Weniger Lieferengpässe, aber…

Chips für Autos bleiben knapp

2. Januar 2023, 6:40 Uhr | dpa ha
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Laut Ifo-Institut meldeten im November 59,3 Prozent der monatlich befragten Firmen Materialknappheit. Chips für Autos werden noch länger knapp bleiben.

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Zwar hat sich die Nachfrage nach Consumer-Geräten wie Computer und Smartphones abgeschwächt doch kämpfen immer noch viele Branchen mit Materialknappheit – immerhin fast 60 Prozent laut Ifo-Institut. 

Besonders angespannt war laut Infineon die Liefersituation zuletzt bei Mikrocontrollern. »Die Kapazitäten sind noch immer knapp, doch erwarten wir eine zunehmende Entspannung im Jahresverlauf 2023«, sagte ein Sprecher von Infineon. 

Allerdings erwartet Infineon einen weiter ansteigenden Bedarf nach Leistungshalbleitern, die unter anderem in Elektromotoren, und Stromgeneratoren von Windrädern zum Einsatz kommen.  

Sowohl Mikrocontroller als auch Leistungshalbleiter benötigen auch die Autohersteller. Die Autoindustrie litt laut Münchner Ifo-Institut im November von allen Industriezweigen am stärksten unter Lieferengpässen. So ist etwa bei Audi in Ingolstadt nicht von Entspannung die Rede, sondern von »struktureller Unterversorgung mit Halbleitern«. 

Das ist nicht das einzige anhaltende Problem: »Neben der allgemeinen Versorgungsknappheit erschweren zusätzliche Umstände, wie etwa der Ukraine-Krieg, die Energiekrise oder auch Maßnahmen im Rahmen der Corona-Pandemie die reibungslose Aufrechterhaltung der weltweiten Lieferketten«, sagte eine Sprecherin – und betont, trotz der Herausforderungen sei Audi bisher gut durch die Halbleiterkrise gekommen. »Wir produzieren, wann immer wir können.«

Die VW-Tochter geht ebenfalls davon aus, dass sich die Versorgungssituation mit Halbleitern 2023 entspannen wird, allerdings nicht gänzlich. Audi rechnet demnach weiter mit »einzelnen Engpässen bei Automotive-spezifischen Halbleitertechnologien«. 

Dagegen entspannt sich die Situation in anderen Branchen, wie eine Sprecherin von Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) erklärt: »Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Lage deutlich verbessert. Den Großteil unserer Geräte können wir normal produzieren und dem Handel ausliefern, so auch unsere Geschirrspüler, die besonders stark von den Lieferproblemen betroffen waren.« 

Kleingeräte wie Küchenmaschinen, Kaffeevollautomaten und Staubsauger sind demnach sehr gut lieferbar, ebenso große freistehende Maschinen wie etwa Wäschetrockner. »Bei wenigen Baureihen und Produkten sind immer noch spezifische elektronische Bauteile knapp und die Lieferzeiten noch etwas länger. Insgesamt hat sich aber die Liefersituation von elektronischen Bauteilen und Chips entspannt und wir rechnen auch im kommenden Jahr mit einer weiteren Erholung«, so die Sprecherin.

Der Mangel an Material und Vorprodukten habe sich zuletzt etwas entspannt, bleibe aber ein großes Problem für die Unternehmen, resümiert Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). »Es ist zwar positiv, dass sich die Lieferengpässe derzeit leicht entspannen. Aber zum Teil ist das schlicht eine Folge der nachlassenden Weltkonjunktur.« Demnach melden viele Unternehmen, dass Aufträge verschoben, reduziert oder komplett storniert werden. »Zum Angebotsproblem durch Engpässe kommt ein Nachfrageproblem.«

Abgesehen davon bleiben Unsicherheiten, insbesondere die Lage in China. Die dortigen drakonischen Corona-Restriktionen waren eine wesentliche Ursache der globalen Lieferprobleme. Nunmehr grübeln Ökonomen und Manager, welche Auswirkungen die Corona-Kehrtwende der chinesischen Führung auf die Weltwirtschaft haben wird. Nach dem Ende der rigiden Isolierung von Corona-Infizierten breitet sich der in China so rasant aus, dass sich in manchen Betrieben vor Weihnachten bereits die Hälfte der Belegschaft krank gemeldet hat und Lieferdienste ihre Tätigkeit einstellen mussten. 


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