanz auf dem heißen Vulkan neigt sich dem Ende zu

Auch wenn Zühlke vor allem bei neueren Produkten der zur Rutronik-Linecard gehörenden Hersteller eine Entspannung registriert, weist er doch auch darauf hin, dass dies nicht für alle Produktbereiche der Fall ist. »Speziell bei älteren Technologien, bei denen kein anhaltendes Steigerungspotential in Aussicht steht, werden kaum Investitionen in Kapazitätserweiterungen vorgenommen, da es sich aus Sicht der Hersteller nur um eine temporär hohe Nachfragesituation handelt.«

Lieferbestätigungen für 2013 und 2014 scheinen inzwischen jedoch wieder in den Schubladen der Lieferanten zu verschwinden. Sie wurden zwar in den vergangenen Monaten immer wieder von Geräteherstellern genannt, bestätigen will diese Zahlen derzeit aber niemand. »Lieferzusagen für 2013/14 waren die erste Reaktion der Hersteller auf überbuchte Fertigungskapazitäten«, blickt Knappmann zurück, »nur wenige Hersteller haben sich getraut, das böse Wort Allokation zu verwenden.« Auch Zühlke sieht  Lieferzusagen für 2013/14 nur als absolute Ausreißer, »die nur Ausnahmeprodukte vereinzelter Hersteller betrafen.«

Wirklich kritisch stellt sich nach Aussage von Branchenkennern derzeit vor allem die Situation bei Aluminium-, Filmkondensatoren und Tantalchipkondensatoren dar. Ein Umstand, für den Lüthje vor allem auch die Zulieferseite verantwortlich macht. Als besonders kritisch bewerten bewerten Theisen und Knappmann nach wie vor die Situation bei Tantal- und Folienkondensatoren. Speziell bei Filmkondensatoren ist neben der Preissteigerung bei den Rohmaterialien, nach Darstellung von Thiele der aktuelle Engpass auch darauf zurückzuführen, »dass sich einige Folien-Kondensator-Hersteller aus dem Geschäft zurückgezogen haben. Aus diesem Grund kann es in diesem Produktbereich zu Lieferzeiten von bis zu 12 Monaten kommen.«

Doch selbst wenn der Kunde die Ware bekommt, muss er sich zum Teil auf höhere Preise einstellen. So sind Premium-Fees für die Hersteller ein hilfreiches Instrument, um die Sonderaufwände für verkürzte Lieferzeiten, etwa die zuletzt massiv gestiegenen Ausgaben für Luftfracht zu kompensieren. Aber auch die deutlichen Anstiege bei den Rohstoffpreisen etwa im Fall von Tantal, Palladium und metallisierter Polypropylenfolie, schlagen sich zusammen mit Währungsschwankungen, wie etwa den über Monate hinweg angestiegenen Yen-Kurs in Preissteigerungen nieder.

Angesichts der Entwicklung bei den Rohstoffpreisen hält Knappmann Preissteigerungen von 30 Prozent für nicht der Rede wert. Zühlke verweist zudem darauf, dass speziell in chinesischen Produktionen zuletzt gravierende Personalkosten- und Energiepreissteigerungen, die nicht durch Effizienzverbesserungen auszugleichen waren, für einen Preisschub gesorgt haben. Auch Leicher rechtfertigt partielle Preissteigerungen bei Bourns von bis zu 30 Prozent damit, »dass einige Edelmetalle und andere Rohstoffe noch dramatischer im Preis gestiegen sind!«

Dr. Albertsen hält angesichts der aktuellen Situation am Markt Preissteigerungen im Bereich von 10 bis 15 Prozent für normal, »wenn der Kunde allerdings, wie auch zu beobachten ist, mit Preiserhöhungen von 30 bis 100 Prozent konfrontiert wird, sollte er sich fragen, ob es sich dabei wirklich um einen geeigneten Hersteller für die Zukunft handelt.« Auch Frank verweist darauf, dass beispielsweise japanische Elko-Hersteller ihre Kunden spätestens bei den Verhandlungen für das Jahr 2011 mit Preiserhöhungen konfrontieren werden.

Auch wenn neben der Performancesteigerung weiterhin die Miniaturisierungsbestrebungen in den R&D-Abteilungen im Vordergrund stehen, so zeichnet sich doch immer deutlicher ab, dass das Thema Bauelemente kleiner 01005 bis auf absehbare Zeit wohl nur ein Topic für Machbarkeitsstudien bleiben wird. Aus Sicht von Theisen tendiert die Nachfrage nach solch extrem kleinen Bauformen nach wie vor gegen Null, »da kein Kunde diese Bauteile verarbeiten könnte, selbst wenn er es wollte!«

Thiele weist zwar darauf hin, das TDK-EPC unter anderem bereits Vielschicht-Keramikkondensatoren in der Bauform 01005 fertigt, für weitere Miniaturisierungsschritte scheint er aber die Modultechnologie zu favorisieren. Sauer kann Aktivitäten, die auf Bauteile kleiner 01005 zielen, nicht wirklich erkennen und Lüthje weist schon mal warnend darauf hin, »dass eine weitere Miniaturisierung mit erheblich höheren Preisen einher gehen wird.« Zusammen mit den technischen Beschränkungen solcher kleinen Bauteile, so das Fazit zum Thema Komponenten kleiner 01005, wird der deutlich höhere Preis solcher Lösungen die traditionell größeren Standardbauelemente weiter auf den Markt halten.


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